Einberufung-der erste Tag in der Kaserne und dann ging es immer weiter- Die Geschichte eines Erfurter Wehrdienstleistenden

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28.03.2024 14:41
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38

Lehnitz hat uns wieder

Wenn nun jemand denkt mit dem Einzug in die Kaserne sei die Übung beendet gewesen der irrt gewaltig. Die Technik musste nun an den bestimmten Plätzen abgestellt werden, vorher hieß es aber zu einem ersten Waschen der Fahrzeuge musste die Waschrampe im Gefechtspark frequentiert werden.

Die Wummen wurden auf den dafür festgelegten Plätzen abgestellt, würden dann erst einmal vom gröbsten Schmutz befreit werden. Alles Gerödel was auf die Batterie gehörte wurde danach dorthin zu Fuß verbracht. Schließlich mussten die Waffen noch in die Waffenkammer zurückgeführt werden, eigentlich hätten die noch geputzt werden müssen, darauf verzichtete der Spieß aber angesichts der vorgerückten Stunde. Kurz vor Mitternacht war dann endlich alles so ziemlich wieder an Ort und Stelle wo es hingehörte. Die Batterie rückte nun in die Stuben ein. Ruck Zuck erfüllte sich die Batterieluft mit Kaffeegeruch.

Da ich schon gleich bei Ankunft mit der Batterieführung Richtung Batterie abgetrabt bin
konnten sich meine Zimmerkameraden nun waschen oder sogar duschen und sich an einen gedeckten Tisch setzen. Während ich für die Batterieführung belegte Brote und frisch gebrühten Kaffee vorbereitet hatte, viel das natürlich für die Jungs von Stube 223 mit ab.

Der Waschraum und die B/A Kammer hatten in dieser Nacht Hochfrequentierung, der montierte Gartenschlauch stand in der Nacht allen zur Verfügung, jetzt kam nicht mal die DHJ Rangordnung durch. Jeder wollte nur irgendwie sich waschen, rasieren, Essen , trinken und schlafen. Kurz nach ein Uhr war dann auch endgültig Ruhe auf der Batterie bis zum nächsten Wecken um sechs Uhr, da kannte man keine Gnade. Der Weckpfiff am nächsten
Morgen fiel aber verhalten aus, Frühsport war diesmal nicht. Der richtige Tritt kam erst nach dem Frühstück in Gang. Vorher sah man auch von den Sternenbestückten Vorgesetzten auch nichts.

Nach dem Frühstück hieß es antreten, die gesamte Abteilung vor dem Abteilungsgebäude.
Eine Auswertung der Klietzer Übung fand statt. Bevor es dazu kam, fiel erst einmal Soldat Elend dem Abteilungskommandeur Oberstleutnant Buchs durch seine unordentlich, schmutzige FDU und die fehlende Rasur auf. Gewaschen hatte er sich auch nicht so richtig, er sah zumindest so aus.
Der OSL winkte den Stabschef heran, Hauptmann Büller marschierte auf den Kommandeur zu, dieser sagte etwas zu ihm was wir nicht hören konnten. Der Kehrt um zu seinem Ausgangspunkt zurück, gab den Befehl Major Balsow zu mir. Nun setzte sich unser Major in Gang und marschierte zum Stabschef, lassen sie den Soldaten Elend vortreten, Kalle kehrt um und zurück an seine Stelle. Dann brüllte er los, 10. Batterie Achtung, Soldat Elend (alle anderen EKs waren inzwischen Gefr.) zwei Schritte vorgetreten.


Soldat Elend, der Schrecken der Batterie, einer der sich seinen Mund nicht verbieten lies

Elend tat das befohlene und stand nun vor der angetretenen Abteilung. Der OSL ging auf ihn zu, um ihn herum und dann bellte er los. Soldat Elend sie heißen nicht nur Elend sie sind auch elendig, wie sehen sie denn aus? Wären sie mein Sohn, würde ich sagen wie ein Schwein.

Bevor Apollo noch etwas sagen konnte, konterte Elend , Genosse Oberstleutnant, sie sind aber nicht mein Vater und deswegen verbitte ich mir das auch, Apollo lief rot an, die Truppe griente und nun flippte Apollo ganz aus. Genosse Soldat ich bestrafe sie hiermit wegen Nichteinhalten der Dienstvorschriften …. mit sofortigen dreitägigen Arrest. Treten sie weg, holen sie ihre Schwarzkombi, sie treten den Arrest auf der Stelle an.



Apollo unser Abt. K., der Herr im Umhang, das einzige Bild welches ich von ihm habe. Hinter ihm dann unserer Späterer BO

sicher nicht oft passiert, dass ihm einer die Show stahl. Er war inzwischen auch knallrot angelaufen und kochte garantiert innerlich. Elend wurde von zwei Kapos in die Mitte genommen zu seiner Stube gebracht, dort musste er die Schwarzkombie anziehen, seine Decke zusammen rollen und wurde zum KDL Wachgebäude eskortiert wo sich auch die Arrestzellen befanden.

Elend ist dann nochmals extrem aufgefallen, er kam aus dem Ausgang nicht zurück. Er wurde dann Regresspflichtig gesucht auf Befehl des AK.

Nach diesem besonderen Vorkommnis (BV) wurde die Übung ausgewertet. Orden und Beförderungen gab es keine. Dann wurde der Tagesbefehl verlesen. Die guten Taten die nun kommen sollten, bestanden ausschließlich aus der vollendeten Wiederherstellung der Gefechtsbereitschaft. Die Waffen in der Waffenkammer waren zu putzen, die Technik auf dem Park musste wieder erstklassisch hergerichtet werden und alles sollte an seinem angestammten Ort stehen. Die meinige und die Waffe des B/A Bullen putzen Kameraden mit.
Die B/A Batteriekammer hatte nun alle Hände voll zu tun mit Wäschetausch. Das war nicht immer angenehm anzuschauen und schon gar nicht zu riechen. Jeder kann sich sicherlich
vorstellen wie so ein Wäschehaufen von gut fünfzig Mann aussieht wenn diese sich nicht
richtig waschen konnten, von dem selbst verwaschenen weiß der gebrauchten Unterwäsche war nix mehr zu sehen. Auf einige Spezifika möchte ich hier gar nicht weiter eingehen.

Meine Unterwäsche habe ich nach Hause geschickt, meine Mutter war entsetzt wie diese aussah. In einem Brief fragte sie dann an ob ich im Bergwerk gewesen sei.
Später dann habe ich solche „Schwarzwäsche“ entsorgt, für ne Pulle bekam ich beim Käptn oder seinen Kammerbullen neue Wäsche. Das war einfacher für mich und meine arme Mutter.

Für mich begann nun wieder der Schreiberalltag, nach so einer Übung gab es in der Schreibstube viel zu tun. Anwesenheiten, Krankmeldungen, Essensmeldungen, Dienstpläne, Arbeitskommandos, Verlustmeldungen, Übungsberichte und Abrechnungen mussten erledigt
werden. Hört sich alles einfach an, war es aber keinesfalls. Zig mal kam ja was anderes dazwischen, man konnte eine Arbeit meistens nicht durchgehend erledigen.

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29.03.2024 10:11
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39

Wechsel im Stab der IV.AA Juni/Juli 1981

Inzwischen hatte es auch einen Wechsel in der Abteilungsführung gegeben. Der Stabschef Hauptmann Büller wurde zum Studium an die Militärakademie Dresden befohlen und der Batteriechef der 12. Batterie rückte kurz darauf zum Stabschef auf. Der neue Stabschef hieß dann Hptm. Kalow. Kurz nach seiner Ernennung zum Stabschef wurde der Hauptmann zum Major befördert. Viele Jahre haben wir dann nach meiner Militärzeit nichts mehr voneinander gehört, geschweige gesehen. Nach der Wende und mit Einzug des Internets in alle Bereiche, haben wir uns dann in einem NVA Forum wiedergefunden, auch zum Stammtisch in Erfurt haben wir uns mehrfach getroffen.

Zweites Frühstück
An diesem Tag war die gesamte Batterie auf dem Gefechtspark um die Gefechtsbereitschaft wieder abschließend herzustellen unterwegs. Ich hatte mir fest vorgenommen den Jungs ein zweites Frühstück zu organisieren. Das zweite Frühstück konnte man kaufen, musste es nur selbst herrichten. Nachdem ich am großen Putzen schon nicht teilgenommen hatte wollte ich das so wieder etwas ausgleichen. Wir hatten am Morgen einen Innendienstkranken der nicht auf dem Park war, auf der Batterie. Ihm hatte ich aufgetragen im Waschraum ein


Archivbild, so aber sahen die Teile aus. hervoragend zum Warm oder Heißhalten, Kalt ginge natürlich auch.

Thermophor mit Wasser zu befüllen und das mittels zwei Tauchsiedern, die ich ihm gab, heiß zu machen.
Ich wollte in der Zeit zum Reg. Stab (dort kam man nur mit einem gültigen Sonderausweis hinein) gehen und beim Zahlmops mir einen Bezugsschein für Brötchen und Bockwurst holen.

Dort angekommen begrüßte mich Hauptmann Baum, der Chef der Finanztruppe des Regimentes freundlich. Na die Übung gut überstanden, klar doch Genosse Hauptmann, was
uns nicht umbringt macht uns nur härter, meine Antwort. Er schmunzelte und fragte, was will denn der Harte Junge nun von mir. Bockwurst für ein zweites Frühstück der 10. Batterie Genosse Hauptmann. Der Hauptmann, die sind aber kalt, kein Problem das mache ich schon war meine Reaktion. Der Hauptmann ließ mir einen Bezugsschein ausstellen, ich bedankte mich artig, nahm Haltung an und verabschiedete mich militärisch, der Hauptmann Baum sagte darauf nur, ist schon gut, sie zu das du Land gewinnst.
Dieser Hauptmann (Zahlmops) war und ist mir heute noch in freundlicher Erinnerung, immer freundlich, lächelnd, militärisch korrekt dennoch nicht überzogen. Einfach ein angenehmer Mensch.

Mit meinem Bezugsschein bin ich dann mit dem Fußkranken Soldaten Mellner zur Schwante gezogen. Das Glück meinte es gut mit uns, der Furier an diesem Tag war mein Freund Detlef aus Thüringen. Zu meinem Bezugsschein kamen noch ein paar außerplanmäßige Leckereien hinzu. Ein Glas Gurken, ausgelassenes Fett mit Apfel und Griefen sowie Streichkäse sollten unsere Speiskarte bereichern. Für den Abend wurden gleich noch ein paar Hühnerbeine gut gebraten vereinbart. Auch hier konnte man mit Schluck einiges erreichen. Mit unseren
Würsten und Brötchen trollten wir uns wieder in Richtung Batterie davon. Dort angekommen wurden die Würste in das heiß werdende Wasser gegeben und weiterhin heiß gemacht. Zwischendurch haben wir dann schnell Fettbrote mit Gurke geschmiert.


Die gute alte BoWu wurde immer gern genommen, ebenfalls so ein kräfiges Fettbrot

Als die Würste schön brall waren wurde eine gekostet, sie waren schön heiß und schmeckten vor-trefflich. Ich fragte den Spieß ist der Kalle da, ja der hockt in seiner Bude, war die Antwort.

Bevor ich nun mit Soldat Mellner mich auf den Weg zum Park machte um die heißen Würste
auszugeben, kochte ich fix Kaffee für den Spieß und den Batteriechef. Der Major staunte nicht schlecht als die Tür aufging, ich ihm einen frisch gebrühten Topf Kaffee und zwei heiße dampfende Bockwürste mit Brötchen und Senf hinstellte. Guten Appetit und draußen war ich wieder.

Als wir auf dem Park mit unserem Thermophore ankamen war der Jubel groß. Ich bat den Zugführer die Arbeit zu unterbrechen, damit die Wurst nicht kalt wird, dem kam er auch sofort nach und befahl Pause, auch er hatte als junger Mensch immer Hunger Die Wurst wurde freudig aufgenommen, die Fettbrote ebenso, obwohl die BW von jedem selbst bezahlt werden musste. Der Preis hielt sich in Grenzen, wir mussten ja keinen Gewinn machen, die Wurst wurde ja nach Kilopreis berechnet und so konnte die Wurst mit Brötchen für 80 Pfennige den Besitzer wechseln. Die Fettbrote waren gratis. Solche zweiten Frühstücke organisierte ich dann noch öfters. Bei anderen Batterien gab es eben nur den kostenfreien auf den Park gelieferten Tee. Natürlich zahlten Spieß und Batteriechef ebenso seine Wurst wie alle anderen auch. Die eingenommene Kohle rechnete ich dann wieder in der Zahlstelle des Regimentes ab. An diesem Tag gab’s noch ein Schmankerl für die Kameraden. Nach der Wurst-und Fettbrotaktion habe ich in der Poststelle die Post geholt, gut dass wir zu zweit waren. Ein Stapel Briefe und einiges an Päckchen und Paketen hatte sich während unserer Übungsabwesenheit angesammelt.

Postausgabe war eigentlich immer mit Dienstschluss zum Abendappell, diesmal konnten sich die Kameraden schon gleich nach Rückkehr vom Park über Post freuen. Diese hatte ich jeweils unter dem Kopfkissen des entsprechenden Bettes deponiert. Angekündigte Pakete und Päckchen, die mit Schluck, gingen sowieso andere Wege als den übers Spießbüro. Der Spieß wunderte sich am Abend nur das nur einzelne Päckchen und Pakete für die Postausgabe vorhanden waren. Ich wollte ihn ja nicht arbeitslos machen und ein wenig Freude brauchte auch er. Etwas Später dann kam er selber drauf, dass das nicht so sein konnte, wie es war.

Nach dieser ersten großen Abteilungs/Batterieübung änderte sich nun auch ein wenig die Situation auf der Batterie. Grundsätzlich blieb der Abstand zwischen den DHJ erhalten, die Glatten waren nach wie vor die Glatten aber der Zusammenhalt unter den einzelnen Bedienungen hatte sich erheblich verbessert. Man wusste nun das man sich im Ernstfall aufeinander verlassen konnte, der Ausdruck „Du glattes Schwein“ wenn er dennoch fiel war dann mehr dem Teufel Alkohol geschuldet als der fehlenden Kameradschaft. Nach wie vor ließen sich die EK bedienen, die Zwischenhunde verpissten sich so gut es ging, die Arbeit blieb an den Glatten hängen aber der Ton war nicht mehr wie bereits gesagt so unnahbar. Insoweit hatte das Feldlager schon einen weiteren Vorteil, außer das man sich selbst testen konnte, gehabt. Die Kameradschaft hat sich dadurch aus meiner Sicht um einiges verbessert.
Mit dem Ende der Übung in Klietz kündigten sich aber zeitgleich wieder Neuerungen an.
Große Wechsel warfen ihren Schatten voraus.

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30.03.2024 10:03
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#123
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40

Der verunglückte Vater

Die Abteilung hatte auch einen Offizier für „Aufklärung“ in dem Fall ein Hauptmann Kazzek. Wie der Zufall wollte, später dann in Erfurt beheimatet. Hier besuchte ich mit dem neuen Spieß Tietz in meinem 2.DHJ ihn dort zu Hause in der Gneisenaustraße, in Erfurt das als Sternchen-oder Pistolen Viertel (hier wohnten alle NVA Leute der Henne, des MSR 24 und anderer Kasernen) bekannt war.

Wir hatten eines Tages einen Morgenapell der Abteilung, alle unten angetreten und der AK hielt gerade seine Ansage. Da kam der besagte Hauptmann mit dem Fahrrad angeradelt. Der AK unterbrach seine Ansage und begrüßte den Ankömmling so ungefähr „schön dass Sie sich auch die Ehre geben und erscheinen“ der Hptm. meldete daraufhin das er Vater geworden wäre und es dadurch zur Verspätung gekommen sei. Der offensichtliche Grund war aber sicher ein Totalabsturz, seine eine Gesichtsseite war arg geschunden. Das sah nach einem kräftigen Fahrradsturz aus. Er sah wahrlich nicht gut aus. Nach dem Apell ist er dann in den Med. Punkt marschiert und kam mit einem Verband zurück. Die Schadensfreude unter den Soldaten war nicht zu übersehen obwohl der Hptm. im allg. nicht negativ (herumbrüllen etc.) auffiel. Unsere Vermutung bestätigte es dann später in Erfurt.

Später machte er nochmals von sich Reden, er War für die Regulierung bei einer großen Übung eingesetzt und schickte den Tross auf die falsche Fährte. Dazu aber später mehr.

Die Außenwache – wir sind reich!

Es war üblich dass eine Einheit des AR-1 in einem Außenobjekt die Wache stellen musste. Das hieß für die Soldaten ihre angestammte Batterie zu verlassen und im Wohntrakt des zu bewachenden Objektes Quartier zu beziehen. Ich meine, es war in Groß Behnitz eine NVA -Eeinheit. Nun war die zehnte Batterie am Zug. Das wenige Gepäck wurde „geschnürt“ und los ging es auf den Urals zum Zielort. Der Spieß, der BA Bulle sowie ich verblieben im Objekt. Unsere Aufgabe war es das Inventar der Batterie sowie die Batt. BA Kammer einer Inventur zu unterziehen. Das ging natürlich am besten wenn der Rest der Truppe nicht anwesend war.

Irgendwann im Verlauf dieser Wache war der Sold Tag, es gab Geld. Nicht alle hatten damals ein Konto und so wurde das Geld auch bar ausgezahlt. Das war die Aufgabe des Hfw und seines Schreibers. Das hieß im Klartext, das Kassenbuch ordnungsgemäß auszufüllen und das Geld dann im Stab beim Zahl Mops Hptm. Däum…. zu bestellen. Gesagt –getan. Wir bestellten das Geld, mehrere Tausend DDR Mark (soweit ich das heute noch nachvollziehen kann um die 7000 Mark) und holten dieses an einem Nachmittag in der Kasse des Stabes ab. Als Sicherheitsbehälter nutzten wir einen Metallkasten der im richtigen Leben ein NVA Saniksten war.


Genau so ein Teil war das damals. Nur so zerschrammt sah es nicht aus. Da hätte man uns bei einer Kontrolle die Ohren sehr lang gezogen. Buna-Grün gabs schließlich ausreichend!

Das Geld da hinein und dann im Sicherheitsschrank in der Spießbude eingeschlossen.

Der Abend kam, wir, der Spieß, der BA Bulle Setze und ich trafen uns auf einen Schluck Bier in der Spießbude. Nach einigen Schlucken stand Bäsi auf, öffnete den Sicherheitsschrank und nahm den Sanikasten heraus. Er stellte ihn vor sich auf den Schreibtisch öffnete ihn und hatte das Bündel Geld in der Hand. Auf einmal schrie er los, ich bin reich und warf das Geld in die Luft.
Natürlich schneiten die Scheine durch das ganze Zimmer. Wir lachten erst einmal und nahmen noch einen Schluck. Nun ging es ans einsammeln. Und so oft wir es auch zählten, es fehlten ein paar Scheinchen. Die Scheinchen hatten sich unter die Schränke verflüchtigt. Jetzt hatten wir Sackstand und mussten die Schränke von der Wand abrücken, das hieß vorher teilweise ausräumen. Es war dann auch alles wieder da, wo sollte es auch hin sein. Lachen taten wir noch öfters über diese Blödelei.

Nächsten Morgen ging es dann mit einem Ural zur Außenwache um das Geld auszuzahlen.
Es wurde auch noch Tauschwäsche mitgenommen und Dinge die der Zugführer geordert hatte. Zwischendurch wurde aber nochmals Halt gemacht, in einer Kneipe ließen wir uns BoWu und Kaffee schmecken. Der Wirt hatte etwas komisch angeschaut weil wir einen Saniksten mitten auf dem Tisch platziert hatten. Noch unverständlicher schaute er unser Kaschis an, die wir dabei hatten und über die Stuhllehne gehängt hatten.

Auf dem Rückweg sind wir auch wieder eingekehrt, haben aber diesmal die Kaschis und den Kasten im Ural gelassen.

Das zweite Diensthalbjahr warf seine Schatten voraus September/Oktober 1881

Zum einem hatten unsere EK,s nur noch wenige Tage bis zu Entlassung aus dem Wehrdienst, auch für mich war das erste Halbjahr fast vorbei, die Winterumstellung würde kommen und die Teilung der Diensthalbjahre in Jahresgleiche Batterien und Einheiten war von der obersten Führung der Armee beschlossen worden. Warum wurde nicht so richtig erklärt, meine Meinung und auch die der anderen war, die ausufernde EK Bewegung die anderenorts wie man hörte zum Teil völlig außer Kontrolle geraten war, könnte der Grund gewesen sein. Einzeln hörte man von Vorgesetzten das es das Einleben und Lernen in der Truppe vereinfachen sollte, das könnte im Bezug auf Punkt eins stimmen.

Auf das erlernen praktischer militärischer Abläufe hatte es einen negativen Einfluss, das kann ich ja aus eigenem Erleben einschätzen. Bei aller Diskrepanz zwischen den Halbjahren, so waren aber immer welche da die wussten wie und was geht, das lernen, stehlen
mit den Augen voneinander war ja wichtig, das fehlte dann komplett. Die Ausbildung lief zwar etwas ruhiger ab, dauerte aber auch entsprechend länger auch wenn offizielle Berichte anderes sagten.

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31.03.2024 10:04
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#124
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41

Unsere EK bekamen nun gewaltiges Tagedrücken je näher der Tag der Freiheit kam. Die meisten hatten keinen Urlaub mehr und konnten die Kaserne nur auf einen kurzen Ausgang verlassen. Was blieb war das Aufsuchen der einschlägigen Kneipen und Mädchen, die Mädels gab es natürlich auch. Sicherlich nicht so freizügig wie heutzutage aber gegen Kohle konnte man auch welche für ein schnelles Nümmerchen finden. Beliebt war hier die Gegend um den Lehnitzsee und das G-Haus in Oranienburg. Selbst Stellen des Reg.- Wachzaunes wurden nicht verschmäht. Einige Nutzer und Begeher solchens Treibens hatte ich in den achtzehn Monaten auch kennengelernt die genau deswegen in die Tripperburg (Lazarett Potsdam) einrücken mussten.
Das betraf aber bei weiten nicht nur die unteren Dienstgrade, wie ich selbst noch erleben sollte. Ein kleiner kreisrunder Haarausfall führte mich nämlich einmal in des Armeelazarett in Potsdam.

In der Regel kamen die Jungs aber kurz vor Mitternacht voll wie die Haubitzen zurück. Das es so mancher schaffte, war schon ein Wunder. Die wurden auch immer durchgewunken. Voll wollte die keiner im Wachlokal haben. In den letzten EK Tagen hatte ich den Eindruck, dass beide Hühneraugen bei solchen Vopas zugedrückt wurden. Wer nicht raus konnte, die Zahl der Ausgänger war ja wegen der ständigen Aufrechterhaltung der Gefechtsbereitschaft stark beschränkt, reagierte sein Tagedrücken eben auf der Batterie ab.

Die seltsamsten Blüten trieb das und die verrücktesten Ideen wurden geboren und ausgeführt.
Das führte hin und wieder schon einmal zu seltsamen Blüten und Auswüchsen, selten habe ich aber erlebt das wirkliche Gewalt untereinander dabei war. Es gab schon hin und wieder die eine oder andere kleine handfeste Auseinandersetzung. Erlebt habe ich das nur einmal auf unserer Batterie das sich zwei an die Wäsche gingen. Da sind aber die anderen eingeschritten und dann war Ruhe damit.

EK Spiele

Ein immer beliebtes Spiel war das Üben der Heimfahrt. Die Stabsetage war nicht all zu hoch und so konnte der EK am Fenster sitzen, wie im Zug. In diesem Fall wurde ja das Reisen geübt und nicht das auf dem Bahnhof stehen. Zwei noch Glatte mussten die Geräusche eines fahrenden Zuges nachmachen. Zwei Zwischenhunde waren für das Quietschen der Bremsen und das Pfeifen der Lokomotive zuständig. Zehn weitere Glatte hatte abgerissene Baumäste in der Hand und liefen im Laufschritt draußen vor den Fenstern im Kreis vorbei, so entstand der Eindruck man säße tatsächlich in einem Zugabteil welches sich bewegt. Während die eine Gruppe damit beschäftigt war die Zugfahrt zu organisieren musste der Rest der Glatten Mitropa spielen. Kaffee musste gekocht und serviert werden und kleine Imbisse in Form von Brot, Wurst, Äpfeln etc. waren ebenfalls zu reichen.

Nach und nach hatten die EK auch ihre Zivilkleidung in die Kaserne geschmuckelt, diese wurde nun immer wieder angezogen und somit der Abgang trainiert. Wurde man dabei erwischt, waren die Zivilklamotten bis zum Tag X erst mal weg. Bei uns hat das keinen getroffen. In der Bahn mit Uniform das galt als uncool. Bei diesen Spielen machten auch alle mehr oder weniger freiwillig mit. Wusste man ja, eines Tages sitze ich im Abteil und lasse mich bedienen. Auch von Seiten der Führung wurde nichts unternommen um solche Auswüchse komplett einzudämmen. Warum auch, so waren die Jungs beschäftigt und machten wenigstens keinen schlimmeren Unsinn.

Solche Spiele gab es ja in den verschiedensten Ausprägungen. Schildkröte war auch bei den Landsern beliebt, bei den Offizieren wegen der Verletzungsgefahr eher unbeliebt. Das Kegeln wurde auch gern durchgeführt. Die Kugel röhrte so schön über die Flurfliesen und haute dann an die Giebelseite des Gebäudes. Diese Aktionen waren auch außerhalb hörbar.

Schildkröte: Hier musste sich dazu der Delinquent auf alle viere begeben. An Ellenbogen und Knien wurde ein Stahlhelm von Glatten befestigt, einer auf den Kopf und dann wurde derjenige mit viel Anlauf über den langen Flur geschoben. Das ganze nahm dann eine Eigendynamik an und war nicht mehr zu steuern. Derjenige den es getroffen hatte, die Schildkröte zu machen, schoss nun mit einem Affenzahn über den Flur und krachte dann mit voller Wucht an die Wand. Ohne Plesuren ging das kaum ab, blaue Flecken gehörten auf jeden Fall dazu, hatte man sich nicht verrenkt, verstaucht oder etwas gebrochen war man schon gut dran. Brüche gab es auf der 10. Zum Glück nicht! Für dieses „Spiel“ wurden immer die Stahlhelme der Glatten genommen. Zum einem konnte man die Spuren sehen und die anderen DHJ waren auch zu faul die Stahlhelme wieder anzupinseln.

Musikbox: war vom Begriff her bekannt genau wie Staubsauger, wurden aber soweit mir bekannt war in Lehnitz nicht angewendet bzw. durchgeführt. Einen Todesfall zu Niklaus 81 hatten wir in der IV.AA auch, nicht wegen EK aber Alkohol. Dazu aber etwas später.

Die große Änderung

Mit dem Abgang unserer EK´s sollten wir ins zweite Diensthalbjahr aufrücken. Ein halbes Jahr hatten wir inzwischen schon geschafft. Bis auf den einen Kameraden den wir in der Klapper abgegeben hatten, waren alle ehemaligen Glatten noch da.

Die Armeeführung hatte sich aber für das beginnende zweite Diensthalbjahr 1981 eine Neuerung einfallen lassen. Warum auch immer, die Diensthalbjahrestrennung wurde eingeführt. Das hieß im Klartext, auf einer Batterie waren nur noch Soldaten des selbigen Diensthalbjahres. Den Vorgesetzten vom Kapo bis zum Oberstleutnant hatte das nicht so gefallen, aber auch ihnen blieb nichts anderes übrig. Befehl war Befehl. Viel würde sich nun ändern und auf die Vorgesetzten einer ersten DHJ Einheit kam viel zu.
Waren ja nun keine Soldaten mehr da, die die neuen mitnahmen und ihnen das Handwerk beibrachten. Selbst war nun der Mann, besser gesagt der Vorgesetzte. Warum das gemacht wurde, richtige Begründungen habe ich nie gehört. Wir alle nahmen an, so wollte man die EK Bewegung die manches Ortes schon seltsame Früchte getragen hat ( einschließlich leider auch Todesfolgen), eindämmen. Vom Prinzip EK Bewegung etwas, was nicht in eine Armee des Volkes gehörte.

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01.04.2024 09:43 (zuletzt bearbeitet: 01.04.2024 10:42)
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42

Schreibergerangel

Mit dieser DHJ Teilung geriet auch ich nun wieder in den gesonderten Blickpunkt einiger Offiziere. Das komplette ehemalige erste DHJ der 10.Batterie sollte nun in die 11. Batterie wechseln. Dort wurden jetzt alle Soldaten des zweiten DHJ konzentriert. Die 12. Batterie sollte sich nun komplett aus dem dritten DHJ zusammensetzen. Der Batteriechef der 11. Batterie Oltn. Boch bestand nun darauf, dass auch ich mit in die 11. wechsle. Darüber kam es nun zwischen den beiden Offz. zur Uneinigkeit. Den Job als Spießschreiber sollte ich auch in der 11. machen. Die Qualitäten hatten sich ja inzwischen herumgesprochen und ein gut funktionierendes Spießbüro vereinfachte im Truppenleben so manches. Gleichzeitig zum Wechsel der DHJ und meinem Umzug in die 11. kam auch ein Wechsel des Spießes der 10. sowie die Versetzung unseres Batteriechefs Major Balsow zum tragen. Das war wohl unserem Grischa, bisher BO und nachrückenden Batteriechef zu viel des Guten. Da Grischa immer ausgezeichnete Kontakte zu Apollo hatte, verdient durch topp Schießergebnisse mit der Wumme und auch bei Kommandeurssitzungen (Umtrunk im Büro des AK) nicht versagte konnte er sich durchsetzen und mein Bleiben auf der 10. durchsetzen. Oltn. Bocher von der 11. hatte nun die lange Nase. Das wusste ich aber da noch nicht. Ich kannte ihn aber , er war auch öfters Kaffeegast bei Grischa.

Inzwischen war der Tag der Übergabe vom alten Spieß Unteroffizier Bäß an den Fähnrich Tietz gekommen. Tietz war wohl schon vorher auf der Batterie als Kapo, hatte aufgekohlt (verlängert) auf fünfzehn Jahre und wurde daraufhin zur Fähnrichschule befohlen. Fähnrich, eine Dienstgradgruppe zwischen Berufunteroffizieren und Offizieren. Eine Laufbahn ohne militärischen Hochschulabschluss. Heute würde man sagen, mittlerer Verwaltungsdienst. Später dann hörte ich auch davon dass Fähnriche aus Personalmangel auf Offizierplanstellen z.B. bei der Fliegerei eingesetzt wurden.

Tietz frisch von der Schule hatte Bäßi schon eine scharfe Übernahme mit kompletter Vorzählung der Ausrüstungsgegenstände der Batterie angekündigt. Das sah ganz nach Regress aus. Einige Abende zuvor hatten wir den B/A Bullen angewiesen mit einem weiteren Soldaten die komplette Ausrüstung korrekt zu zählen das Ergebnis war ernüchternd. Bäßi hatte es geschafft in einem Jahr jede Menge Fehlbestände an Wäsche, Handtücher und anderem Kleinkram zu produzieren. Der B/A Bulle war da auch nicht ganz unschuldig.
Bäßi war nun völlig fertig, wovon soll ich das alles bezahlen wenn dieses Arschloch mich vor den Kadi zieht war seine Sorge. In zwei Tagen sollte es ja für Ihn nach Hause gehen. Meine Antwort, nun heule hier nicht rum, noch hat der Neue nicht gewonnen und schon gar nicht übernommen.

Ich war gerade beim zusammenpacken meiner Habseligkeiten in der Spießbude um demnächst mit dem Rest der Truppe eine Etage höher zu ziehen als Grischa in die Spießbude betrat. Willste verreisen, wollte er Wissen. Nee, aber die Sachen die ich mitgebracht habe brauche ich auch in der Elften, entgegnete ich ihm. Wenn Holger (BC11.) einen Schreiber braucht, muss er sich einen neuen suchen, Du bleibst mit deinem Hintern da sitzen wo Du bis jetzt gesessen hast, oder haste damit ein Problem? Damit war klar, der Umzug fiel für mich aus und es blieb alles beim altem. Ich gebe zu, meine Freude war riesig, ich meine, das sah man mir auch an!

Ordnung schaffen - ohne Waffen oder das Auffüllen der B/K

Noch am selbigen Abend wurde die Aktion Regiments B/A Kammer eingeleitet um Bäßi zu entlasten. Der Chef der Regiments B/A Kammer war ein Stabsfeldwebel mit Spitznamen „Käptn“, selbiger hatte immer mehr Durst als Heimweh, das kam unserem Ansinnen sehr entgegen. Also bin ich mit Bäßi am Abend in die Mausebude, eine Kneipe vor der Kaserne, heute wie damals eigentlich richtig genannt „Schweizer Haus“,


Na da kommen doch Erinnerungen hoch, drittes Bild - heutiges Aussehen.

Dort saß wie jeden Abend der Käptn und dröhnte sich zu. Geld war immer knapp, so kam ihm das „Trinkgeld“ in Bar gerade recht. Zusätzlich wurde noch die Lieferung von 4 Flaschen Nordhäuser am nächsten Nachmittag vereinbart die dann gegen die fehlenden Bestände den Besitzer wechseln sollten.

Jetzt galt es erst einmal die Flaschen zu besorgen, vier Flaschen Nordhäuser fürn Käptn und zwei Flaschen blauer Würger für die B/A Soldaten. Der Preis war im Vergleich zum zu erwartendem Regress mehr als verschmerzbar.

Bewaffnet mit den Pullen, zwei Soldaten als Träger und zwei Planensäcken sind wir dann am nächsten späten Nachmittag zur B/A Kammer marschiert. Der Käptn hatte Wort gehalten und
wir bekamen was wir wollten. Weiße Unterwäsche, Bettzeug, Strümpfe, Decken, Ausrüstungsteile und vor allem jede Menge Handtücher (es gab da gerade die neuen Frottees (braun, gelb, grünen).



Na erkennt ihr sie wieder? Diese Handtücher waren eine echte Verbesserung gegenüber der vorher Weiß/Grauen. Die waren aus Frotee und ganz offentsichtlich auch privat beliebt.

Die fehlten am meisten. Da muss ja jeder einige rausgeschmuckelt haben oder wo waren die alle hin? Egal, wir hatten was wir brauchten und konnten die Bestände wieder auffüllen, einiges wurde auch noch aus der Zwischendecke der Batterie beigesteuert. Die war ebenfalls wie ein kleines Warenlager gut gefüllt. Bäßi strahlte wie ein Honigkuchenpferd, nun konnte der Fähnrich kommen, samt seiner Übergabe. Das vergesse ich dir nicht Obsti, ohne dich hätte ich bluten müssen, Tietz hätte mir das letzte Hemd ausgezogen. Über dieses kleine verdeckte Dankeschön habe ich mich dann trotzdem gefreut.

Am nächsten Morgen war es dann soweit, Fähnrich Tietz war eingetrudelt und hatte sich auf der Batterie gemeldet. Obwohl alles klar war, wurde Bäßi dennoch etwas blas um die Nase. Vorerst hatte Tietz im Regimentsstab noch sein Zimmer im Ledigenwohnheim zu beziehen und sich zurückzumelden. Anschließend meldete er sich beim Abteilungskommandeur Apollo und im Abteilungsstab zurück. Dann war es schon Mittagszeit als er endgültig auf der Batterie
als neuer „Hauptfeldwebel“ also Spieß durch den noch BC Kalle begrüßt wurde.

Ich hatte ja bereits schon die Ehre den Fähnrich am Abend zuvor kennenzulernen. Da tauchte er auf einmal auf der Batterie auf und wollte ins Spießzimmer, das war natürlich verschlossen und petschiert um die Zeit. Der GUvD hat ihm dann gesteckt wo er den Spießschreiber finden könne, der hat auch einen Schlüssel. So fand dann unser erstes Zusammentreffen statt, er trat forsch in die Stube 223 ein, jemand gab ein Achtung, ihn kannte man ja nicht, alle bis auf Harfe sprangen auf, ich lag lesend auf meinem Bett. Ich bin Fähnrich Tietz, der neue Hauptfeldwebel der Batterie. Sie sind der Schreiber, fragte er mich, ja antwortete ich und
erhob mich aus dem Bett. Ich kann noch nichts befehlen, aber würden Sie mich dennoch in das Geschäftszimmer des Hauptfeldwebels lassen, ab Morgen ist das dann mein Büro. O.K. der BC und Spieß haben Ihr Kommen bereits angekündigt, mache ich. Dann sind wir beide, er in schnittiger Uniform und ich im Trainingsanzug) zur Spießbude gegangen. Ich brach das Siegel auf und habe die Tür aufgeschlossen. Er setzte sich auch ohne Aufforderung auf den Spießplatz (den hatte er ja schon mal inne vor der Fähnrichschule) und guckte mich groß an. Ich fragte ihn, ein Kaffee? Gern wenn ich einen bekommen kann, klar doch. Ich machte die Tür auf, winkte den UvD heran und sagte ihm rufe mal bitte Merkel her. Der UvD Pfiff kurz und kurz darauf trappte Merkel an. Er klopfte kurz und trat ein, einen fremden Fähnrich hatte er hier um die Urzeit nicht erwartet. Eine Meldung machte er entsprechend auch keine, Tietz gefiel das zwar offensichtlich nicht aber sagte nichts. Ich drückte Merkel zwei große Tassen und die Büchse mit Kaffee in die Hand und sagte ihm mache mal bitte zwei. Was er auch anstandslos dann tat.

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01.04.2024 17:31
#126
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Sehr schöne Fotos von der Mausebude. 1973 war ich mit meiner Schulklasse manchen Abend da drin. Damals war vom AR 1 in Lehnitz außer Holzeinschlag noch nix zu sehen.


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01.04.2024 18:11 (zuletzt bearbeitet: 01.04.2024 18:14)
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#127
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Zitat von Sandlatscher im Beitrag #126
Sehr schöne Fotos von der Mausebude. 1973 war ich mit meiner Schulklasse manchen Abend da drin. Damals war vom AR 1 in Lehnitz außer Holzeinschlag noch nix zu sehen.



AR-1 Standort: 30. Apr. 1957 - Oranienburg

ab 03. Jan. 1975 Lehnitz

10.10.1976 wurde der Ehrenname Rudolf Gyptner verliehen.
1981 hielt ich Einzug

Reg. Kommandeure zu meiner Zeit:

1978 - 1982 Oberst Jürgen Bartels

1982 - 1984 Major Gert Schmalfuß, war zuvor der Stabschef des Regimentes

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02.04.2024 08:57
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#128
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43

Tietz fragte darauf hin, wie lange sind Sie hier schon Schreiber? Ich, seit dem Juni 81, dass
merkt man, Sie haben die Sache gut im Griff. Naja, eigentlich koche ich den Kaffee schon selbst, Sie kenne ich aber leider nicht und deshalb darf ich Sie hier im Zimmer nicht allein lassen. Da guckte er mich erst etwas komisch an, dann sagte er aber, das gefällt mir. Nun quatschten wir ein wenig und er erzählte mir das er bereits vor der Fähnrichschule die ein Jahr dauerte hier bereits Spieß war. Er wollte gern eine Rauchen, hatte aber keine Zigaretten mehr, ich der Nichtraucher besorgte ihm ein paar Zigaretten die ich mir von einem Zimmerkameraden kommen lies und diese borgte. Wir quatschten dann noch bis spät in den Abend hinein. Bäßi war noch mal auf Ausgang, seinem letzten, mit den Zugführern einen heben. Ich sollte zwar mit wollte aber nicht, mir war klar was dabei herauskommt. Gegen 01:00 haben dann andere Kameraden Bäßi auf der Batt. abgeliefert, rund wie ein Buslenker.

Am nächsten Morgen dann war die große Übergabe der Batterie von Bäßi auf Tietz angesetzt.
Teilnehmen taten die beiden Spieße, der BA Bulle sowie ich. Nun zeigte sich das Tietz auf der Fähnrichschule war, das Fach „Innere Ordnung“ war anscheinend sein Lieblingsfach gewesen und er hatte zu allem eine Dienstvorschrift zitieren konnte. Er lies sich alles haarklein vorzählen und zählte zum großem Teil auch nach. Aber er wurde von Minute zu Minute immer ruhiger, alles lag an Ort und Stelle, gut sortiert, übersichtlich wie vorgeschrieben und vor allem vollzählig.
Das hatte er so nicht erwartet. Nachdem er nun die BA Kammer als größte Baustelle übernommen hatte, widmeten wir uns nun dem Herzstück des Hfw, die Waffenkammer. Aber auch hier hatten wir Vorsorge getroffen, die Knarren und Pistolen wurden den Tag zuvor noch mal gereinigt und die Munitionsteile auf Vollzähligkeit geprüft. Es war alles vorhanden. Trotzdem hatte jeder Soldat seine „Privatmumpel“ am Mann.

Jetzt noch das Spießzimmer selbst, Schlüssel, Siegel, Sicherheitsschrank, Akten und Ordner, die Ausgangskarten und Dateien für B/B sowie das Finanzbuch, Postbuch, Wachbuch der Batterie und die Übergabe war geschafft. Das Protokoll wurde unterschrieben, der BC zeichnete gegen und die Übergabe war für Bäßi Geschichte. Man konnte es ihm förmlich ansehen das er es genoss das die Angelegenheit so gut für ihn ausging. Damit war Bäßi entlastet, fast schon ein freier Mann!

An diesem Abend wollte Bäßi eigentlich noch mal richtig einen mit mir gemeinsam im Bootshaus abbeißen. Ich wollte aber nicht so richtig, wusste ich ja was am anderen Morgen alles auf mich wartete und das 2.DHJ mit all den Neuerungen wollte ich möglichst ohne schweren Kopf beginnen. Wenn ich damals gewusst hätte, was ich zwei Tage später erfahren sollte, ich hätte sehr gern die Kopfschmerzen in Kauf genommen und hätte mit Bäßi einen letzten bei bester Gesundheit genommen.

Wir erhielten die Nachricht das der Unterfeldwebel der Reserve Michael Bäß auf der Heimreise mit dem ebenfalls Unterfeldwebel der Reserve Jan Bähnig durch einen Motorradunfall schwer verletzt wurde. Während Jan einen Helm trug, hatte Michael keinen auf, er trug schwere, bleibende Kopfverletzungen davon. 2005 habe ich Michael einmal in Tangermünde während eines Urlaubes besucht, er erkannte mich weder, noch wusste er um unsere gemeinsame oder seine Armeezeit überhaupt etwas. Ein Bild des Jammerns.



Der Wechsel November 1981

Der nächste Tag begann wie jeder andere und dennoch mit einiger Aufregung und einigen Zivilträgern, Pfiff, Frühsport, Vorbereitung Dienstaufnahme Spießbude und Kaffeekochen. Heute wird der große Wechsel stattfinden. Die EK gehen nach Hause, Major Balsow wird versetzt nach Burgk, der bisherige BO Leutnant Schütler Batteriechef und mein Spieß Bäßi wird mich auch leider verlassen.

Der Frisch gebackene Fähnrich Tietz wird als Spieß seinen Dienst antreten und der Rest meiner bisherigen Kameraden wird ebenfalls die Batterie verlassen. Die ehemaligen Zwischenhunde sind ab jetzt drittes DHJ also die EK´s nur nützt ihnen das nichts mehr, sie ziehen in die 12. Batterie und die mit mir eingezogenen Kameraden werden als neue Zwischenhunde in die 11. Batterie umziehen. Unsere 10. blieb bis auf die Uffze., BU,
Offiziere und meine Wenigkeit verwaist, zumindest vorerst. Damit das ganze Umziehungschaos auch richtig in Schwung kam, wurden jetzt aus der 10. die 7. aus der 11. die 8. und aus der 12. die 9. Batterie der IV Abteilung. Diese Zählweise war für die NVA Struktur völlig unnatürlich aber sie war halt dann so. Mit diesem Wechsel wurde im Herbst 1981 im AR-1 die Diensthalbjahretrennung der Einheiten eingeführt und abgeschlossen.

Die wenigen Tage bis zur Entlassung des dritten DHJ vergingen wie im Flug. Die EKs gingen mit ihrem Entlassungstuch auf der Batterie umher und sammelten Adressen und Unterschriften ein. Es galt möglichst alle der Batterie zu bekommen.



Dann war es soweit, die Jungs hatten ihre Zivilkleidung an und wir machten ein letztes Gruppenfoto. Es
wurde sich versprochen, wir bleiben im Kontakt, dabei blieb es in den allermeisten Fällen auch. Ich habe von den Jungs des ersten DHJ bis auf Kurt Bött…. aus Herpf niemals wieder etwas gehört, geschweige gesehen. Eine sehr gute Freundin meiner Familie stammt aus Herpf und kannte Kurt auch. Daher dann auch noch mal der spätere Kontakt. Heute aber auch gleich Null.


Das 3. DHJ, die EKs in Zivil kurz vorm Heimgang!

Am Vormittag gab es noch einen Abteilungsappell bei dem diese ganzen Wechsel bekanntgegeben worden sind. Dann kam der große Moment die EK´s die ja schon Zivil
anhatten, mussten ein letztes Mal vortreten, die Jungs wurden nochmals belehrt das sie bis 24:00 Uhr nach wie vor NVA Angehörige seien und bis dahin auch der Militärdiziplin unterständen und sich entsprechend zu verhalten hatten. Man konnte deutlich sehen dass es uns, die dableiben mussten, nicht einerlei war. Es war ein komisches Gefühl.

Aber eins war auch klar, das erste halbe Jahr für uns war rum! Anschließend wurden die neu
hinzugekommenen Angehörigen der IV. AA vorgestellt und begrüßt. Damit war der Appell beendet.

Die EK´s nahmen ihre Taschen auf und gingen in Richtung KDL davon. Das konnten einige nicht ertragen und auch wenn es alles harte Kerle waren, vereinzelt sah man auch feuchte Augen. Ich bin dann mit Grischa noch bis zur S-Bahn mitgelaufen, am Ortseingangsschild Lehnitz wurden traditionsgemäß die Spindschlösser eingehenkt und verschlossen. Dann kam die Bahn und alle waren auf einmal weg. Für einige junge Männer war damit die Militärzeit Geschichte, wenn auch nicht endgültig. Das Reservistendasein gab es ja auch noch. Mit den EK´s gingen auch Flax (Pinki/Pinkert) und Krümel, beide hatten ihre vier Jahre abgerissen und gingen ebenfalls ins Zivilleben zum Studium zurück. Sie gingen bereits einen Tag vor den Soldaten. Eine Vorsichtsmaßnahme? Einige hätte es schon gegeben, die mit den beiden noch eine Rechnung offen hatten. Aber da passierte nichts und gehört habe ich von den beiden auch nie wieder etwas.

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03.04.2024 09:42 (zuletzt bearbeitet: 04.04.2024 09:15)
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#129
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44

Drei neue Offiziere, zwei Unterleutnants und ein fast Leutnant

Nachdem Flax und Krümel ausgeschieden sind, wurden deren Dienstposten mit zwei neuen Unterleutnants besetz. Unterleutnant (Ultn.) Thorsten Teach †, leider nahm er sich während meines dritten DHJ das Leben, dazu später mehr, wurde 1.Feuerzugführer, Ultn. Manfred Bann wurde Führungszugführer. Beide kamen frisch von der Offz. Schule und sollten nun ihren Truppendienst ableisten. Im ersten Moment konnte man denken, man hätte große Jungs in die Uniform gesteckt. Beide sahen nicht wie zwanzig Jahre aus. Aber wie so oft beim Militär macht das ja die Uniform und dazu ein güldener Stern wieder wett.

Die 7.Batterie war nun menschenleer, meine mit mir gemeinsam eingerückten Kameraden sind eine Etage höher gezogen, die neuen Glatten waren noch nicht da. Das hieß aber nicht, dass es nicht genug zu tun gab. Da kein weiterer Soldat da war, blieb einiges an mir und den Kapos hängen. Die pröckelten zwar ab, ein Soldat scheuchte sie nun herum, aber es half ihnen nichts. Der Spieß hatte das Sagen und in solchen Fällen übertrug sich das auf seinen Schreiber. Die Betten und Schränke wurden mit den Namen der neuen versehen, auf dem Flur wurde ein kompletter Schrank als Musterbau eingerichtet und Schautafeln mit der Zusammensetzung von Teil 1+2 aufgehängt.


Da werden viele, wie wir auch, gedacht haben, das passt da niemals alles rein.

In der B/A Kammer war auch einiges zu tun. Der bisherige B/A Bulle war ja nicht mehr da. Das blieb vorerst zusätzlich an mir und einen Kapo hängen. Zu seinem Pech konnte der sich nicht aus der Verantwortung stehlen und alles auf mich abwälzen. Das hat er schnell kapiert und so kamen wir auch gut miteinander zurecht.

Während einer kleinen Kaffeepause hörte ich auf der ruhigen Batterie auf einmal lautes Stimmengewirr. Ein Offizierschüler mit drei Balken auf den Schulterklappen war auf der Batterie erschienen und wollte zum Batteriechef. Von den Vorgesetzten war aber niemand bis auf wenige Kapos anwesend. Also schickte der GUvD den Offiziersschüler in die Schreibstube, hier saß im Moment aber nur ich. Es klopfte, ich herein, die Tür ging auf und ein großgewachsener junger Mann, der besagte Offz-Schüler trat ein. Noch bevor ich etwas erwidern konnte schmetterte der seine Meldung von einer Praktikumszukommandierung hin.
Ich saß ruhig auf meinem Stuhl und schaute ihn nur an. Da merkte er erst, dass vor ihm nur ein einfacher Soldat saß. Um die Situation etwas zu entspannen und ihm seine Nervosität zu nehmen, stand ich auf, gab ihm die Hand und stellte mich namentlich vor. Ich sagte ihm dass ich der Schreiber bin und er vor mir keine Meldung machen müsste, eher umgedreht.
Ich erklärte ihm das der BC noch ca. 1 Stunde abwesend sein wird und bot ihm einen Kaffee an, den nahm er dankend entgegen. Er fragte ob er rauchen dürfte, auch das wurde bejat.

So kamen wir ins Gespräch, er war gerade dabei die Offz. Ausbildung abzuschließen und sollte hier auf der Batt. seine Dienstpraktika vor dem Abschluss als Batterieoffizier machen. Er fragte so einiges und wollte natürlich auch gern wissen wie denn hier die Stimmung und vor allem die Vorgesetzten so wären. Zur Stimmung gab ich Auskunft, die Erklärung zu den einzelnen Vorgesetzten verkniff ich mir, das betrachtete ich zu allererst als Angelegenheit des BC. Tino Sch….. hieß der junge Offz-Schüler, war auch gerade 23 Jahre und noch unverheiratet. Während meiner Dienstzeit hatte ich immer ein gutes Verhältnis zu ihm, zumal er sich etwas später auch mit dem neuem Spieß befreundete. Wenn er mal Hilfe benötigte bekam er die auch, aller Anfang ist schwer und alles konnte man den Jungs auf der Hochschule auch nicht beibringen. Tino hatte zum Ende der NVA so einiges an Problemen, die setzten sich dann wohl auch in den ersten Wendejahren fort, heute haben wir über Skype zum Beispiel wieder Kontakt.

Nach ca. einer Stunde kam dann Grischa von der Kommandeursbesprechung zurück. Er kam wie immer in die Spießbude gestürzt, obsti ich brauche einen starken Kaffee. Beim Eintritt der Oberleutnants sprang der Offz.-Schüler wie eine Feder auf und wollte seine Meldung losschmettern, Grischa winkte ab, später. Er gab ihm die Hand und damit war erst mal Ruhe.
Der Offz.-Schüler saß wie auf Kohlen, man sah es ihm an. Er staunte nicht schlecht wie es doch auch locker bei der Truppe zugehen konnte. Das hatte er bei vorigen Truppenpraktiken so nicht erlebt, da war er allerdings auch auf einer Uffz.-Schule. Auch das ich als Soldat nicht aufstand als der Oberleutnant die Schreibstube betrat und über unseren lockeren Umgang staunte er sowieso, wie er später einmal einräumte. Das kannte er bis dato noch nicht, in dieser Beziehung musste er noch einiges lernen. Das Leben in der Truppe war anscheinend kein Fach an der HS, dort kannte man nur Unterstellung und Befehle. Gleiches galt auch für die beiden neuen Unterleutnants. Insoweit hatte Grischa noch einiges zu tun, war ihm ja durch den Wechsel nur Feldwebel Emu als erfahrener zweiter Feuerzugführer und einige Unteroffiziere verblieben. Hinzu kam noch, alle künftigen Soldaten werden auch alles neue,
militärisch unwissende sein. Das würde ein schwieriges Ausbildungshalbjahr werden, für alle verantwortlichen auf der Batterie, das war dem meisten schon bewusst.

Der neue Hauptfeld ist da

Am nächsten Tag dann begann auch Fähnrich Tietz sein Dienst als neuer Hauptfeldwebel der nun siebenten Batterie seinen Dienst. Wir hatten ja inzwischen die Ehre schon einmal miteinander und so bedurfte es keiner weiteren förmlichen Beschnupperung. Am ersten Morgen setzten wir uns zusammen und er ließ sich die bisherigen Abläufe erklären. Dann einigten wir uns darauf Du zu sagen und aufstehen müsste ich auch nicht wenn er hereinkommt. Er war natürlich auch voller neuer Ideen und wollte am liebsten alles gelernte gleich auf einmal anwenden. So nach und nach erkannte er etwas später, dass aber das alles nicht unbedingt so eins zu eins umsetzbar war. Dazu kommen wir gelegentlich später. Als sein Steckenpferd benannte er gleich die Waffenkammer, das wurde ihm wohl in der Fä.-Schule beigebracht.

Das ich zum Versiegeln der Dienstzimmer zum Beispiel, durch Bäßi eine Petschaft erhalten hatte, wurde so auch beibehalten, ebenfalls meine Dauerausgangskarte am Mann. Das kannte er schon vor seiner Kommandierung zur Fä.-Schule so. Auch der Zweitschlüssel zum „Sicherheitsschrank“ der Batterie blieb in meinem Besitz. Wir sind dann gemeinsam die Unterlagen der Batterie durchgegangen. Das meiste davon blieb so, einige Änderungen wurden vorgenommen. In der Hauptsache Namensänderungen von Bäßi auf Tietz. Neu eingeführt wurde ein Stubenbegehungsbuch für die Batterie. Der neue Spieß hatte sich auf die Fahne geschrieben, da es ja alles neue Soldaten sein werden, diese schnellstmöglich zu einer Kampftruppe ausbilden zu wollen.

Dazu gehörte aus seiner Sicht auch unbedingt die innere Ordnung. Dieses Buch würde dann in Zukunft mit darüber entscheiden wer z.B. Ausgang, Kurzurlaub oder auch einen Eintrag in der B/B Kartei erhielt. Die B/B Kartei war ein Nachweis über Belobigungen und Bestrafungen der Batterieangehörigen, die B/B gab es für alle NVA Angehörigen im Regiment. Ob die B/B in nachfolgenden Kommandoebenen Anwendung fand, das entzieht sich meiner Kenntnis. Fand diese B/B Kartei und ein Stubenbegehungsbuch bei Bäßi keine Anwendung erhielten diese „Instrumente“ bei Tietz eine völlig neue wichtige Verwendung mit gelegentlichen Auswirkungen.

Nachdem nun alle Betten beschriftet waren, die B/A Kammer gut gefüllt, alle denkbaren Vorbereitungen getroffen waren, konnte das neue Diensthalbjahr 11/81 einrücken. Es wurde nun auch Zeit bevor sich die „grüne lange Weile“ unter den verbliebenen Battterie-angehörigen ausbreitete.

Die Neuen kommen

Am 04.11.1981 war es dann soweit, am Nachmittag sollten die Neuen einrücken. Junge Männer aus allen Teilen der Republik waren hier zusammengefasst. Ein Großteil stellten aber die Thüringer gefolgt von Sachsen, Sachsen-Anhalt und Meck Pomm waren ebenso vertreten wie ein paar Berliner und Potsdamer, ein bunter Haufen also. Da wir ja die Papiere der Soldaten hatten und diese nach Einsatzmöglichkeiten sichteten, konnte man sich einen guten Einblick über die zukünftigen Kameraden soweit das Papiere hergaben, verschaffen.

Auf „meine“ Stube 223 sollten wieder vier Kameraden mit einziehen. Die schaute ich mir natürlich besonders gut an. Einen Mann von der Küste der auf 223 kommen sollte tauschte ich gleich mal gegen einen Thüringer aus. Was sollte ich mit einem Fischkopf?

Die neue Belegung von 223 waren dann Roland H., Krankenpfleger aus EF, Charlie P., Betonbauer bei EF, Stefan W., Bergmann aus Spahl in der Rhön, Roland H., Betonbauer aus Heiligenstadt. Allesamt Thüringer, von Erfurt bis ins Eichsfeld. Von den Berufen und Charakter her alles brauchbare Mitbewohner wie sich später auch herausstellen sollte. Was den Jungs damals noch nicht klar war, man beäugte mich Anfangs etwas, wie auch, meine Anwesenheit auf der Stube sollte auch für sie von kleinen Vorteilen sein. Wir haben uns immer gut verstanden.

Am Mittag des 4.11. war es dann soweit, der Spieß lies die Kapos antreten, verteilte die Namenslisten und Zuteilungen zu den Geschützbedienungen, gab den Befehl genau diese Leute laut Liste am KDL in Empfang zu nehmen und diese dann der Batterie zuzuführen.

Gegen 15 Uhr klingelte dann das Telefon beim UvD, vom Regimentsstab kam die Nachricht, der Transport mit den neuen sei in der Kaserne eingetroffen, diese seien AA weise abzuholen. Um also kein Chaos zu veranstalten, wurden die neuen Abteilungsweise am KDL abgeholt. Als IV.AA waren wir so ziemlich zum Schluss mit dran und es war dann auch schon nach 16 Uhr als unsere Kapos zum Zug kamen. Bei der ersten Abholung bin ich mit zum KDL gegangen, ich wollte mir das diesmal aus Sicht der Kaserne einmal anschauen. Das Schauspiel war das gleiche wie bei unserem Einrücken vor einem halben Jahr. Unter Gejohle und Keulenschwingen aus den Fenstern der Führungsabteilung wurden die neuen den jeweiligen Diensteinheiten zugeteilt und abgeholt.


Archivbild

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03.04.2024 19:50
avatar  Hab ich nicht ( Gast )
#130
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Hab ich nicht ( Gast )

Hallo,
Heiligenstadt liegt im Eichsfeld nicht Eisfeld.
Gruß


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04.04.2024 09:10 (zuletzt bearbeitet: 04.04.2024 09:25)
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#131
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45

Die Neuen

Nun war es soweit, die ersten Neuen waren auf der Batterie angekommen. In Zivil und mit Reisetaschen ein etwas ungewohntes Bild auf der Batterie, wenn man die kürzlichen EK´s ausblendet. Die neuen wurden auf die künftigen Stuben geführt und nahmen ihre Betten und Spinde erstmalig in Augenschein. Alles war ja vor ihrem Eintreffen ordnungsgemäß beschriftet worden. Da saßen sie nun meistens rauchend und schauten etwas irritiert aus der Wäsche. Eins hatten sie, wie wir damals auch gleich mitbekommen, normales Reden gab es nicht mehr- das herumgebrülle der Kapos sollte für sie zum Alltag werden. Nachdem alle Neuzugänge auf der Batterie waren ließ der BC den bunten Haufen antreten.

Das erste Antreten dauerte natürlich etwas länger, war leicht ungeordnet und schön bunt. Noch waren die meisten absolute Zivilisten, einige hatten auch leicht einen intus andere wollten oder hatten die Situation noch nicht abschließend erfasst, das es nun mit der Freiheit erst einmal vorbei war. Der Oberleutnant stellte sich kurz vor, erklärte welche Rolle er im zukünftigen Leben der Neuen spielen würde und gab dann die Namen der Einzelnen Vorgesetzten der Batterie bekannt. Anschließend wurde durch mich die Namensliste verlesen und der jeweilige Aufgerufene musste mit hier antworten. Nachdem die Anwesenheit geklärt war gab der Oltn. die weiteren Schritte bekannt.

Als erstes würde es jetzt in die B/A Kammer des Regimentes zur Einkleidung gehen. Zwischendurch war Essenfassen angesagt und danach die Einrückuntersuchung im Regiments Med. Punkt. Im Anschluss würde ein erster Schrankbau vorgenommen und danach Nachtruhe befohlen. Die Nachtruhe beginnt 22 Uhr, es liegt also auch an jedem einzelnen wie lange sich das hinziehen würde. Nach der Ansprache des Oberleutnants übernahm nun der Spieß das Kommando. Er lies unter Anführung des jeweiligen Kapos die einzelnen Gruppen abrücken. In der R B/A Kammer und danach erfolgte der selbige Ablauf wie ich ihn ja schon bei meiner eigenen Einberufung erlebt hatte.

In den Tagen vor der Einberufung der Neuen wurden durch mich und einige Kapos ja die entsprechenden PMB (Postmietbehälter-grauer Pappkarton) im Fernseh/Klubraum für die Rücksendung der Zivilkleidung vorgehalten. Damit sich auch alle wirklich jedes privaten Kleidungsstückes entledigten, mussten sich die Neuen, wie wir damals, unter Aufsicht völlig entkleiden, einen privaten Slip zu behalten oder Strümpfe, Fehlanzeige. Die PMB waren ja im Vorfeld durch die Schreibstube schon adressiert worden, die Adresse der nächsten Angehörigen für den Fall der Fälle war ja anzugeben, stand also schon drauf. Meine Aufgabe, die PMB dem jeweiligen Mann zuzuweisen und wieder einzusammeln. Nachdem die Neuen nun Gruppe für Gruppe zurückkamen wurde das Umkleiden im F/K Raum durchgeführt.
Massenstrip bei der NVA, für so manches Mädel sicher ein lohnendes Feld.

Genau wie wir damals, wurde die Zivilkleidung nun durch rot/gelb ersetzt, ergänzt durch den Trainingsanzug. Das ganze andere Gerödel wurde erst einmal auf der jeweiligen Stube deponiert. Inzwischen war es auch ziemlich Spät geworden und der Gang in die Schwante stand bevor. Genau wie wir damals wusste natürlich mit dem Ruf/Befehl Raustreten zum Schwanten, niemand etwas anzufangen. Alle standen zwar wie befohlen vor den Stuben angetreten aber ohne Tasse und Besteck, wie auch, ältere Soldaten die diese komische Situation hätten aufklären können gab es ja nicht mehr. Die Kapos würden da in Zukunft wesentlich mehr machen müssen als zu Zeiten der gemischten DHJ. Jetzt war ein sogenanntes Vorleben ja nicht mehr gegeben. Bei so einer Kleinigkeit wie das Essenfassen fing es bereits an. Unter viel sinnlosem Gebrüll und mit Laufschritt ging es durchs Treppenhaus um vor der Abteilung Aufstellung zu nehmen. Der Oberleutnant hatte befohlen, das erste Essenfassen ohne Gesang und marschieren um die Schwante ablaufen zu lassen. Wäre auch nicht gegangen, ohne die Erfahrung der anderen DHJ lies sich so manches nicht in dem gekannten Tempo umsetzen, das hatte Grischa sofort erkannt. Dieser Umstand würde sich ja auch über die einfachsten Dinge bis zur Gefechtsbereitschaft ziehen. Mit dieser Erkenntnis kamen aber einige Kapos und auch der neue Spieß nicht gleich zurecht. Andere Vorgesetzte bei der NVA hatten da wohl auch ihre Probleme damit.

Nach dem Schwanten ging es ohne große Unterbrechung zur Einrückuntersuchung in den Med. Punkt, dort wiederholte sich das ganze Primborium wie bei meiner Ankunft. Einschließlich der Rattenbekämpfung der Lehnitzer Kanalisierung. Auch die neuen wollten die handvoll bunter Pillen nicht schlucken.

Auf der Batterie zurück gab es fünf Minuten Raucherpause, dann begann das Martyrium Schrankbau. Im Vorfeld habe ich Tietz und Grischa vorgeschlagen für den Punkt erster Schrankbau die Uffze. U. Bangner und Pinoccio abzustellen. Bangner war ruhig, konnte gut erklären und flippte nicht aus. Pinoccio sein Schüler. Das würde sicher gut sein den Schrankbau zu erlernen. Die beiden stimmten zu und so schrieb ich es in den Tagesbefehl. Für viele junge Männer die bis zum Tag der Einberufung zu Hause lebten erledigte das ja die „Mama“ oder ein Mädel oder auch gar keiner. Nun war jeder auf sich gestellt und das im wahrsten Sinn des Wortes.

Zwar hatten die Kapos den Befehl ihre Gruppe dahingehend zu unterstützen und die Handgriffe zu zeigen, war ja kein anderer mehr da. Das verstanden die meisten aber nicht richtig, wollten es auch nicht, bisher hatten ja solche Arbeiten die Zwischenhunde übernommen. In schwierigeren Fällen war auch mal der EK beflissen sein Wissen weiterzugeben, wenn er dadurch Ruhe hatte. Zwar war ein Musterschrank auf dem Flur aufgebaut, es war auch ein Hin-und Herrennen um sich das nochmals zu verinnerlichen aber ohne die Tricks mit der „Zeitung Junge Welt“ bekamen die meisten keine richtige Kante und Format hin. Es sah in den meisten Fällen aus wie gewollt aber nicht gekonnt, halt wie im echtem Leben. Die zwei Kapos waren wirklich bemüht ihr Wissen weiterzugeben, Uffz. Bangner und Pinoccio,.zweiterer gehörte eigentlich zur Gruppe Schreihals, aber hier zeigte er gute erzieherische Fähigkeiten und das Talent zum weitergeben. Pinoccio wurde im Zivilleben dann Lehrer und lebt heute in Sachsen als solcher. Später dann kam einmal heraus, ich hatte mit seinem Bruder viele Jahre lang bei der grauen Post zusammengearbeitet.

Das Wunderkind

Mit den neuen sollte auch der Sohn von Kurt Masur, der Chef des Leipziger Gewandhauses, zu uns als Uffz. kommen. Tietzi war ganz aus dem Häuschen. Den Sohn solcher Prominenz auf die Batterie zu bekommen beglückte ihn total. In seiner Hysterie machte er alle anderen mit verrückt. Eigentlich wäre es ja ganz einfach gewesen in die Papiere zu gucken, die lagen ja vor. Komischerweise kam aber niemand auf die Idee, ich auch nicht! Also machte Tietzi erst mal Bekanntschaft mit dem jungen Uffz., sehr höflich ihm gegenüber, eher zurückhaltend kümmerte er sich selbst um die Zuteilung des jungen Mannes auf die Kapo Stube. Selbst der Stabschef erschien um sich die Prominenz aus nächster Nähe anzuschauen, alles rein zufällig natürlich. Der junge Kapo, der gerade von der Unteroffiziersschule zur Truppe versetzt worden war, staunte auch nicht schlecht wie nett und freundlich man ihn hier in Empfang genommen hatte. Er hatte sich das etwas anders vorgestellt wie sich in einem späterem Gespräch herausstellte. Er konnte sich auf so viel Freundlichkeit auch keinen Reim machen. Zumal die anderen Neuen diese Aufmerksamkeit nicht erhielten.

Am späten Nachmittag dann als ich die Papiere und WDA´s ordnete, fiel mir auf, Papiere von einen Peter Masur waren aber nicht dabei. Komischerweise stimmte die Anzahl der Aktenvorlagen mit der zugewiesenen Personenzahl überein. Na hier stimmt doch irgendetwas nicht war mein Gedanke. Vielleicht hatte der Masur Sprössling ja seine Papiere noch am Mann, obwohl dann wäre einer Zuviel, alles sehr komisch. Also bin ich zu dem neuen Kapo auf dessen Stube gestiefelt und habe nachgefragt. Was nun kam lies mich laut und herzhaft auflachen, der Kapo verstand nun überhaupt nichts mehr als ich von ihm Papiere für einen Peter Masur wollte. Den kenne er gar nicht und seines Wissens gibt es den auch gar nicht. Wie jetzt wollte ich wissen, Du bist doch Peter Masur oder? Wie kommste denn darauf fragte mich der Blondschopf, mein Name ist Peter Wu….., ich bin nicht der Sohn von Kurt Masur. Mein Vater arbeitet im Orchester von Kurt Masur im Leipziger Gewandhaus, hier scheint eine Verwechslung vorzuliegen. Na da hatten wir doch die Ungereimtheit aufgeklärt und nun stimmten auch wieder die Unterlagen mit dem Personenbestand überein. Das kommt auch davon das viele Passbilder anders aussehen als die Person. So war es hier auch.

Jetzt ging ich strahlend zurück in die Spießbude, dort saß Tietzi und sah mir meine Freude schon an. Was grinste denn wie ein Honigkuchenpferd. Ach eigentlich ist nichts, habe gerade mit deinem prominenten Sohn gesprochen, leider ist er nicht der wofür du ihn hältst. Was soll das heißen, wollte Tietz nun wissen. Na der heißt weder Masur noch ist er dessen Sohn, wie biste denn darauf gekommen? Sein Vater arbeitet bei dem Masur, nicht mehr und nicht weniger. Du willst mich wohl verscheißern, Tietzi sprang auf und wurde auf einmal ganz rot im Gesicht, stimmt das auch fragte er ganz entsetzt, ja doch entgegnete ich. Ach du scheiße, jetzt habe ich mich ja voll zum Löffel gemacht. Wie er auf die Idee kam das PW der Sohn von KM sein sollte damit rückte er aber vorerst nicht herüber. Das Gelächter bei den anderen war natürlich groß. Am meisten war aber der Stabschef sauer, er hatte das ja auch abgenommen und fühlte sich nun vorgeführt. Das sollte Tietzi am Abend in der Linde und der Mausebude noch einiges kosten.

Peter entpuppte sich dann als ein netter Kerl, er war dem Führungszug zugeteilt, der Ersatz für Uffw. d.R. Bänig. Peilung, Aufklärung oder so etwas war dann seine Aufgabe. Mit dem Spieß verstand er sich dann auf Grund dieser herrlichen Verwechslung auch ganz gut, genauso wie mit dem Rest der Batterie.


Ein Schrank zum Anschauen und ab jetzt mussten alle mit ran den Neuen etwas beizubringen, das galt auch für die Pickelträger

Auch die Jungs auf meiner Stube mühten sich mit dem Problem Schrank. An hinlegen oder gar Schlaf für mich war sowieso nicht zu denken. Also zog ich meine FDU Jacke aus und begann den Jungs zu helfen, besonders Charlie benötigte Zeit um die einzelnen Schritte nachzuvollziehen. Unser Kapo, Geschützführer, Büller war auch zu gegen, zog sich dann aber nach meinem Erscheinen zurück. Typische Kapoeinstellung-möglichst wenig bewegen. Gut er hatte ja noch die ganze taktische Waffenkunde und Grundausbildung mit den neuen vor sich, das hielt ich ihm zugute und das er nicht rumtobte wie so manch anderer seiner Kapokollegen.

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04.04.2024 09:16
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#132
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Zitat von Gast im Beitrag #130
Hallo,
Heiligenstadt liegt im Eichsfeld nicht Eisfeld.
Gruß


Danke, Recht haste natürlich!

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04.04.2024 10:26 (zuletzt bearbeitet: 04.04.2024 10:28)
#133
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Obstihj nicht vergessen es gibt auch ein Eisfeld und das in Weimar hinter der Herderkirche. Die 2 Ist als "Scharfe Ecke" zumindest mir bekannt. Den anderen Rest kennst du ja zur Genüge.



FuAB-21/NB-4/AB-4/MSR-24/OHS S08/Rentner

Jedes Ding hat drei Seiten: mein, deine und die der Tatsachen.

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05.04.2024 09:05 (zuletzt bearbeitet: 05.04.2024 11:28)
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#134
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46

Wir gingen also nacheinander alle vier Schränke durch und brachten sie dahin das der Kapo diese erst einmal so abnahm. Auf anderen Stuben spielten sich andere Dinge ab, 45° ankippen des Schrankes waren da noch die freundlichen Dinge. Dafür hatte ich damals kein Verständnis, jedenfalls nicht bei Neuankömmlingen. Das sprach ich am Morgen dann bei Grischa auch an. Der nahm das zum Anlass und erinnerte nochmals daran das wir neue Verhältnisse hätte, jeder muss sich Mühe geben, aber Schikanen seien zu unterlassen. Diese Ansage zog dann auch. Nicht das ich falsch verstanden werde, die Methode 45° wurde auch später immer wieder einmal angewandt, wenn es notwendig war, weil ein einzelner meinte er muss die Gesamtheit der Batterie mit seiner Schlampigkeit beglücken, dann habe ich da auch nichts dagegen gehabt, im Gegenteil. Den Abend ihres Ankommens jedenfalls haben wir dann nach Ausrufen der Nachtruhe, das war kurz vor Mitternacht mit einem Schluck Korn aus der Pulle abgeschlossen.

Der neue Ausbildungszyklus begann November 1981

In den nächsten Tagen begann dann die Ausbildung der Batterie in allen Bereichen. Das brachte auch viel Arbeit für die Schreibstube. Ausbildungspläne, Berichte, wieder neue Ausbildungspläne, Änderungen waren an der Tagesordnung. Auch die Führung der AA. und einzelnen Batterieführungen mussten vieles hinzulernen und sich an die neuen Situationen der DHJ Trennung erst gewöhnen.

Das bedeutete für jeden Vorgesetzten mehr Arbeit und sich Einbringen, plötzlich blieb ja alles was sonst die anderen DHJ den Neuen beibrachten, an ihnen hängen. Auch auf den Batterien des zweiten und dritten DHJ änderte sich alles. Auch dort war plötzlich niemand mehr da den man herumscheuchen konnte oder seine Aufgaben weiterreichen. Das EK sein war plötzlich ziemlich bedeutungslos geworden. Einzig fiel es den „älteren“ DHJ einfacher die geforderten Normen zu erfüllen, da half dann wieder die Erfahrung der Zeit.

Am Morgen wurden dann die Neuen von der Trillerpfeife des UvD in den militärischen Alltag gerufen. Der bekannte Ruf „in fünf Minuten raußtreten zum Frühsport“ ist wohl der Satz der einem Neurekruten lebenslang im Gedächtnis bleibt. Inzwischen gab es aber hier eine kleine Verbesserung. Mit dem Wechsel des Stabschefs der IV.AA auf Hptm. Balow im Sommer zuvor, durfte man wenigstens vor dem Frühsportsprinten zum Pinkeln auf die Toilette. Das war zuvor nicht selbstverständlich, die Batterie hatte 50 Mann aber wenige Klos und damit wurden die ausgerufenen 3 Minuten ständig überzogen.

Es war schon etwas skurril, ich lag im Bett und schaute dem Treiben der neuen Glatten zu.
Sie hüften und sprangen herum um in die Sportklamotten zu kommen. Zuerst rot/gelb und denn der Trainingsanzug. Inzwischen war ja Winterbefehl und wir mussten nun ob Sonne oder nicht, die befohlene Winterkleidung tragen. Das war beim Trainingsanzug genauso geregelt. Während sich nun die Jungs der Körperertüchtigung unterzogen nutze ich die Leere des Waschraumes, schloss den Duschschlauch an und nahm eine selbige ausgiebig. Zähneputzen und fertig. Rasieren wurde wie angelernt abends gemacht, das sparte am Morgen Zeit.

Während sich die Jungs nach dem Frühsport mit waschen, Bettenbau und anderen Dingen befassten,, brühte ich in der Spießbude frischen Kaffee auf. Dieser Geruch verbreitete sich auf der ganzen Batterie und lies bei so manchem sicherlich Erinnerungen und ein Pfützlein auf der Zunge aufkommen. Inzwischen waren die Jungs aus der Schwante zurück und ich holte mir die mitgebrachten Brötchen ab. Alles andere für ein ordentliches Frühstück hatte ich auch so vorrätig, selbst war der Mann. Spieß und BC hatten ja auch mal zwischendurch Appetit.

Dann begann die Ausbildung der Neuen. Eigentlich nicht viel anders als bei unserem Einrücken nur etwas langsamer. Die erste Amtshandlung aller war wie bei uns der Lebenslauf und die erste Rotlichtschulung. Während dieser Schulungen wurden nochmals alle Vorgesetzten vorgestellt mit Namen, Rang und Dienststellung. Es durften auch Fragen gestellt werden, davon wurde aber relativ wenig Gebrauch gemacht wie Grischa später berichtete. Der zweite Tag wurde nochmals dafür verwendet die innere Ordnung absolut korrekt herzustellen.

Ab jetzt sollte die Schonzeit diesbezüglich abgebaut werden. Das ganze begann mit einem Morgenappell bei dem schon einmal die erste Aussehens Kontrolle des einzelnen inspiziert wurde. Einer hatte die Kragenbinde nicht richtig eingeknöpft ein weiterer das Koppel verkehrt herum an oder die FDU Hosenbeine steckten im Stiefelschaft. Nachdem nun diese Anfangsprobleme abgearbeitet worden begann der Spieß mit Verlesen des Tagesplanes.
Dazu gab es ein Achtung, also Haltung annehmen, das sah natürlich auch nicht einheitlich aus, also mehrfach üben. Das war ja etwas wo Tietz in seinem Element war, militärische Zackigkeit da stand er darauf. Zackiger Schritt und Grußerweisung das war sein Refugium, das hatte er gründlich beigebracht bekommen und das gab er nun weiter. Eine Nachlässigkeit wurde da nicht geduldet, jedenfalls nicht in den ersten Monaten seines HFW Daseins.
Von der taktischen/technischen Ausbildung her wurde das wie bei meinem Jahrgang zuvor ähnlich gehandhabt.

Der neue Batteriechef

Mit Beginn des zweiten DHJ wurde unser ehemaliger Batterieoffizier Leutnant Büler jetzt Batteriechef und zum Oberleutnant befördert. Major Malzow hatte die Batterie, das Regiment verlassen, er wurde versetzt. Für mich änderte sich dadurch nichts außer das Grischa ab sofort der Boss war. Kreuzworträtsel und Tabletten waren nun nicht mehr gefragt. Seinen Kaffee oder auch mal einen Imbiss gab es ja auch schon vorher. Ich persönlich fand es schon schade das Balzow weg war, ich bin gut mit ihm ausgekommen, er war keiner der gleich ausflippte! Die Beförderung zum Oberleutnant war natürlich auch Grund für eine kleine Runde Getränke. Grischa brachte 3 Flaschen Sekt mit und hat dann an einem späten Nachmittag an alle Uffze., BS und Offiz. auf Zeit ein Glas ausgegeben. Damit war das Kapitel Beförderung für die Batterie erledigt.

Als erstes musste das Marschieren erlernt werden.


Der Lieblingssong Spaniens Himmel, wenn der AK zugegen war dann kam Hoch auf dem Gelben Wagen, meine Berufshymne.
Im Hintergrund ist die Reg.B/A Stelle (Flachbau), ein Stück Med.Punkt und der heilige Reg. Apellplatz zu sehen

Auch hier zeigte sich das dieses Unternehmen ohne ältere DHJ zwar machbar ist aber auch entsprechend länger dauert. Das Marschieren zum Essen, zum Unterricht, auf dem Borgsdorfer Acker und zu jeder anderen Gelegenheit wurde das tägliche Brot der Neuen. Am zweiten Tag wurden ebenfalls die Soldaten benannt die eine Spezialausbildung erhalten sollten. Da gab es die SPW Fahrer, die Militärkraftfahrer, die die Urals mit der Wumme bewegen würden, Funker, Vermessung/Peilung, Rechner und einiges andere spezifische um eine Artilleriebatterie wirksam führen zu können.

Die entsprechenden Züge wurden neu aufgestellt und begannen mit der entsprechenden Ausbildung. Neue Soldaten, neue Vorgesetzte, neue Voraussetzungen und dennoch hat der BC alles daran gesetzt die hohen Ausbildungsziele zu erreichen bzw. zu überfüllen. Ein Umstand kam dem sehr entgegen, auf unserer Batterie waren viele Abiturienten eingeteilt, deren schnelle Auffassungsgabe kam den Zielen der Batt. Führung entgegen. So mancher Soldat/Glatte war in dieser Beziehung weitaus fiter als sein Uffz.-Geschützführer. Um diese Defizite unterhalb der einzelnen Bedienungen auszugleichen wurden später dann auch noch mal Umsetzungen in den Geschützbedienungen vorgenommen. Übrigens auch ein kleines Verdienst meinerseits, da ich mit Grischa wahrlich einen guten Draht spann, konnten wir am Abend unter vier Augen auch einmal über solche Erkenntnisse reden. Solche Umstände waren mir ja nach der Amtsführung im Betrieb durchaus nicht unbekannt. Warum sollte man das mal erlernte nicht auch hier umsetzen. Eine solche Verteilung der Potentiale konnte nur allen nutzen.

Maskenball

An einem Sonntag, hatte Kapo Mährens aus Magdeburg der als UvD an diesem Tag fungierte, Dienst. Was ihn immer auch dazu trieb, er war der Auffassung mit den neuen Glatten ein wenig trainieren zu müssen. Was ja auch bei normalen Übungen nicht schaden konnte.und einige Freude bei den anderen Kapos hervorrief. Nun kommandierte er den sogenannten Maskenball und das am dienstfreien Sonntagmorgen.

Sicherlich war der Sachverhalt, das nach den wenigen Tagen noch nicht alles so wie von der Norm gefordert alles ablief gegeben, dazu gehörte auch das Herstellen der Gefechts-bereitschaft durch Umkleiden. Mit dem bekannten Pfiff auf der Trillerpfeife wurde das erste DHJ vor die Türen befohlen. Nun gab der Kapo die entsprechenden Befehle. Herstellen der Nachtruhe! Das hieß sich ausziehen, Schlafanzug an und ins Bett legen. Der nächste Pfiff, alles raustreten, in 1.Minute Raustreten in rot/gelb. Alles stürmte auf die Stube zurück. Schlafanzug aus, rot –gelb an und raustreten. Wegtreten. Kaum auf der Stube, erneuter Pfiff, raustreten, nun kam der Befehl, langer Trainingsanzug, alle wieder rein und wieder umgezogen. Erneuter Pfiff, alles raustreten, FDU Bekleidung! Dann Ausgangsuniform, danach wieder Nachtruhe und das ganze wechselte am laufenden Band. Man konnte zusehen wie den Jungs sprichwörtlich das Wasser den Hintern herunterlief.

Ich lag auf meinem Bett und schaute zu, dieses Spiel hatte man mit uns genauso getrieben. Da war der bis dato geltende Satz. Schaden tut’s ja nicht, die Zeiten müssen gelernt werden war mein erster Gedankenansatz. Nachdem das Ganze schon gut eine Dreiviertelstunde lief, Tür auf, Tür zu, Verdunkelung hergestellt das Ganze mit einigem Krach versehen, kam langsam Ärger in mir auf der sich steigerte. Weder konnte man so lesen, an schlafen war gleich gar nicht zu denken und außerdem was ja schließlich Sonntag.

Dann kam wiederum der Befehl raustreten, in einer Minute Herstellung der Nachtruhe, Schlafanzüge anziehen, wegetreten Jetzt ging Kapo Mährens von Stube zu Stube und kontrollierte ob die Verdunklung geschlossen war, jeder musste die Schlafanzughose ein Stück lüften um zu überprüfen ob er auch nichts darunter anhatte. Danach kam der Befehl herstellen der Nachtruhe, also jeder legt sich in sein Bett. Das kontrollierte der Kapo nun indem er von Stube zu Stube ging und einen Blick hineinwarf.

Kaum war er an seinem Kapo Tisch wieder angekommen ertönte die Trillerpfeife erneut, sofort heraustreten.
„Meine“ vier Glatten sprangen wie geölte Blitze aus den Betten und wollten gerade raussausen. Ich bin aber schon vorher im verdunkelten Raum aufgestanden und stand innen vor der Tür. Ihr bleibt hier und legt euch in eure Betten, er hatte doch Nachtruhe befohlen und die machen wir jetzt auch. Die Jungs hatten schiss, aber ich sagte ihnen, es wird nichts passieren, ich mache das schon. Also begaben sich alle wieder in ihr Bett und bibberten dem entgegen was kommen sollte.

Es dauerte auch keine weitere Minute und da flog mit lautem Gepolter die Tür auf, wutenbrand kam der Kapo herein und brüllte was hier wohl los wäre, sind die Herren hier eingepennt? Raus hier aber dalli, dalli. Die Glatten hüpften aus den Betten, ich sagte mit ruhiger aber bestimmender Stimme zu Beere, mache die Tür von draußen zu und zwar leise und wenn Du in den nächsten Tagen noch in Ausgang willst, oder nicht Dauerwachgänger werden willst dann mach hin. Üben ist zwar schön und gut und auch richtig, aber was Du hier am Sonntag treibst, das ist blanke Schikane, also Brett ran. Das war Beere so noch nicht passiert, eigentlich ein Kumpel mit dem man Leben konnte, nur wenn er was getrunken hatte und das war hier der Fall trotzt der Frühe, war er unausstehlich. Er laberte mich noch etwas voll, das hatte er für umsonst und dann verlies er mit einem lauten Türkracher die Stube. Ein paar Minuten dann war auch auf der gesamten Batterie wieder sonntägliche Ruhe eingekehrt. Wir haben uns an diesem Sonntag auch nicht mehr gesehen. Warum auch?

Am Montag, kurz nach Dienstbeginn liefen wir uns über den Weg, ein kurzes morjen seinerseits, ich wollte gerade weitergehen, da hielt er mich am Ärmel fest, haste was zum Spieß gesagt, wollte er wissen. Was soll ich gesagt haben? Wir sind doch nicht im Kindergarten, oder? Nee, sagte er und zog beruhigt ab. Petzen/Anscheißen war nicht meine Intuition, da hatte ich andere Möglichkeiten. Streichen vom Ausgang, Ablehnung verlängerter Ausgang mit Standorterweiterung oder kein VKU aus dienstlichen Gründen, schöne Wachdienste in anderen Batterien oder Küchenhelfer wurden immer gebraucht. Möglichkeiten gab es viele, das wusste er auch und das er trotzt seiner "Gurkenschalen" am kürzeren Hebel sass. All diese Anträge wurden ja bei mir abgegeben, ich bereitete sie im Rahmen der Zulassungsmöglichkeiten vor und der BC oder Spieß unterschrieb das Ganze dann, damit war es Befehl.
Mein Kontakt zum Spieß und BC war außerdem so gut, das wir über alles reden konnten. Grischa als BC war zwar durch und durch Soldat, verlangte seiner Batterie auch alles ab, auch in Härte, um das Ausbildungs-oder Übungszielziel zu erreichen, aber Schikanen lehnte er im Grundsatz ab. Leute die sich so verhielten konnte er auch nicht ab. Das wussten alle und Diskutieren bei Ablehnung eines Antrages, das gab es nicht.

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06.04.2024 09:16 (zuletzt bearbeitet: 08.04.2024 21:07)
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#135
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47

Der neue B/A Kammerbulle der Batterie

Nachdem unser B/A Bulle Setze uns in Richtung 9.Batterie verlassen musste, wurde ein neuer B/ bulle benötigt. Einer dieser Abiturienten war Vossibär aus Oelsnitz im Voigtland, ein großer junger Mann der allerdings trotzt seiner Größe gut doppelt so viel wog wie er sollte. Das war uns allen sofort klar, mit ihm als Soldat in der Bewegung war kein Blumentopf zu gewinnen. Im Gegenteil, bot er doch durch seine Fülle ein treffliches Ziel für den Gegner. Bei einer nachmittäglichen Beratung des BC mit den Zugführern wurde auch das Thema Vossibär angesprochen. Der eine Teil war dafür ihn zu scheuchen bis er auf Figur kam, der andere Teil für eine Abkommandierung zu einem Außenkommando z.B. als Heizer in Brück. Da ich Kaffee hineinbrachte bekam ich das Gespräch mit. Nach Rückkehr in die Spießbude habe ich Tietzi angesprochen, sag mal wir brauchen doch einen B/A Bullen hier auf der Batterie, das kann ich nicht ewig mitmachen, stimmt sagte er darauf hin. Was hälste denn von Matthias Stemm…… genannt Vossibär, der hat Abitur, kann ordentlich Rechnen und Zählen und scheint auch so nicht blöd zu sein und zu dick zum täglichen Gefechtsdienst ist er allemal. Gesagt, getan nach der Besprechung des BC mit seiner Führung hat er dann diesen Vorschlag bei Grischa und Vossibärs Zugführer platziert. Das müssen wir uns erst einmal überlegen war die Antwort und sie zogen sich in das Büro der ZF zurück. Vossibär hatte seinen Spitznamen von der „westlichen Kindersendung Sesamstraße“ in der das Ebenbild unseres Vossibärs agierte. So hieß er schon zu Hause, weil es so gut passte wurde das auch bei der Fahne übernommen.

Am nächsten Morgen, nach dem Tagesappell sagte Grischa zu Tietzi, ihr könnt ihn haben aber zur Ausbildungen am Geschütz muss er dabei sein. In der Art wie bei mir, so wurde es dann auch gemacht.
Mit Vossibär hatten wir dann wirklich einen guten B/A Bulle, die Bestände stimmten, die Vorgabezeiten für Wäschetausch wurden eingehalten und blitz blank war es dort auch immer. Ich warf dann schon immer mal einen Blick auf die Vorgänge in der B/A, das Chaos bei Bäßi hat mir einmal gereicht. So wurde eigentlich beiden Seiten geholfen. Unter normalen Tagesbedingungen hätte Vossibär das Ganze nicht schadlos hinter sich gebracht. Wenn es zu Einsätzen kam hatte er schon „schwer“ zu tragen, tat das dann aber auch so gut es ging. Mit dem B/A Bullen legten sich auch die Kapos nicht unbedingt an. Dazu war er zu nah am Spieß.


Der Hilfsschreiber

Ein weiterer Abiturient war mir durch seinen gefertigten Lebenslauf ins Auge gefallen, er hatte eine besonders gut ausgeprägte Handschrift, fast Mädchenartig sauber. Harald, Rollet….. aus Haldensleben. Gemäß seines Nachnamens hieß er hier auf der 7. ganz schnell Rollo, das war kurz und prägnant. Irgendwie hatte hier jeder einen Spitznamen, selten wurde jemand mit dem richtigen Namen benannt.

Mit dem Einrücken der Neuen kam natürlich auch auf mich viel Schreibarbeit zu, mein damaliger Computer hieß ERIKA und war eine Schreibmaschine aus dem VEB Robotronwerk Sömmerda, vielleicht bekannter unter Rheinmetall. Alle erhaltenen Ausrüstungsgegenstände wurden ja vermerkt, einmal auf einer Karteikarte beim Spieß und dann wurden alle erhaltenen Gegenstände in den WDA (Wehrdienstausweis)eingetragen. Das waren mehrere Seiten je WDA und das in „Schönschrift“. Hier machte ich mir die Kunst des Schönschreibens von Rollo zu Eigen.

Diese Tätigkeiten habe ich immer gern nach Dienstschluss erledigt. Nach der Erkenntnis dass es einen Schönschreiber gibt, habe ich ihn mir während der Abendreinigung „Revierreinigen“ genannt, durch den UvD kommen lassen. Kurze Zeit danach klopfte es an der Spießbude, herein, Rollo trat ein und wollte gerade Meldung machen, wenn ich hier allein bin brauchst Du keine Meldung zu machen oder siehst Du hier noch jemanden. Gut das war geklärt. Ich fragte ihn, was machst Du gerade, Waschraum schruppen sagte er, muss auch sein ich darauf hin. Haste Lust mir bei den Einträgen hier etwas zu helfen, ich habe gesehen Du hast eine sehr gute Handschrift.

Muss ich danach noch weiterputzen- da war er wieder der Abiturient- nein natürlich nicht. Wenn Du hier bei mir bist, lässt man dich auch danach in Ruhe. Gut dann mache ich das gern. Von diesem Zeitpunkt an hatte der Batterieschreiber seinen eigenen Batteriehilfsschreiber. Das erste was wir gemeinsam erledigten waren die Einträge in die über fünfzig Ausweise. Rollo war gerade etwas älter als achtzehn Jahre und auch froh so dem abendlichen herumgebrülle der diensthabenden Kapos zu entgehen. Er konnte sich auch mal abducken wenn nicht so viel zu tun war. Nicht für alle gerecht, aber was war oder ist schon abschließend gerecht?

Stubendurchgang

Noch in der ersten Woche begann der Spieß persönlich die abendlichen Stubendurchgänge durchzuführen. Das lag zum einem daran, dass er noch frisch und dienstgeil war und hauptsächlich daran, weil er im Ledigenwohnheim des Regimentes wohnte und zu seinen Mitgenossen noch so keinen richtigen Kontakt gefunden hatte. Abendliche Langeweile also. Das sollte sich dann aber schon bald ändern und das nicht immer zum Guten.

Stubendurchgang, kurz vor 22 Uhr dem Beginn der Nachtruhe. Die Stube muss dazu gereinigt, gelüftet sein, die persönliche Wäsche als Päckchen auf dem neben dem Bett stehenden Hocker liegen und alle haben den Schlafanzug an. Jeder nimmt vor seinem Spind Aufstellung. Beim Hereintreten des Spießes in die Stube gibt es ein Achtung, alle nehmen Haltung an und der Stubenälteste meldet: z.B. Stube mit fünf Mann belegt, vier Mann anwesend, ein Mann im Med. Punkt. Stube gereinigt und gelüftet zum Stubendurchgang bereit.
Vom Spieß kommt ein „Rühren“ und dann schaut er sich gründlich um. In seinem Gefolge befindet sich der jeweilige Kapo der für die Bedienung zuständig ist sowie sein Schreiber,

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07.04.2024 09:47 (zuletzt bearbeitet: 07.04.2024 10:11)
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#136
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48

also ich, mit dem neueingeführten Buch (IOB) der inneren Ordnung. Diese bekannte Handbewegungen auf Türen und Schränken wie es oft in Filmen zu sehen ist, gab’s auch. In der Hauptsache aber interessierte ob der Mülleimer leer und gereinigt ist und vor allem die Grundordnung im Soldatenspind. Hier hatte ja jedes Teil seinen vorgeschriebenen Platz und der war ohne Wenn und Aber einzuhalten. Wurden hier Verstöße festgestellt diktierte der Spieß mir diese in das IOB. Dieses Buch wurde dann auch als Bewertungskriterium zum Beispiel bei der Beantragung von Ausgang (AG) oder Verlängertem Kurzurlaub (VKU) herangezogen. Stand man allzu oft in diesem Buch war die Chance die Kaserne einmal verlassen zu können relativ gering. Jedenfalls am Anfang, kontrollieren was ich einschrieb tat ja niemand.

Neue Freundschaften

Mit dem neuem DHJ und Ausbildungshalbjahr kamen ja auch neue Offiziere auf die Batterie.
Das war insoweit gut, dass fast alle Führungspositionen neu besetzt wurden. Bis auf den BC den zweiten Feuerzugführer, einige Kapos und natürlich der „Schreiber“ kamen also alles neue Truppenunerfahrene Führungskräfte zum Wirken. Zwar war Tietz ja vorher schon bei der Truppe, merken tat ich das aber so richtig nicht. Es entwickelte sich zwischen Fähnrich Tietz, Unterleutnant Peach und dem angehenden BO, bis zu diesem Zeitpunkt noch Offz.-Schüler, eine sogenannte Zweckfreundschaft. Alle drei wohnten vorerst einmal im Ledigenwohnheim des Regimentes. Was war da dienlicher als die Abende gemeinsam im Regimentsclub oder den umliegenden Kneipen zu verbringen. Im Regimentsclub gab es zwar für Dienstgrade ab Unterfeld Alkohol zu kaufen, aber auch hier saß man mehr oder weniger ständig unter „Aufsicht“. Die Lokalitäten in Lehnitz, dessen Umgebung und Oranienburg waren etwas aufgeteilt zwischen dem Publikum. Soldaten nutzten oft das Bootshaus in Lehnitz, die Gaststätte am Lehnitzsee, die Linde, sowie die Mausebude an der Lehnitzstraße.

In Oranienburg gab’s auch einiges an Lokalitäten, aber das war mehr oder weniger Muckerland, hier gab’s oft Streiterei und Schlägerei mit den Jungs der Infanterie. Man konnte sich nicht besonders leiden.

Vielleicht erklärt sich das so: es trinkt der Mensch, es trinkt das Vieh, am meisten säuft die Infanterie, doch dann kann das Rote Chor und soff den Muckern noch was vor!

Oranienburg war das Terrain der Berufssoldaten und Offiziere. Es kam öfters vor das die Roten Soldaten (Arimänner) Ärger mit der KD bekamen die ja meistens von den Weisen (Muckern) gestellt wurde. Es passierte schon öfters dass dann der Ausgang vorzeitig beendet war. Beliebt als Kneipe war auch der „Weise Hirsch“ in Borgsdorf direkt an der S-Bahn, der lag aber außerhalb der Standortgrenze. Die durfte man ja nicht überschreiten ohne Genehmigung.

In Lehnitz selbst gab’s die Mausebude (Schweizerhaus), die Linde und die Sonne, diese Gaststätten wurden aber mehrheitlich von Sternchenträgern besucht. Diese taten zwar in der Regel einem nichts, dennoch hatte man immer das Gefühl der Beobachtung. Gemeinsam wurde soweit ich mich erinnern kann, in diesen Gaststätten als Landser immer erst zu später Stunde getrunken. Die Mausebude entwickelte sich nun auch langsam zum Lieblingstreff unserer Batterietroika. Die Abende dort wurden immer öfters und gingen eigentlich solange wie Geld in den Börsen der Schluckspechte war. Peachi war wohl der Unerfahrenste im Bezug Trinkerei unter den dreien. Eigentlich wohnte er ja in Hohen-Neuendorf ein Ort ganz in der Nähe von Lehnitz. Durch seine Zuversetzung zum Truppendienst musste er auch vorerst die Kaserne als seine Heimat ansehen. Er hatte aber wenigstens die Aussicht Heimschläfer werden zu können. Wie gesagt, mit dem Vertragen war das so eine Sache, nach ein paar Bier hatte er eigentlich schon alles fertig, noch zwei drei Klare und er war hinüber.
Dann benahm er sich immer wie ein großer Junge der sich über alles totlachen konnte. Titz und Schie waren da schon etwas anders. Sie konnten schon einen Schluck ab, das trainierten sie ja auch ständig.

Eines Morgens dann erzählte mir Tietzi das er mit dem Stabschef (SC)


Major H.-D.- Schal... † , Stabschef IV.AA AR-1

und Schie in der Linde zu Abend gegessen hätten und dann noch schön einen getrunken hatten. Ich ahnte schon, das wird noch was. Diese Situation, mit dem Major an einem Tisch, das gefiel ihm total. Das kam seinem militärischen Geltungsdrang entgegen. Dieser Höhepunkt war dann auch tagelang Gespräch in der Spießbude. Diese Treffen wurden langsam immer mehr. Irgendwann, dann setzte sich Schie ab. Er hatte wohl keine Lust mehr mit dem Stabschef zu trinken und dabei auch immer auf der Zeche sitzenzubleiben, als Dienstgradniedriger, war das wohl so. Tietzi wiederum beglückte es geradezu dem SC „Gutes“ tun zu können. Man war inzwischen per Du zwischen Stabschef und Hauptfeldwebel. Von da an hieß es öfters Dieter hier und Dieter da. So entstand dann auch der Spitzname DD, Dieter Dienstbier. Mit dieser Freundschaft stellte sich auch ein neuer Kaffeegast mit besonderer Nase in der Spießbude der 7. Batterie ein.

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07.04.2024 19:18 (zuletzt bearbeitet: 07.04.2024 19:18)
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#137
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Hast Du mal dran gedacht, das zu veröffentlichen, @obstihj? Ich finde in Deinen Ausführungen und Erinnerungen viel, was ich auch so erlebt habe: Heute gesehen Lustiges, damals nicht unbedingt; Besch...nes damals, was einen heute kaum noch anhebt... Aber das Militärische ist es, was viele interessieren könnte: Und da halte ich das Deine hier für prima geeignet...

OldMan

nihil, nihil.

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08.04.2024 18:19 (zuletzt bearbeitet: 08.04.2024 18:20)
avatar  0bstihj
#138
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Zitat von OldMan im Beitrag #137
Hast Du mal dran gedacht, das zu veröffentlichen, @obstihj? Ich finde in Deinen Ausführungen und Erinnerungen viel, was ich auch so erlebt habe: Heute gesehen Lustiges, damals nicht unbedingt; Besch...nes damals, was einen heute kaum noch anhebt... Aber das Militärische ist es, was viele interessieren könnte: Und da halte ich das Deine hier für prima geeignet...

OldMan


Lieber Oldman, es tut gut eine solche fundierte Meinung zu vernehmen. Wie eingangs beschrieben, habe ich meine NVA Geschichte für mich zum Erinnern und für meine Söhne zur Erklärung
2012 in den Rechner geschrieben. Lange habe ich nicht mehr daran gedacht, dann fiel mir der Text wieder zwischen die Augen. Ich habe mich bemüht besondere Aktivitäten, komisches, außergewöhnliches und den damaligen Alltag wieder aufleben zu lassen. Während des Schreibens wurde es dann immer mehr. Durch mein "Glück" 17 Monate Schreiber des Spießes zu sein habe ich die Armeezeit von zwei Seiten kennen gelernt.
Ich konnte mitbekommen, wie der "einfache" Soldat tickte aber auch die "Vorgesetzen" vom Uffz. bis zum Oberst im Regiment. In vielen Dingen hatte hatte ich es zweifelslos komfortabler als Soldat als manch anderer Wehrdienstleistende. Ich habe mich immer bemüht, diese Vorteile, auch für andere nützlich zu sein oder dadurch auch das Leben auf der Batterie erträglicher zu machen.

Über eine Veröffentlichung habe ich noch nicht nachgedacht, wer will schon nach über 30 Jahren die Erfahrung eines Soldaten in der NVA erfahren, zudem noch von einem der Gleicher war als die Gleichen.
Das Interesse an solchen Geschichten ist bestimmt schon mit vielen Büchern beleuchtet wurden. Ich denke da an "Eingezogen" von User Tapperleise und vielen weiteren, die sich darangemacht haben ein Buch zu Schreiben.

Mal schauen wie die Geschichte hier im Forum ankommt, sie wird auch nur hier Im Gleichschritt veröffentlich.

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08.04.2024 21:16
avatar  0bstihj
#139
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49

Ein sinnloser Tod Dezember 1981

Es war Sonntag der sechste Dezember 1981, Nikolaus und eigentlich ein Tag des Spaßes und der Freude. Zugleich hatte der Regimentskommandeur seine Offiziere im Regimentskasino zu einer Feier eingeladen „Der Regimentskommandeur lädt ein“ was nun genau der Grund war für die Feier, weiß ich nicht mehr genau, es könnte der Wechsel des Regimenters gewesen sein. Auf jeden Fall waren alle höheren Offiziere des Regimentes in Galauniform, also weiße Jacke, zugegen. Auch unser Abteilungskommandeur und seine Stabsoffiziere sowie der Stabschef waren dort.

Auf den Batterien herrschte die allgemeine Sonntagslange Weile. Viel konnte man auch nicht veranstalten, wusste man ja die Goldpickelträger im Regiment. Also wurde sich ruhig überall verhalten. Auf der siebenten Batterie war das genauso. Man bastelte, Laubsägearbeiten waren sehr beliebt, einige lasen oder schliefen. Am Nachmittag waren Uffz. Banger und ich noch eine Runde um den Lehnitzsee laufen. So schlich sich der Tag dahin.

Am frühen Abend kam dann der übliche Ablauf, Essen fassen, leichtes Revierreinigen und die Reinigung der Außenreviere stand noch an. Auf den Kapo Stuben wurde gefaulenzt, auf einer Stube wurde ein kräftiger Skat gekloppt. **Die Jungs hatten ein paar Bierchen besorgt und machten es sich mit dem Kartenspiel gemütlich. Ein erst kürzlich zu versetzter Unteroffizier Andreas Thalh †…… fühlte sich auch berufen da mitzumischen. Er hatte schon einiges Indus an Bier und die anderen wollten ihn aber nicht dabeihaben. Also wurde er aus der Stube gejagt. Das wollte er aber so nicht akzeptieren, da es ja die Stube war, auf der er schlief. Also kam er immer wieder herein. Daraufhin sind die Kartenspieler einfach in eine andere Stube umgezogen. Aber auch hier stänkerte der leicht angetrunkene Kapo seine Kameraden und platzte immer dazwischen. Als er auch noch anfing die Karten zu verraten wurde er kurzerhand aus der Stube geworfen. Da er immer wieder hineinrammelte schlossen die Kartenspieler kurzerhand die Tür von innen einfach ab.

Zuerst klopfte und trat der angetrunkene vor die Tür dann trollte er sich aber. Es beachtete ihn dann auch keiner mehr. Niemand konnte aber auch ahnen was nun passieren sollte. Die Kaserne war ein Neubau und für damalige Verhältnisse schon modern gebaut. Vor der Fensterfront, die ja fast durchgängig verlief gab es breite Fensterbänke, die verbanden die Zimmer eigentlich auch von außen. Diesen Umstand machte sich wohl Andreas Thalh… zu nutzen, er erklomm die Fensterbank, kletterte außen lang von Fenster zu Fenster und wollte so durch das offene Fenster wieder zu den Kartenspielern gelangen. Warum auch immer, ließ sich nicht mehr nachvollziehen, stürzte er von der Fensterbank ab und stürzte aus dem ersten Stockwerk auf die Rasenfläche vor dem Gebäude. Eigentlich war das nicht sehr hoch, aber er schlug mit dem Genick auf einen Betonring der Kanalisation auf. Die Kapos im Zimmer müssen wohl etwas mitbekommen haben und schauten aus dem Fenster da lag er nun regungslos auf dem Rasen. Nun war guter Rat teuer!

Der UvD der Batterie hat sofort seinen GUvD in den MedPunkt geschickt um Hilfe zu holen.
Jetzt wurden wir natürlich alle aufmerksam und standen um den verunglückten herum. Er röchelte so komisch, bewegte sich aber nicht. Dann kam auch schon ein Sani herangerannt.
Der horchte erst die Brust ab, dann fing er an Herzmassagen zu machen, da er immer noch so komisch röchelte fing der Sani mit Mund zu Mundbeatmung an. Einige machten da noch blöde Bemerkungen und Witze. Als der Sani bemerkte, dass der verunglückte nicht wieder zu sich kam wurde er total panisch.

Er schrie auf einmal, die bringen mich nach Schwedt, wenn der stirbt, das rief er mehrmals und fing an zu allem Überfluss auch noch zu heulen an. Der Sani war völlig überfordert. Inzwischen war ein weiterer Sani Kapo dazugekommen, der sah wohl schon eher durch zu mindestens wurde er nicht panisch. Was aber tatsächlich los war hatte noch keiner erfasst. Der Verunglückte röchelte nach wie vor. Ein Arzt war am Sonntag nicht in der Kaserne, ein herbeirufen hätte zu lange gedauert. Der Kapo sagte dann wir müssen ihn nach O-Burg ins Krankenhaus bringen. Dafür brauchten wir aber eine Genehmigung. Alle Offiziere waren aber auf der Regimentsfeier. Ich bot mich an hinzugehen und den Stabschef zu informieren. Gesagt, getan. Ich im Trainingsanzug also zum Regimentsklub. Man hörte frohes Lachen, Tanzmusik eben halt Feierstimmung. Ich bat eine Ordonanz den Genossen Major Stabschef der IV.AA zu holen, es sei wichtig, es hätte einen schweren Unfall gegeben. Ich stellte mich an die Seite und wartete. Nach kurzer Zeit kam der Stabschef in seiner schicken Uniform tatsächlich heraus. Was ist los wollte er wissen, ich hoffe, dass es wirklich wichtig ist. Für Diskussionen hatte ich jetzt weder die Zeit noch den Nerv. Ich erklärte kurz was passiert war und bat um die Genehmigung dass ein Sankra mit dem verunglückten nach O-Burg fahren konnte. Er willigte sofort ein, Du fährst mit und berichtest mir anschließend, verstanden? Ja und schon war ich weg.

Inzwischen hatte man schon den Sankra geholt und den Verunglückten auf eine Krankentrage verbracht. Als ich eintraf, schoben sie ihn gerade hinten in das Fahrzeug. Ich soll mitfahren, Befehl Stabschef gab ich kurz und knapp von mir. Los vorn mit rein, hinten hatte ein weiterer Sani Platz genommen. So fuhren wir nun mit Sondersignal in Richtung O-Burg ins Krankenhaus.

Dort angekommen hievten wir die Trage vom Auto und ein Arzt vom Krankenhaus kam hinzu. Er hob Thalh die Augenlider hoch, horchte ihn ab, hob die Arme und guckte ganz komisch. Der Kapo und wir zwei anderen standen wie begossene Pudel dabei und warteten was nun kam. Der Arzt noch jung sagte ohne jede Mimik in seinem Gesicht, den könnt ihr wieder mitnehmen, der ist mausetot. Nonsens, sagte der Kapo, der Atmet doch noch. Das sind nur die Reflexe, er hat sich wohl das Genick gebrochen. Den könnt ihr wieder mitnehmen. Da kam ich wieder zu mir, was heißt denn den können wir wieder mitnehmen, ich denke der ist tot, was sollen wir da mit ihm? Legt ihn doch in eure Waffenkammer war die kurze Antwort. Jetzt merkte wohl der junge Arzt das wir etwas ungehalten wurden, nee der bleibt hier, Moment ich kläre das ab.

Eine Minute später kam er mit einem Pfleger des Krankenhauses zurück, hebt in an und kommt mit sagte der kurz und knapp und lief vornweg. Unser Weg führte uns durch einen Kellergang in einen etwas größeren Raum, in der Mitte ein grünlich gefliester Steintisch, da legt ihn drauf. Zieht ihn aus, alles, ich bin gleich zurück und weg war er. Wir guckten uns an, wir waren in der Pathologie und das war endgültig. Na los, sagte der Kapo, ziehen wir ihn aus.

Das war schon ein komisches Gefühl einen anderen jungen Kerl nackt auszuziehen. Als er so nackt dalag, haben wir erst einmal wirklich gerafft was passiert war. Kurz darauf kam der Pfleger wieder zurück, band am linken Fuß so ein Anhänger wie bei einem Koffer an, öffnete eine kleine Tür in der Wand, die Türen nahmen wir jetzt erst wahr, zog eine Bare daraus hervor und wir packten den nackten darauf. Der Pfleger schob ihn in die Kühlung und schloss die Tür. Die Klamotten könnt ihr mitnehmen, der Kapo machte noch ein paar Angaben zur Herkunft des verunglückten und dann standen wir wieder auf dem Hof des Krankenhauses.

Die drei anderen brannten sich erst einmal eine Zigarette an, ich holte tief Luft und konnte noch gar nicht so recht fassen was gerade passiert war. Mir war es auch schlecht geworden, aber ich fasste mich wieder. Inzwischen war es auch Nacht geworden, nach dreiundzwanzig Uhr waren wir dann wieder im Objekt. Ich stieg gleich am KDL aus, die anderen fuhren in Richtung Medpunkt davon.

Der Wachhabende Oberleutnant wollte gleich wissen was los sei, es hatte sich ja inzwischen herumgesprochen das irgendetwas Außergewöhnliches passiert sein musste. Ich schüttelte wohl nur den Kopf, der Oberleutnant sagte nur scheiße und lies mich in Richtung Regimentsklub durch. Dort verlangte ich wieder nach dem Stabschef, der kam auch sofort heraus und mit ihm der Abteilungskommandeur sowie der Offizier für Sicherheit des Regimentes. Ich sagte nun, was ich wusste, dass der Uffz. Tot sei und sie ihn dortbehalten hatten. Deutlich konnte man sehen wie alle drei die Gesichtsfarbe veränderten, der Abteilungskommandeur ging wortlos zurück ins Gebäude, der Sicherheitsoffizier und der Stabschef folgten diesem. Ich ging zurück zur Batterie. Dort wartete man schon auf unsere Rückkehr. Im ersten Moment nahm man an das der Kapo im Krankenhaus bleiben musste, als ich mit der Nachricht rausrückte das Andreas Thalh… tot sei konnte das erst gar keiner glauben. Es dauerte schon ein paar Minuten, bis man es realisiert hatte. Ich gab den Kapos den Tipp räumt bloß eure Pullen schnell weg, mit der Ruhe wird es hier gleich vorbei sein. So war es auch.

Wenige Minuten nachdem ich mir einen Kaffee gemacht hatte und leicht irritiert in der Spießbude saß hörte ich draußen mehrere Stimmen, deutlich war der Stabschef zu vernehmen. Noch bevor ich reagieren konnte, flog die Tür auf und der Regimentskommandeur, der Abteilungskommandeur sowie der Stabschef standen im Zimmer. Ich sprang auf und wollte Haltung annehmen, der Regimenter winkte nur ab. Der Stabschef gab an den UvD den Befehl sofort den Batteriechef zu alarmieren und den Spieß ebenfalls herbeizuschaffen.

Inzwischen befragte mich der Regimentskommandeur nach dem geschehenem, ich schilderte, was ich selbst mitbekommen hatte und was uns im Krankenhaus gesagt wurde. Beiläufig fragte ich, ob sie einen Kaffee wollten, der Oberst antwortete für alle drei, ja aber einen richtig starken. Ich verließ daraufhin die Spießbude und machte den Kaffee, als ich wenige Minuten

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08.04.2024 21:17
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#140
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50

später mit den dampfenden Tassen wieder zurück kam hatte sich der Sicherheitsoffizier Major Broß auch auf der Batterie eingefunden. Getrunken hatten alle Offiziere etwas, der Sicherheitsmajor war aber mehr als nur angeschlagen. Er lallte dann herum, ich solle alles sicher aufschreiben, so dass er das morgen noch lesen kann. Ich glaube der realisierte an diesem Abend die Sachlage nicht mehr komplett.

Kurz darauf tauchten der alarmierte Batteriechef und der erste Feuerzugführer auf, den hatte er gleich mitgebracht. Grischa war nüchtern und hörte sich das Geschehene nun an. Der Oberst sagte nun an was noch zu tun war und dann zogen sich die Offiziere wieder zurück. Den nervigen Sicherheitsoffizier haben sie zum Glück mitgenommen. Soweit ich das heute noch zusammenbekomme, das Fest war damit auch zu Ende.

Grischa ließ sich nun von den einzelnen beteiligten erzählen was vorgefallen war, mich wies er an, mache mal paar Stichpunkte für morgen, morgen früh wird der Militärstaatsanwalt hier sein. Gegen 03:00 Uhr verließ Grischa die Batterie in Richtung nach Hause. Ich blieb noch etwas sitzen und schrieb das mir gedanklich Verbliebene auf, in der Aufregung konnte man schon mal was vergessen. So richtig schlafen konnte in dieser Nacht keiner auf der Batterie. In vielen Stuben brannte noch Licht und es wurde diskutiert. Dieser Vorfall lies wohl keinen kalt, war es auch das erste Vorkommnis mit einer solchen Schwere in unserer/meiner Zeit.

Am nächsten Morgen fuhr dann eine kleine Autokolonne in das Regiment ein. Sie hielt vor dem Stabsgebäude. Kurz nach 08:00 kamen dann zwei Oberstleutnante von der Militärstaatsanwaltschaft (MSA) Potsdam und zwei Unteroffiziere mit dem Stabschef und dem Regimentssicherheitsmajor auf die Batterie.
Plötzlich war die Spießbude voller Leute, der BC führte die Offiziere in sein Dienstzimmer, die beiden Kapos, die mit dem MSA gekommen waren verblieben im Spießzimmer.

Inzwischen wurde auf Befehl des BC der Klub und Fernsehraum hergerichtet, dort war erheblich mehr Platz. Dann rückte die ganze Gruppe dort ein. Nach und nach wurden wir alle befragt zum Sachverhalt. Der MSA nahm meine nächtlichen Notizen zur Hand und studierte diese. Ohne ein Wort darüber zu verlieren, legte er die Seite auf den Tisch. Ich bekam dann den Auftrag Kaffee zu machen und die mitgekommenen Kapos fingen an den „Tatort“ zu vermessen und Bilder zu machen. Die Oberstleutnante befragten nun alle die etwas zur Sache aussagen konnten. So richtig viel bekamen sie sicherlich nicht heraus, jeder war bemüht sich nicht allzu sehr aus dem Fenster zu hängen. Ärger wollte auch keiner haben. Es wurde das Wachbuch kontrolliert, die Ausgangsstärke festgehalten, der Bericht vom UvD herangezogen und dann tauchte auch wieder mein Notizblatt auf. Einer der Oberstleutnante sagte zu mir, gut gemacht Soldat, das hat uns weitergeholfen. Gegen Mittag sind dann die MSA wieder abgezogen. Konsequenzen irgendeiner Art hatte der Vorfall nicht, er war zwar noch einige Tage Regimentsgespräch aber nach zwei Wochen war wieder alles beim Alten.

Unser Politnik erzählte uns dann nur noch, dass sich die Eltern des jungen Unteroffiziers bisher noch nicht gemeldet hätten, auch die Bestattung wird von der Truppe organisiert, es schien sie nicht zu interessieren. Das konnte/kann ich bis heute nicht verstehen. **Die Beisetzung fand dann auch ohne großen Pomp in Potsdam, der Heimatstadt des verunglückten statt. Das Leben ging einfach seinen Gang weiter!

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