Die NVA und ich - ich und die NVA = eine gute Gemeinschaft

Gestern 18:48 (zuletzt bearbeitet: Gestern 18:54)
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Bei mir begann alles schon in der 6. Klasse. Da habe ich meine Eltern mit der Mitteilung geschockt, dass ich Offizier werden will. Das hatte gesessen. Mein Vater, der selber Offizier war, bekam erst einmal kein Wort raus. Aber er fing sich schnell. Er fragte nur, ob es mein Ernst sei. Als ich mit "JA" antwortete, sagte er nur noch: "Da hast Du Dir keinen leichten Beruf ausgesucht.". Später stellte sich heraus, dass er absolut Recht hatte. Aber meine Eltern wiesen auch darauf hin, dass ich ab sofort auch in der Schule Gas geben müsse, da ich ja das Abi bräuchte, damit ich zum Studium zugelassen werde. Das war mir aber schon klar, da ich bei meinem Klassenlehrer (Reserveoffizier) schon vorgefühlt hatte. Zum Glück ist auch alles gut gegangen und ich hatte 1977 mein Abitur in der Tasche. Aber bis dahin gab es auch noch ein paar Anekdoten. Zum Beispiel musste ich 2 x zur Musterung. Bei der ersten Musterung mit 16 Jahren wurden eigentlich die Weichen schon für meinen Werdegang gestellt. Aber dann musste ich mit 18 noch einmal dahin. Und da wurde es für mich etwas lustig. Die ärztliche Untersuchung war kein Problem. Aber das Gespräch danach vor einer Kommission aus 3 Offizieren war etwas komisch. Die Kommission wurde durch einen Oberstleutnant geleitet, der auch sofort das Wort ergriff. Er fragte mich, ob ich eventuell Interesse daran habe, als Unteroffizier für 3 Jahre zur Armee zu gehen. Darauf antwortete ich, ohne lange zu überlegen, mit einem klaren "NEIN". Danach kam die Bemerkung von ihm, dass er mich dann auch nicht nach 10 Jahren Dienst fragen braucht. Auch hier antwortete ich sofort mit einem klaren "NEIN". Nun kam mir der Verdacht, dass der meine Akte noch nicht gelesen hatte und nicht wusste, dass ich Offiziersbewerber war. Das merkte ich sofort bei der nächsten Bemerkung, als er etwas abwertend sagte, dass es dann wohl nur beim Grundwehrdienst bleiben würde. Jetzt machte ich mir den Spass (typischer EOS-ler) und antwortete wieder nur mit einem klaren "NEIN". Da schaute er mich mit einem seltsamen Blick an und sagte in einem merkwürdigen Ton: "Sie wollen den Wehrdienst also verweigern?". Darauf hin gab es wieder nur ein klares "NEIN" von mir. Jetzt war er vollkommen verdattert und fragte mich: "Ja was denn nun?": Ich sagte nur, dass es schon seit ein paar Jahren in meiner Akte steht, dass ich Offiziersbewerber bin und die Absicht habe, nach dem Abitur im Herbst 1977 ein Studium in Löbau zu beginnen. Einer seiner Beisitzer konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Von dem Oberstleutnant kam nur ein lauter Brüller: "Raus hier. machen Sie, dass Sie rauskommen!". Damit war die Musterung zu Ende.
Natürlich wurde ich draussen gefragt, was ich gemacht hatte, dass der Genosse Oberstleutnant so wütend war. Ich erzählte kurz die Geschichte und wurde lachend nach Hause geschickt.
Am 15.08.1977 bin ich dann in Löbau eingerückt als Offiziersschüler der Sektion 02 mot. Schützen. Aber ich sollte eigentlich nur 10 Tage in Löbau bleiben, da ich vorgesehen war, in Leuna das eine Jahr zum Betriebsschlosser zu absolvieren. Also hieß es erst einmal, den Exerzierplatz kennen zu lernen, da wir ja schließlich zur Vereidigung ordentlich marschieren sollten. Die Vereidigung ging ohne Vorkommnisse über die Bühne. Am Tag danach mussten wir alle in den Klubraum einrücken. Und wieder sassen mal ein paar Offiziere vor der versammelten Mannschaft. Einer von Ihnen erzählte uns, dass es im Jahrgang vor uns einige Entpflichtunsggesuche gegeben hat und damit ein paar Studienplätze für das neue Studienjahr frei wären. Er hatte noch nicht ausgesprochen, als ich meinen Arm hob. Er unterbrach seine Ansprache und fragte mich: "Genosse Offiziersschüler haben Sie eine Frage?". Wie es sich gehörte stand ich auf und antwortete: "Genosse Major ich habe nur eine Frage. Ist es möglich, das Jahr in Leuna zu überspringen und sofort mit dem Studium zu beginnen?". Er lachte laut und fragte nach meinem Namen. Nachdem ich ihn genannt hatte, sagte er nur, dass ich der Erste auf der Liste bin. Ich plumste regelrecht auf meinen Sitz und musste erst einmal tief Luft holen. Wir waren dann 15 Leute, die das Studium sofort beginnen durften. Alle anderen sind dann nach Leuna gefahren und wir haben sie erst ein Jahr später wiedergesehen. Wir 15 Leute wurden dann nach Zittau verfrachtet, da das erste Studienjahr der Sektion 02 in Zittau stattfand. Dort angekommen (am Montag) hieß es, es wird die Kompanie vorbereitet, damit am Montag die Offizierschüler aus Leuna einziehen konnten. Wir mussten sämtliche Betten beziehen, die Schränke beschriften und natürlich sauber machen. Es wurde gesagt, wenn wir rechtzeitig fertig sind, können wir in den Urlaub fahren. Was soll ich sagen, am Mittwoch abend waren wir fertig. Am Donnerstag war dann durch den Spieß und den KC - Major Abt - die Abnahme. Wir hatten gut gearbeitet und sassen alle am Nachmittag in den Zügen in die Heimat. Als ich am Abend nach knapp 10 Tage zu Hausew klingelte, öffnete mein Vater mir die Tür. Erstaunt mich zu sehen, kam nur die Bemerkung von ihm: "Was willst Du denn schon hier?".
Das war mein Start in die NVA.

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Gestern 20:48 (zuletzt bearbeitet: Gestern 20:53)
#2
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warum kommt mir Deine WKK-Episode nur so bekannt vor nur bei mir hat der "chef de la commission" nicht gebrüllt; im Gegenteil ,dem fehlten die Worte... aber per Rausschmiss wegtreten durfte ich trotzdem
Siehe auch Die Wehrbezirks- und Wehrkreisorgane Beitrag 6

Es liegt in der menschlichen Natur, daß man von jeder Einrichtung die Dornen stärker empfindet als die Rosen.

Otto Eduard Leopold Fürst von Bismarck (1815 - 1898), preußisch-deutscher Staatsmann und 1. Reichskanzler

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Gestern 22:57
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Daran siehst Du, dass wir in vielen Dingen gar nicht so unterschiedlich sind. 🤣🫡

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