Bin gern Soldat, bin selber Schuld (Meine Erlebnisse von November 1964 bis 1989 (Sold, Uffz, Offz, Reservist

04.11.2024 14:18 (zuletzt bearbeitet: 19.12.2024 15:47)
#1
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Ich entspringe einer alten Militärdynastie, ohne namens bekannte Personen. Großvater war Polizist, seine Söhne auch und die Kinder und Kindeskinder ebenfalls. Den Abbruch gab es dann 89 mit der Wende.
Meine Enkel wollen die Tradition nicht fortsetzen, was ich aber auch verstehen kann. Vom Soldaten über den Unteroffizier zum Offizier und das bis zur Wende in den unterschiedlichsten Standorten und Einheiten.

Am 4.11. ist der 60. Jahrestag meiner Einberufung. Die Uniform hat sich in den 25 Dienstjahren erheblich geändert. Schon der Stoff war bis 66 ein raues Tuch und das "Lametta" eintönig, halt 65 gab es ja die Litzenumrandung. Im Ausgang hatte ich ja bis 68 einen maßgeschneiderten Zweireiher. Bis 76 kannte ich alle Anzugordnungen der Offiziere unserer Armee. Erst an 76 bis 89 war nur noch die Stabsdienstuniform (Ausnahme OvD) angesagt.
Einmal komplett Stabdienst Sommer/Winter und Gala hängen mottensicher im Schrank. Werden zwar nicht mehr so richtig passen, aber was solls.

Ich werde hier meine Erinnerungen an die Dienstzeit niederschreiben.






Bin gern Soldat, bin selber Schuld
Meine Erlebnisse von November 1964 bis 1989 (Sold, Uffz, Offz, Reservist)



Alles fängt mit der Verpflichtung an
Was solls. Die T13 (Thermochemiker) sollte Kollektiv der soz. Lehre werden. Die Leistung von uns paar Lehrlingen war sehr gut. Der i-Punkt alle verpflichteten sich für 3 Jahre in der NVA ihren Ehrendienst zu absolvieren. Alles, was Rang und Namen im Werk hatte, kam zu dieser feierlichen Bekundung. Es war ja was Besonderes, wenn sich 13 Lehrlinge eines Lehrkollektives zu so einem Entschluss bekannten. Selbst das WKK schickte sich an das Ganze auch schriftlich festzuhalten und so nahm das Schicksal seinen Lauf.
1963 im Herbst kamen dann alle möglichen Werber, um uns zu ihrer Waffenfarbe zu überreden. Die Sicherheitsnadel des Werkes holte sich Verstärkung von der Kreisdienststelle, das Angebot, eine feste Zusage des Standortes und der Arbeit als Chemiker.
Nun ja, die chemischen Dienste hatten für mich keine Priorität, kam doch ein ehemaliger Lehrling in das Wohnheim, der bei den Chemikern diente. Vor der Einstellung war er ein durchaus normaler Mensch von Gestalt, aber jetzt, sehr stark abgenommen und sehr unvorteilhaft in der Uniform.
Ich muss einflechten, dass mein Elternhaus eine sehr militärische Vergangenheit hatte bzw. hat. Opa war Polizist, Vater hatte in der Wehrmacht gedient und anschließend auch sein Dienst bei der Polizei fortgesetzt. Mir war also der Militärdienst nicht gänzlich egal. Das WKK hatte ja eigentlich die feste Zusage, bei der NVA zu dienen. Jetzt wollten sie meinen Wunsch wissen. Es gab zwei Varianten. Entweder die Waffengattung oder den Standort. Klar war für mich die Waffengattung (es ist aber nur ein Dienst) Nachrichten. Vater war dabei das Vorbild. Als Oberfunkmeister bei der Wehrmacht und später als Leiter Nachrichten in einer Behörde.
Ich hatte ja schon zu Hause eine „Quietsche“ mit Taste und Kopfhörern. Das Alphabet brachte Vater mir bei. In seiner Dienststelle konnte ich ja schon als Jugendlicher die Fernschreiberei, die Funkerei und stationäre Nachrichtentechnik bestaunen.
Als war klar es gibt nur Nachrichten für mich und das war auch die Zusage des WKKs.
Nach einem Jahr als Facharbeiter kam der Einberufungsbefehl. Nicht schlecht gestaunt ob des Standortes. Waren es doch nur ca. 30 Km für die Wittenberger Werber, aber für mich 180 Km bis nach Erfurt zu meinen Eltern, aber eine gute Bahnanbindung.
Also in Wittenberg alles abgebrochen, mein Hab und Gut aus der und nach der Lehre bei Verwandten in Dessau untergebracht. Hatte ja Zeit, da der Befehl ja schon eine Woche vorher bei mir war.
Also am Mittwoch, den 4. 11. Die letzte Zugfahrt von Wittenberg am Werk vorbei nach Dessau. Meine Verwandtschaft wohnte in der Bitterfelder Str. und konnte mit der Kühnauer Straße 161 etwas anfangen. Da waren doch die alten Junkers-Werke und jetzt ist da was von der Armee drin.
Gegen Mittag bin ich dann auf dem Hbf. eingetrudelt. Angekommen, sah ich zwei Gruppen von Uniformierten. Die einen trugen weiße, die anderen schwarzen Biesen, also nichts für mich, ich suchte ja gelben. Ich sollte ja zu Nachrichten.
Sie machten "Jagd" nach Jugendlichen mit Koffer, die sich unsicher in der Bahnhofshalle umsahen. Ich kannte ja einiges von Dessau, na ja bis 14:00 Uhr hatte ich auch Zeit, als erst mal in die MITROPA Mittagessen. Damit hatte ich keine Aufmerksamkeit der Abholer erregt. Es hat geschmeckt und ich war gesättigt. Nun endlich wollte ich meine Pflicht erfüllen, es tat sich aber immer noch nichts bezüglich gelber Biesen, also ab per Pedes zur Kühnauer Straße. Da war ja der Junkers-Bau, aber was war das kein Gelb, alles in Weiß. Als Posten ein Uffz., dann kann es ja doch eine Ausbildungseinheit sprich U-Schule sein, also rein in das Vergnügen.
Die weißen Biesen haben sich dann auch bestätigt. Es waren Aufklärer, Funkaufklärer, also doch etwas Nachrichten ähnliches, aber dazu später.



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04.11.2024 14:21 (zuletzt bearbeitet: 04.11.2024 15:00)
#2
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Dessau Kühnauerstr.


Der Posten am Eingang ließ sich meinen Einberufungsbefehl zeigen und nickte nur. Darauf kam ein Soldat aus einer Gruppe und sagte noch recht freundlich „kommse mit“. Es ging an einem Hochhaus vorbei und da sah ich viele Antennen, meine Frage an den Soldaten, ob das hier eine U-Schule sei, bejahte er recht zögerlich. Unser Weg ging dann in einem C-förmigen Backsteinkomplex, in die obere Etage in einen großen Saal. Erster Eindruck beruhigte mich ob der recht vielen Zivilisten.
In 10er-Gruppen wurde uns ein Platz angewiesen. Lassen sie ihr Gepäck ruhig stehen, es kommt nicht weg hier. Die Wartezeit bis zur folgenden Aktion dauerte nicht lange. Das militärische begann mit „Gruppe auf, folgen sie mir“ der Sprecher war ein Uffz. nur wenig älter als ich. Also hinterher, eine Etage tiefer in einem Unterrichtsraum. Erste Frage nach dem woher und warum, welche Hobbys (damals waren das noch Steckenpferde) und was bisher gemacht.
Zu meiner Überraschung war der Raum mit Tasten und Kopfhörern ausgestattet. Jetzt wurde mir schon etwas besser, war da doch was mit Nachrichten. Der Uffz. setzte sich vorn auf einen erhöhten Platz und sagte, wir sollten die Kopfhörer aufsetzen und uns mit den Bleistiften und Schreibblock vertraut machen. Ich kürze hier mal ab. Es war ein Funkertest, der die grundlegenden Eigenschaften testen sollte. Unklar war, warum auch englische Worte von uns geschrieben werden sollten, die der Uffz etwas schnoddrig sagte. Das englische habe ich so geschrieben, wie ich es verstanden habe. Die Morsezeichen waren seeeehr langsam gegeben worden. Durch Vater kannte ich ja das Gefiepe schon. Nach dieser kurzen Episode noch in Zivil ging es zurück in den großen Saal, wo unser Gepäck stand.
Etwas später begann dann die Auswertung. Das erste Mal als Soldat angesprochen, wurden wir in neue Gruppen aufgeteilt. Ein noch unbekannter Uffz brachte uns auf unsere Stube.



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04.11.2024 14:26 (zuletzt bearbeitet: 04.11.2024 14:32)
#3
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Man lernt Soldat zu sein


In 2 Wochen war die militärische Grundbildung abgeschlossen. Es gab keine Bitte, Danke, guten Tag und andre zivile Höflichkeiten mehr. Jawohl, verstanden, zu Befehl, gestatten sie…. und ähnliches war der Wortschatz. Auch das Gehen wurde abgeschafft. Laufschritt, Gleichschritt und EX-Schritt (eine recht eigenartige Gangart) wurden jetzt angesagt. Wobei unsere Gruppenführer der Meinung waren für uns den Neuen, ist der Laufschritt die langsamste alle Gangarten.
Leider oder Gott sei Dank habe ich keine Lästereien von den länger Dienenden erfahren. Den Grund dafür sollte ich nach 6 Monaten erfahren.
Als Exerzierplatz hatten die Junkers-Werke einen Flugplatz als „Fluchplatz“ überlassen. 2 Rollbahnen und ein oberes Querstück war unser Platz für das jetzt anstehende Ausdauertraining. In der Abwechslung dazu gab es dann Krafttraining mit Handgewichten und Liegestützen.
Mir fiel da der Spruch meines Vaters ein. „Bin gern Soldat, bin selber schuld“. Hatte mich ja freiwillig trotz Wehpflicht zur Truppe gemeldet. Nun ja, in den 14 Tagen „Grundausbildung“ war der Frühsport nur ein Bruchteil des täglichen Lernens und Begreifen. Uns wurde der Sinn des Soldatseins dargelegt. Immerhin hatten wir ja auch „Spielzeug“ bekommen. Eine Maschinenpistole mit einklappbarer Schulterstütze, eine vielteilige Schutzausrüstung, einen Spind mit vielen Fächern und Abteilungen, 2 Taschen, die als Sturmgepäck bezeichnet wurden (hatte aber nur bedingt mit dem Wind zu tun). Für alle diese Teile gab es Vorschriften und Nutzungshinweise.
Unsere Gruppenführer, recht junge Uffz., hatten einen tollen Einfall, wie man damit die Zeit vom Wecken bis zum Schlafengehen ausfüllen konnte.
Da gab es aber auch Soldaten, die von ihrer Verpflichtung zurücktreten wollten. Ein unmögliches Unterfangen. Man glaubt kaum, wie viele Fehler in so einer Erklärung möglich waren. Der Endeffekt war immer, die Verpflichtung für die 3 Jahre wurde beibehalten. Den Hauptumsatz hatte die MHO mit den vielen Schreibblöcken und Schreibutensilien. Ach ja auf der anderen Seite der MHO war die Gaststätte, ja sowas gab es in den 64er Jahren noch in den Objekten, aber für uns Neulingen bis zur Vereidigung TABU. Der Vereidigungsspruch wurde im Kinosaal geübt bis er wie aus einer Kehle kam geübt. Der zeremonielle Teil wurde am Anfang des Flugplatzes zelebriert. Ich war als Waffensoldat auserkoren und hatte noch ein paar mehr Schritte zu beherrschen.
Am 14. November 64 war es dann so weit. Mit Tschingderassassa und Bumsvallera ging es in die Innenstadt von Dessau. Alle waren geschniegelt und gebügelt, von den Uffz und ZF begutachtet. Das Zeremoniell konnte starten. Die Truppenfahne wurde gesenkt als die 4 Schwursoldaten vortraten. Der Fahneneid wurde durch den Bataillonskommandeur Major Enderlein abschnittweise vorgetragen. Erstaunlicherweise kannte er ihn auch auswendig, denn er brauchte keinen Ablesezettel.
Fahne hoch und alles zurück ins Glied. Jetzt war ich mit noch anderen Soldaten dran. Ein Arbeiterveteran traten uns gegenüber und überreichte die MPi mit den Worten, sie zum Schutz der Republik bei Notwendigkeit einzusetzen. Die Antwort kam dann mit „Ich diene der Deutschen Demokratischen Republik“, Waffen vor die Brust und zurück in die Antreteordnung. Jetzt ging es zurück in die Kaserne und die Ordnung hergestellt. Das Mittagessen wartete schon. Es gab „Flugzeugteile“ (wir waren ja bei Junkers) Klöße und irgendein Gemüse, ein Kompott richtete das Mal ab. Der Nachmittag war frei und konnte mit dem Besuch verbracht werden. 21:00 Uhr hatte aber alle und das nüchtern in der Kaserne zu sein.
Der nächste Tag brachte dann viele Überraschungen.
Die gesamte Kompanie hatte keinen Frühsport. Alle hatten die Ausgangsuniform an und waren auf dem Flugplatz versammelt. Natürlich in einem ordentlichen Marschblock. Major Enderlein und noch einige andere Offiziere kamen als „Wolke“ aus dem Kasernenbau, von unserm Kp-Chef gab es die Meldung an den Batailloner. Eine feurige Rede mit dem wesentlichen Aufgabenbereich der Einheit und der Aufforderung, das Beste zu geben bei der Erfüllung der Ausbildungsziele.
Wir durften zum ersten Mal „wegtreten“.
Zu unserem Erstaunen fuhren mehrere LKW vor und es kam der Befehl „aufsitzen“ natürlich haben uns unsere Gruppenführer dabei geholfen. 9 Soldaten und 1 Uffz wurden als Gruppe festgelegt.



Noch sind wir Soldaten nach der Vereidigung
(der ohne Koppel bin ich)


Üblicherweise wurden da die Plane geschlossen und ab ging die Fahrt. Wohin wollte uns keiner sagen. Von der „Grundausbildung“ hatten wir nur vage Vorstellungen, außer der Ausgangsuniform hatten wir nichts weiter mit. Nach ca. 2 Stunden Fahrt über die Landstraßen landeten wir an der historischen Mühle von Sanssouci. Bei einem Mittagessen kamen wir ins Gespräch mit unserem Uffz der für die Grundausbildung unser Ausbilder war. Ein Bier für jeden war genehmigt. Noch waren wir ja eingeschüchtert und unerfahren. Nach einer Runde durch den Park und das gegenseitige Bekanntmachen, war es Zeit zurückzufahren. 14 Tage Grundausbildung waren ja zu erledigen.
Wenn ich aus heutiger Sicht diese Ausbildungszeit und deren Inhalt betrachte, dann war das ein Bekanntmachen mit den Regeln des militärischen Zusammenlebens, dem „Sinn des Soldaten seins“ zu tun. Klar wurde auch Exerziert und die Schutzausrüstung bemüht uns zu schützen. Auch was Partei und Staatsführung von uns verlangte und wie der Frieden beschützt werden muss, wurde 2 tagelang durchgesprochen. Auch wurden wir einmal nachts unsanft aus dem Schlaf gerissen und mussten mit dem „Gefechtsschrott“ auf dem Flugplatz antreten. Da wurde „Gas“ befohlen und die Uffz stolzierten durch die Reihen um „Schnarcher“ zu erwischen. Einige haben sie gefunden. Die hatten dann für den Tag das Außenrevier zum Säubern gepachtet.
Der Abschlussappell war dann die neue Zusammensetzung der Ausbildungseinheiten und der Sicherstellung. Bis jetzt waren wir ja alle Neulinge und nun Soldaten.
Allerdings waren die GWDler und die Längerdienenden noch vereint, bevor es zur Trennung der U-Schüler und dem Rest kam. Es wurden ja auch Neue in der Küche, dem Med.-Punkt der Sicherstellung und Werkstatt gebraucht.
Übrigens den „Funkertest“ durchliefen nur die Längerverpflichteten.



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04.11.2024 14:37
#4
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Die Ausbildung beginnt mit einem Fehlversuch


Jetzt wurden einige von uns zu U-Schülern umdekoriert, d. h. wir bekamen einen weißen Streifen, den wir um die Schulterstücke banden.
Ein junger Ltn. las Namen vor und befahl den Vorgelesenen sich bei einem Uffz. der sich ebenfalls vorstellte zu versammeln.
Unsere Gruppe wurde befohlen, die „Seesäcke“ zu packen und in 30 Minuten am KFZ-Park zu stehen.
Gesagt und getan. Die Kontrolle, ob auch alle da waren begann und dann wurde auf einem LKW auf der Ladefläche Platz genommen. Die Plane wurde verschlossen, mit dem Hinweis, wenn wir Bedürfnisse haben einfach an der kleinen Scheibe vom Fahrerhaus zu klopfen.
Und ab ging die Post ohne genaue Zielvorgabe.
Viel war ja bei der heruntergelassenen Plane nicht zu erkennen, wo es lang ging. Durch einen Zufall, einer von der „Besatzung“ musste wohl seinen Bedürfnissen freien Lauf lassen. Ich erkannte Rübeland. Ho es war der Harz, wo war da eine U-Schule? Rübeland kannte ich vom Urlaub mit den Eltern und auch von der Lehre. Der Kalkstein fürs Werk wurde da abgebaut.
Jetzt war ich aber neugierig geworden. Drei-Annen-Hohne, Schierke,  was wollten wir auf dem Brocken? Das war doch absolutes Sperrgebiet und für niemanden zu erklimmen.
Tatsächlich, es ging zum Brocken. Vor einem Gebäude wurden wir zum Absitzen aufgefordert und ein Uffz rief und namentlich auf, mit dem Hinweis "Sachen packen" und in das Haus zu gehen. Mein Name wurde aufgerufen, aber mein Vorname stimmte nicht. „Warten sie hier, ich werde das klären“ war dann die Anweisung oder war das schon ein Befehl. Hier oben war es zugig und kalt. Antennen waren auch zu sehen, zwar etwas sonderbar, aber noch nachrichtenlastig. Alle waren eingerückt, nur ich stand mit meinem Gepäck noch, zwar am LKW, aber in freier Luft. Es stellte sich heraus, dass ein Namensvetter eigentlich hier sein sollte. Ich wurde befragt nach Englischkenntnissen und meiner Schulbildung. Schulbildung war „mittlere“ und Englisch eine Fremdsprache, von der ich noch weniger Ahnung hatte als Russisch. Das war das „Todesurteil“ für mein Verbleiben auf dem Brocken. Aufsitzen und sie fahren zurück nach Dessau. Zwischen Kisten und Säcken ging es dann zurück stehenden Fußes.

Zurück nach Dessau. Vom zeitlichen mir unwahrscheinlich lange nichts gegessen und getrunken, die Toilette konnte ich ja noch unter Bekleidung eines Uffz aufsuchen. In Rübeland wurde dann kurzer Halt gemacht und etwas gegessen und getrunken. Bei mir wurden eine Bockwurst und eine Limo freigestellt, während die Begleitung was Kräftigeres zu sich genommen hat. Nur der Fahrer blieb „trocken“, hatte aber eine „Röhre“ heimlich eingesteckt. Und weiter ging die Fahrt Richtung Dessau.
Wir sind recht spät angekommen. Ich wurde auf die Kompanie gebracht und mir wurde ein Bett zugewiesen, den Schrank sollte ich dann morgen einräumen. So endete mein erster Tag als Unteroffiziersschüler.



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04.11.2024 14:40
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Zurück in Dessau


Am nächsten Morgen das übliche Zeremoniell, Wecken, Aufstehen, fertigmachen zum Frühsport und ich ohne „rot/gelb“ durfte nicht mitmachen. Die Zeit wurde mir eingeräumt zum Spind packen.
Habe ich natürlich auch genutzt. Als die andern vom Sport zurückkamen, hatte ich den Spind fertig, die Toilette beglückt und mich gewaschen.
Ein Uffz der mir als Gruppenführer zugewiesen wurde, hat mich mit anderen US uns dann in einen Raum mir viel Technik geführt. Das wurde zu unserem Ausbildungsraum für die nächste 4 Monate.
Nach der Frage, warum ich auf dem Brocken gebracht wurde, gab es die Antwort, „war eine Fehlleitung nach dem Funkertest“. Warum, ergab dann ein späteres Gespräch.
Jetzt begann der Schüleralltag. Ausbildung im Hören, Gerätelehre, Betriebsdienst, seltsamerweise alles auf BuWe und US-Armee bezogen (NATO-Bereich). Wir wurden ja zu Funkaufklären ausgebildet.
Und da war auch Wache stehen, Küchendienst, na nicht zu vergessen 2 Tage Polit „vom Sinn des Soldatseins“. Parktage und Reinigen vom Innen- und Außenrevier. Sport und Schutzausbildung waren auch Themen beim Soldaten werden. Natürlich haben wir auch mit der MPi geschossen. 10 Patronen waren der „Vorrat“ für das 1. DHJ, es ging hauptsächlich darum zu wissen, dass die MPi tatsächlich das Projektil von der Hülse trennen konnte und im Zielgebiet die Scheibe getroffen wurde. Ach so, ohne diese grundlegende Übung konnten wir ja auch nicht das Objekt verteidigen.
Das war auch für die Wache notwendig. Diese Aufgaben wurden von der Ausbildungseinheit und der Sicherstellung übernommen. Der Fahrzeugpark, die Werkstatt und das Objekt mussten gegen mögliche Eindringlinge oder Ausbrecher geschützt werden. Ein besonderer Punkt war das Munitionslager mit einem LKW und mehreren Boxen. 20 mal20 Meter war das Karree um die so wichtige Munition. Ein Witzbold hatte während der Wache die Stacheldrahtspitzen mit Blümchen dekoriert. Es fand sich aber niemand, der es gemacht hatte und so musste der Wachhabende alle Wachposten melden. Der Dank für die Zierte war, alles wieder zu entfernen und dann das Gelände um den Postenbereich zu säubern. Beliebt war aber auch der KDL-Posten. Ab 22 Uhr wurde der Eingang verschlossen und blieb auch bis 6 Uhr zu. Wer rein oder herausmusste hat geklingelt und der Posten hat dann die Papiere oder den Ausweis kontrollieren und das Tor geöffnet. Allerding unter der Aufsicht des OvDs oder seinem Gehilfen. Die saßen in der Glaskanzel gegenüber dem Eingangstor.
Die Wachrunde bestand aus 4 Stunden Wache, 4 Stunden Bereitschaft und 4 Stunden Ruhe.
Aus Erzählung habe ich noch folgendes beizutragen.
Wir, die Aufklärer waren in Kühnau, die Pioniere hatten ihr Domizil in Aken und eine Wachtruppe der Luft bewachte das Benzindepot der Luftwaffe. Bei einem Postenaufzug der Luft wurde zwar versehentlich eine Salve abgegeben und die Projektile flogen in Richtung Pionierwache in Aken. Das wurde allerdings als Angriff von vermeintlichen Gegnern über den Flugplatz gedeutet und somit Wachalarm ausgelöst, mit dem Ziel der Verteidigung. Also ein Feuergefecht eröffnet gegen die Luftwache. Beide Wachen hatten ihren gesamten Wachsatz an Munition verbraucht, ehe unser OvD einschreiten konnte. Er hatte ja auch die Luftwache zu betreuen. Die Aufklärerwache hatte dabei zwar auch die Posten verstärkt, aber keinen Schuss abgegeben. Zum Glück waren keine Verluste außer der verschossenen Munition zu beklagen.
Das Revierreinigen hatte auch seine Tücken. Die Pappeln im Außenrevier waren das Steckenpferd unseres HFW (der Ausbildungskompanie) auf den asphaltierten Straßen durfte kein Blatt liegen. Das brachte einen Soldaten auf die Idee, in die Pappeln zu klettern und da einmal richtig zu schütteln. Das ließen sich die Pappel aber nicht gefallen und warfen den Kletterer einfach ab. Gebrochene Gliedmaßen und Abschürfung waren der Lohn für die Tat. Der Med.-Punkt hat dann alles richten müssen und der HFW hat nie wieder etwas gegen abgefallene Blätter gehabt.



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04.11.2024 15:08
#6
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Jetzt begann die Ausbildung


Die meiste Zeit verbrachten wir aber in der Klasse zum Hören von Morsezeichen. Dabei lernten wir, welche Codeworte für welche erhöhte Aufmerksamkeit sorgten.
Ich wurde also zum A1-Aufklärer ausgebildet. War am Anfang zwar ertragbar, wurde aber mit der Zeit lästig. 2 bis 4 Stunden täglich Hörübungen, nach dem man das Alphabet kannte. Mit dem Kennenlernen hatte ich keine Schwierigkeiten, da ja mein Vater mir das schon beigebracht hatte.
Probleme war aber am Anfang das Tempo der Aufnahme und das saubere Schreiben. Die Schulschrift hatte da keine Chance.



Die eingekreisten Buchstaben mussten als richtig geübt werden. Im März war dann die große Prüfung.
Bis dahin musste folgendes erfüllt sein. Buchstaben und Zahlentexte gemischt und rein in 5er-Gruppen bis Bigramme, Klartexte deutsch und englisch. Dringlichkeitsstufen und Alarmierungen der NATO waren auch gefordert. Ich hatte alles fehlerfrei bestanden. Damit gab es 2 Auszeichnungen, wenn man so will. Einmal die Ernennung zum Unteroffizier und die Qualifikation. Bei mir war es da die Stufe 1.



Der „Abschlussball“ als Uffz-Schüler
(Zweireiher und Hemd hatten sich fast alle angeschafft)



Geschafft, ich war Funkaufklärer
Am 4.4.65 war dann die Ernennung zum Unteroffizier und damit auch der Wechsel der Schulterstücke verbunden. Ein Paar zum Felddienstanzug und ein Paar zum Dienstanzug.
Die MHO hatte sich auf den Ansturm zum Schulterstückekauf richtig vorbereitet.
Jetzt war nur noch der Umzug von der Ausbildungskompanie zur eigentlichen „Arbeits-“ Einheit der
1. AKp zu vollziehen. Sachen packen und ab in den Kompaniebereich. Der Hfw und ZF, sowie der Kp-Chef erwarteten uns schon. Wer kommt in welches Zimmer und belegt den vorgegebenen Platz und das Bett. Einziehen und Sachen im Spind verstauen, wie wir es gelernt hatten. 30min später hatten wir alles erledigt und sammelten uns im Kp.-Klub. Die Stubenältesten kamen dazu und wir stellten uns vor. Der Kp.-Chef wünschte und viel Erfolg bei der zukünftigen Arbeit und gab den Dienstplan bekannt. Das von der „Grundausbildung“ gewohnte Leben hatte ein abruptes Ende. Schon zur Nachtschicht hatten wir zu beweisen, was wir gelernt haben.
Als wieder auf die Stuben und die restlichen Gruppenmitglieder kennengelernt.
Schnell hatten wir zu lernen, was das:
1. DHJ: „Uschi“ (Unteroffiziersschüler)
2. DHJ: „Kövi“ (= „Könnte Vize sein“)
3. DHJ: „Keks“ (= „Könnte EK sein“)
4. DHJ: „Konter“ (= „Könnte Reservist sein“)
5. DHJ: „Vize“
6. DHJ: „EK“
zu sein bedeutet und welche Vorteile die Stufe hatte. Der Stubenälteste war dabei auch der Dienstälteste und ließ sich nur durch den Gruppenführer etwas sagen. Die nächste Aktion folgte. Wir neuen 2 Uschis (wir hatten ja noch kein halbes Jahr hinter uns) sollten unser Arbeitsgerät vorzeigen. Das bestand ja aus mindestens 2 beidseitig gespitzten Bleistiften, wenigstens 10 cm lang, einem Messer zum Anspitzen, Radiergummi war verboten. Alles wurde begutachtet und für richtig befunden. Jetzt kam der nächste „Test“, die Bleistifte der „Alten“ wurden uns gezeigt und die Spitzen abgebrochen. Wir hatten dann mit dem Messer die Bleistifte anzuspitzen und dem Eigentümer zu übergeben. Na, eine tolle Aufgabe. Damit war das Eingliederungsritual erfüllt und wir konnten uns auf den Schichtbeginn vorbereiten.
20 Uhr war das Abendessen angesagt und die Stubenordnung hergestellt. Um 21:30 Uhr Abmarsch in die 7. Etage. 21:45 Uhr angekommen wurde die Schicht von diensthabendem Offizier vergattert mit den Satz, „Zum Schutze der Deutschen Demokratischen Republik….. Vergatterung“. Wegtreten zu Dienstübernahme. Nun sollte es Ernst werden. Für die ersten 4 Stunden wurden wir neuen in den Bereich der Aktivitäten eingewiesen und liefen (hörten) parallel zu. Danach hatten wir uns selbständig im Äther zu bewegen.
2 Funkempfänger waren ein Arbeitsplatz, ein Kommandogerät und eine Tabelle mit den möglichen Funkstellen und den zu überwachenden Bereich. Funkspruchblock groß und klein waren auch vorhanden. In den letzten 4 Stunden waren wir Neulinge die am meisten kontrollierten.
Bevor wir aber unsere „Uschi-Schicht“ begannen, gab es eine warme Mahlzeit und Getränke. Natürlich keine alkoholischen.
Um 6 Uhr war dann Ablösung und Übergabe. Die eventuellen Besonderheiten wurden auch gesagt.
Als jetzt runter von der Zentrale und in der Küche was gegessen, Waschen –> Nachtruhe bis zum Wecken um 12 Uhr.
Das Ganze war dann mit 6/6 Schichtbetrieb deklariert und wurde 5 Tage durchgeführt. Danach gab es 3 Tage frei. Wobei innerhalb eines Monates 2 Tage Polit waren. Weitere Belastungen wurden eigentlich ferngehalten, bis auf das Stuben- und Revierreinigen, sowie das Waffenputzen.
Auf dem Kp-Flur war Lärmen und Rennen bei Strafe verboten.
Zum Schichtbetrieb gab es noch eine Besonderheit, wenn die NATO-Truppen aktiv wurden gab es dann einen 12/ 12er-Schicht bis zum Ende der Manöver oder „Gefechtshandlungen“. War zwar hart, aber durchaus zu meistern. Start und Ende solche Aktivitäten wurden verbotenerweise vom Soldatensender 904 abgehört.



Der KW-Empfänger R-250


Davon waren immer 2 Stück auf dem Arbeitsplatz und noch ein paar Zusatzgeräte zum Wechselsprechen mit dem Dh-Funk und den Peilern.

Als U-Schüler hatten wir einen Sold von 90 M, also einem Gefr. gleichgesetzt. Deswegen hatten wir auch den Namen von „Gummiband Gefreiten“.
Bei einem Sold von 110 M als Uffz und der Übernahme nach 18 Monaten als „Längstdienenden“ bekam man eine einmalige Zahlung von 1500 M. So war das Versprechen.
Zulagen bekam man durch einen hervorragenden Dienst am Gerät.
Als Beispiel waren da neue Funkstellen gefunden, gute Peilarbeit, d. h. wir konnten den Peilern die entsprechenden Sender benennen und die Peilung war positiv. Wobei die Quali auch noch mit 10 M monatlich belohnt wurde.

Mein Zugführer, ein korrekter Offizier, Ltn. Hans holte mich zum Gespräch und fragte, ob ich mir nicht vorstellen könnte, die Offizierslaufbahn einzuschlagen. In einem gewissen Maße rannte er offene Türen ein. Kam ich doch aus einer Offiziersfamilie, allerdings war keiner bei der NVA, sondern alle bei der Polizei. Ich wollte es mir noch überlegen und verschob die Entscheidung auf später.
Da ich die Fahrerlaubnis für LKW schon hatte, sollte ich mich erst mal auf dem Med.-Punkt vorstelle, ob ich eventuell auch Kraftfahrer sein könnte. Das Ergebnis war niederschmetternd. Ich war absolut ungeeignet als MKF. Anfang November hatte ich mich entschieden, die Offizierslaufbahn einzuschlagen.
Meine Verlobung war sowieso schon Geschichte als ich zum Uffz ernannt wurde, also hatte ich auch keine Bindungen mehr zu berücksichtigen. GWD hatte sie akzeptiert, aber 3 Jahre waren ihr zu viel Wartezeit. 6 Jahre des Zusammenseins waren mit einmal Geschichte, nun ja ich hätte ihr schon zum Dienstantritt die 3 Jahre nicht verschweigen dürfen. Aus Fehlern, wenn auch schmerzlich, lernt man. Alles war also erledigt und ich hatte keine Rücksicht auf einen Partner zu nehmen.
Ltn. Hans sagte mir, er werde alles veranlassen zur Versetzung an die Offiziersschule in Zittau.
Jetzt passierte ein medizinisches Wunder, meine erneute Untersuchung im Med.-Punkt brachte die Tauglichkeit als OS zu Tage. Erstaunlich als MKF nicht tauglich, aber als OS ging das schon.



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07.11.2024 19:19
avatar  OldMan
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Mach bitte weiter. Ich habe ja dann Ähnliches 7 Jahre später in Dessau erlebt. Allerdings bin ich kaum als Funkaufklärer tätig geworden (paarmal schon); man hatte mich zum "allgemeinmilitärischen Ausbilder" gekürt (ich blieb als Stellvertret. ZF in der AKU). Aktiv war ich aber nur Unteroffizier, erst als Reservist bin ich auf die Offizierslaufbahn gerutscht (hatte mich beim Abschied 1975 dazu verpflichtet).

OldMan

nihil, nihil.

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07.11.2024 19:43
avatar  0bstihj
#8
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Schön erzählt!

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Denkt daran, ein Lächeln kostet nichts, kann dafür aber umsomehr geben!

Bilder soweit nicht andere Ownerangabe erfolgt, sind aus meiner Kamera und damit mein Eigentum.
Eigene Bilder die ich hier im Forum eingestellt habe, gelten als frei und können weitergenutzt werden,
diese Freigabe gilt nicht für kommerzielle Zwecke!

Artikel scanne ich lieber ein und lade diese über ein Bildbearbeitungstool hoch. Eingestellte Links zu versch. Artikeln
sind nach einiger Zeit nicht mehr Verfügbar und so mancher Beitrag wird damit sinnfrei. Diese kleine Mühe für Nachhaltigkeit nehme ich dann gern auf mich.

Bücher - Bücher Ausleihe gegen Erstattung der Portokosten 2 x 2,55 € (Großbrief bis 1Kg)auszuleihen. Bei den heutigen Preisen muss man ja nicht jedes Buch kaufen um es zu lesen. Wer also den Wunsch hat eines der Bücher zu lesen, kann sich gern per PN melden.

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08.11.2024 13:57
#9
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Der Abschied vom FuAB-21


So kam also der Abschied von Dessau immer näher. Meine Unteroffiziersschulterstücke wurden unten geschlossen. Mit anderen Worten, ich wurde zum Ufw. noch befördert, wegen hervorragender Leistungen zum Schutze der Republik. Mein Studium sollte ich mit Erfolg abschließen und dann als Offizier nach Dessau zurückkehren. Alle Ausrüstungs- und Bekleidungsstücke, die ich erhalten hatte, wurden auf der BA-Kammer abgegeben. Die Ausgangsuniform war ja meine eigene. So fuhr ich dann Ende November per Dienstauftrag und Versetzungsunterlagen nach Zittau.
Zittau, die Ankunft an der Offiziersschule
In Zittau angekommen, suchte ich, mit meinem kleinen Handgepäck, eine Taxe. Vom Fahrer kam die Frage, „zur Schule“ ich bejahte dies und die Fahrt ging los. Also in die Sachsenstr. wollen sie, da gibt es aber keine „Weißen“, Grüne, Gelbe und Rote sind da angesagt, die weißen sind doch in Löbau. Ich sagte aber, die Gelben sind mein Ziel. Was ich aber da sah, war ein sehr altes Objekt. Eine große Säule und ein Gebäude, wenigstens aus der Zeit der 2.WK. Ein paar Meter weiter hielt das Taxi an, ich bezahlte meinen Fahrkosten. Ein Danke und viel Erfolg waren seine Worte.
Bei dem KDL-Posten zeigte ich meine Papiere und wurde von einem OS zum OvD gebracht. Ein Oberstltn. befragte mich, wohin ich wollte und woher ich komme. Die Antwort reichte ihm und der Gehilfe brachte mich zu dem Vorzimmer der Fachrichtungsleitung.
Auch hier kam ein OSL auf mich zu und frage, was ich wollte. Meine Antwort verblüffte ihn. Ich wollte Offizier werden und bei Nachrichten ausgebildet war meine Antwort. Warum kommen sie erst jetzt, war seine nächste Frage. Die Frage konnte ich ihm nicht so richtig beantworten. Kommen sie mit, waren seine nächsten Worte. Das nächste Zimmer war das des Kommandeurs der Fachrichtung, damals noch OSL Eichhorst, der Major Brade (er hatte mich als erster befragt) meldete dem Kommandeur meine Person. Die nächsten Worte waren dann, sie kommen recht spät zur Ausbildung im September war der Beginn. Nach der Sichtung meiner Papiere wurde ich noch nach meinem Seesack befragt. Ich antwortete das ich sowas nicht habe und nur mit meinen persönlichen Sachen versetzt wurde.
Die Antwort darauf war, dass ich dann die Ausbildung in meiner Uniform beginnen soll und man mich demnächst einkleiden werde.
Hptm Hesse soll kommen und den Ufw abholen. Treten sie weg und warten sie auf dem Flur. Das war die grundlegende Begrüßung in Zittau.
Es dauerte nicht lange und ein etwas korpulenter Hptm kam Mj. Brade sprach kurz mit ihm und ich wurde dem Hptm übergeben. Raus aus dem Stabsgebäude und in den nächsten Block in die erste Etage. Der Hptm rief nach einem Ofw., dem Hfw der Ausbildungskompanie und übergab mich an diesen.
Die Kompanie war zu diesem Zeitpunkt leer, d. h. sie OS waren alle in der Ausbildung. 3 Hauptleute kamen in das HFW-Zimmer und begutachteten mich wie einen Spätheimkehrer. War ja auch drollig anzusehen. Ein Ufw mit Koffer und nichts weiter zur Ausbildung, ja als was? Der KC kam noch dazu, es gab kein „Achtung“ und ich machte vor Verlegenheit „Männchen“.
Jetzt kamen aber richtige Ansagen. HFW in der BA-Kammer die Einkleidung organisieren, Hptm Peterson mit dem Ufw zum Test in die 13, danach wird er eventuell in den 1. Zug eingegliedert zu denen die schon länger gedient haben.
Zu mir gewandt, sagt er der KC, wenn sie zurückkommen, wird der HFW sie in ihr Zimmer einweisen und ihren ZF vorstellen.



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08.11.2024 14:01
#10
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Ausbildung zum Funkoffizier?


Jetzt ging es zu besagte Block 13. Der lag diagonal gegenüber der Unterkunft. Die erste Einweisung durch den Hptm, gehen sie nie über den Platz zum Block oder zu anderen Gebäuden, wenn es ihnen nicht ausdrücklich befohlen wurde. Sie werden recht schnell die Konsequenzen kennenlernen. Angekommen im Ausbildungsblock wurde ich zu einem älteren Major gebracht, mit dem Hinweis mich zu testen. „Papa Lau“ wurde er später von allen OS mit Hochachtung genannt. In einem freien Klassenzimmer mit Funk-Pult und Ausbildungsplätzen, wurde mir befohlen Kopfhörer aufzusetzen. In einer ruhigen, recht tiefen Ton wurde ich gefragt, ob ich das Funkeralphabet kenne, die Frage konnte ich mit ruhigem Gewissen beantworten. Nach einer kurzen Sequenz von 5er-Gruppen, die der Major per Hand gab und mich beobachtete, wie ich stark verzögert schrieb, kam die Frage „Ist das für sie zu langsam?“. Ich bejahte und der Major gab jetzt ein wesentlich flotteres Tempo an. Es brachte mich aber auch nicht an die Grenzen meines Könnens.
Nun war der Major am überlegen und fragte, „Sie beherrschen ja schon das Endtempo der Ausbildung ohne zu zögern. Hat ihre Quali was mit Funk zu tun, Sie kommen aber nicht aus einer Nachrichteneinheit. Wo kommen sie her?“ Meine Antwort, „die Einheit ist mir verboten zu nennen, aber der Standort kann ich ihnen sagen, er war Dessau“. Die nächste Ansage zum Hptm war dann, der wird Funker, dem müssen wir nur das Geben beibringen. Später habe ich erfahren, dass „Papa Lau“, so wurde er ehrfurchtsvoll genannt, mich getestet hatte. Er war ein Funklehrer der alten Schule.

Und so passierte es dann auch. 16 ehem. Uffz waren der 1. Zug, der ZF war auch ein Gedienter, oder besser gesagt wir waren „Selbständige Offiziersschüler“. Die Truppe hatte schon viel erreicht. Alle „Privilegien“ eines gedienten Uffz wurden zugesagt. Wie da waren Ausgang täglich nach Dienst bis zum Dienst. Dienstbezüge entsprechen dem Dienstgrad. Keine Grundausbildung, sondern nur Teilnahme an der üblichen militärischen Ausbildung. Wachdienste als Vorgesetzte und nur UvD keine GUvD.
So begann dann auch die Ausbildung für mich. 16 OS in Dienstuniform und einer in Ausgangsuniform. Die Schulterstücke hatte ich noch nach dem Funktest mir besorgen dürfen. 3 Tage später kam dann meine Einkleidung in der B/A-Kammer der Offz.-Schule. War auch Zeit, meine weißen Hemden hatten eine Wäsche dringen notwendig. Mit einer Kp-Karre wurden dann meine gefasste Bekleidung und Ausrüstung in die Unterkunft von mir gebracht. Spind einräumen und dem HFW nach der Fertigstellung zeigen. Heine Beanstandungen, sondern ein wohlwollendes Schmunzeln war die Quittung.



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08.11.2024 14:04
#11
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Die Ausbildung zum Nachrichtenoffizier


Seltsam, wenn ich heute nachrechne, dass es eigentlich nur 3 Jahre sein sollten. Hatten doch die vorherigen Lehrgänge in 3 Jahren den Technikerabschluß und mir 4 Jahren den Ingenieur in der Tasche. Wir waren also der erste Lehrgang, der mit 3-jährigem Studium zum Ingenieur und Offizier gebracht werden sollten. Wenn ich jetzt meine Zeit berechne, so hatte ich ja schon 3 meines Studiums hinter mir ohne nur einmal die „Schulbank“ gedrückt zu haben. Dass zum Schluss des Studiums noch mal 2 Monate zusätzlich als OS dran gehangen werden sollten, werde ich später erklären. Im Oktober 1968 jedenfalls gab es dann den ersten „Pickel“ auf glattem Untergrund.



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08.11.2024 14:05
#12
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Lehrjahre: Ernstes, wissenschaftliches, lustiges, bedenkliches


Das 1. Studienjahr war eigentlich geprägt von Gesellschaftswissenschaften, Sport, Grundlagen der Nachrichtentechnik und allgemein militärische Ausbildung. Höhepunkte waren das Schießen mit Pistole und MPi sowie ein 25km unter unterschiedlichen Bedingungen.
Das Erkunden des Standortbereiches und seine Vorzüge. So war doch für uns Zittauer von Görlitz über Herrenhut bis Ebersbach der Bereich den wir mit der Ausgangskarte erobern konnten und auch haben. Es gab nur eine Einschränkung und das war Klosterschule in Lückendorf. An Gaststätten gab es auch genügend, so dass man sich nicht unbedingt auf die Füße treten musste. Da gab es den Sachsenhof Treffpunkt des Stammpersonals der Schule wurde gemieden. Die Nachrichtenleute hatten „Jutta“ als Stammgaststätte. Das Volkshaus war für alle Fachrichtungen zum Tanzen offen. Weiter Gaststätten waren das „Sonnenkaffee“, „Dreiländereck“, „Liske“ und „CK“. Zittau hatte auch Hotels die bei „Elterntreffen“ gebucht werden konnten.
„Elterntreffen“ wurden jedes Lehrjahr geplant und durchgeführt. Hatte sowas wie Elternabend an sich, die Eltern und Freundinnen konnte da sehen was wir so alles lernen, begreifen und beherrschen mussten. Die Kp-Leitung konnte auch bei Problemen angesprochen werden. Ich fand das recht nützlich. Abschluss war dann immer ein Abend mit Einlagen der Schüler und natürlich Tanz. Gaststätten mit entsprechenden Saalbereich waren ja genügend vorhanden.
Das war aber nur der kleinste Teil der Ausbildung. Für mich waren das 2. Und 3 Studienjahr am Interessantesten. Jetzt begann die eigentliche spezielle fachliche Ausbildung mit Gerätelehre, Betriebsdienst, Na.-Taktik, Wartung und Instandsetzung. Militärpädagogik und -psychologie.
Der Bereich ML hatte natürlich alle 3 Jahre seinen Stammplatz.
Interessanterweise kam jetzt auch der Pionierdienst mit in die Ausbildung. Der interessanteste Teil war die Sprengausbildung mit der Sprengberechtigung. Zimpel-Tauer war das praktische Ausbildungsgelände. Bisher kannten wir ja nur die theoretischen Betrachtungen der Pioniertechnik die mit uns eventuell in Berührung kommen konnte. Gesehen und angefasst hatten wir ja schon jede Art von Sprengmitteln und deren Anwendung. Jetzt war der praktische Teil angesagt. Also ab in das Gelände abgesessen und die „Erdunterkünfte“ bezogen. NEIN, da wimmelte es von Erdflöhen und anderen Kriechtieren. Also mit Zeltplanen unsere Unterkünfte für die nächsten Tage bauen.
Am nächsten Tag wurde erst einmal ausgiebig belehrt und die Gefahren auf den Platz erläutert, bevor es zur ersten Aktion ging. Praktische Vorführung der Wirkung von Zündschnur, Sprengschnur, Sprengkapseln. Eine Konservendose wurde mit Wasser einen andere mit Sand und die dritte ohne Inhalt zur Demonstration vorbereitet. In jede wurde eine Sprengkapsel natürlich mit Zündschnur gelegt. Der Ausbilder zündete jede Schnur einzeln nachdem sie die Wirkung der Kapsel in der Dose gezeigt hatte. Vom Wasser und Sand war nicht mehr zu finden nur die leere Dose was etwas aufgebaucht und man konnte sie als Sieb benutzen. Jetzt bekamen wir jeder ein Stück Zündschnur ein Streichholz und eine Reibefläche, sowie ein Abisoliermesser. Wir sollten auf die Art und Weise eine „Sprengung“ starten. Alles blieb in der Hand. Zündschnur schräg anschneiden, Streichholz auf die Schnittfläche und dann mir der Reibfläche das Holz anzünden, so das die Schnur brennen konnte.
War ganz schön pieblich. Einer nach dem Anderen musste das unter Aufsicht des Fachlehrers durchführen. Alle haben wir das gemeistert. Die nächsten Aufgaben hatten wieder mit dem angeeigneten Wissen aus dem Unterricht zu tun. Berechnen der Ladungsmengen und des Beiwerkes für das Trennen von Stahlseilen, Antennensystemen, eine Deckung für Nachrichten-SPW. Wer das nicht gebracht hatte durfte dann seine eigen Stellung mit dem persönlichen Pioniergerät dem UHB-1 ausheben. Ich hatte leider dieses Vergnügen nicht, machte mir die ich der „Sprengdienst“ mit sein Berechnungen keine Schwierigkeiten und die Stücklung mit den Sprengkörpern war etwas für mich.
Am 3. Tag war es dann soweit die Sprengungen von Seilen und Antennen wurde in die Praxis umgesetzt. Ein tolles Erlebnis aus der Deckung heraus die Effekte zu beobachten. Um die Wirkungvon Sprengschnur zu demonstrieren wurde ein vom Fachlehrer ein kleiner Stamm mit einigen Schlägen Sprengschur umwickelt eine Verbindung mit Zündschnur hergestellt. Wir mussten in den Unterstand und der Fachlehrer zündete das ganze selber. Der Stamm wurde förmlich auseinander gerissen. Der letzte Tag war dann mit der Sprengung einer Deckung SPWs vorgesehen. Dazu wurden die Sprenglöcher gegraben natürlich mit Pioniergerät das am SPW vorhanden war und unserem eigenen Spaten. Es dauerte nicht lange und alle Löcher waren vorbereitet und konnten entsprechend der vorherigen Berechnungen besetzt werden. Schön war, das an dem Tag die elektrische Zündung eingesetzt wurde. Unter Gefechtsbedingungen hätten wir nicht soviel Zeit verbringen dürfen. Immerhin war ja der Abschluss mit der Sprengberechtigung verbunden und die wollte jeder haben. Vollzugmeldung durch unseren Zugführer Übergabe der Dokumentation an den Fachlehrer wurde mit dem Anschluss der Zündmaschine abgeschlossen. In Zimpel-Tauer gab es keine Sprengsignale, warum auch? Hätte es ja auch nicht im Gefecht gegeben. Zündung und RUMMMS. Die Stellung war fertig. Denkste, die Einfahrt war nicht hochgegangen. Eine Weile wurde gewartet, dann ging der Fachlehrer mit dem Spaten des Zugführers zu der nicht gezündeten Ladung, holte eine Bohrpatrone etwas Zündschnur und eine Kapsel aus der Tasche verband alle. Rief uns zu in Deckung zu bleiben, zündete die Ladung und sprang in die Deckung zu uns zurück. Es erfolgte Eine Rums und der Fehler war beseitigt. OS M, unser ZF frage jetzt wo sein Spaten sei, da kam die Trockene Antwort , „Sehen sie ihn fliegen?“. Morgen kommen sie auf mein Dienstzimmer und holen sich einen Spaten ab.
Im Oktober 65 hatten unser Zug eine gesellschaftlichen Höhepunkt in Zittau. Der Jugendklub der im „Grünen Ring“ suchte nach Paten für den Klub. Dieters Freundin hatte das vermittelt und so wurden wir zu Mitbegründern der Zittauer Jugendklubs DT64.
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Einer der Höhepunkte in alle 3 Lehrjahren war der Marsch und der Abschluss auf der Sturmbahn. War im 1.LJ. 25km angesetzt, wurden daraus im 2.LJ 50km und im 3.LJ 75km und immer fielen die Fahrzeuge nach dem Schießen aus, die uns eigentlich zur Schule zurückbringen sollte.
Sport wurde von einer externen Fachgruppe unterrichtet. Es war nicht nur das stupide vorbereiten auf die Normerfüllung, sondern auch die Motivation der zukünftigen Unterstellten spielten ein Rolle. Das spiegelte sich dann für einige Schüler in ihrer Ingenieurarbeit (als Na-Offizier) wieder. Höhepunkte waren dann die Normüberprüfung im 3000 und 5000m Lauf, Uniformschwimmen, Handgranatenweitwurf, Nahkampf und nicht vergessen die geliebte Sturmbahn mit all ihren Tücken.
Wie schon erwähnt hatten auch andere nicht zur Fachrichtung gehörende Bereiche ihr Zeiten zur Ausbildung , wie da waren Russisch, Militärtopografie, Chemie, Sanitätsausbildung und nicht zu vergessen die Gesellschaftswissenschaften mit ihren vielen Zweigen.
Als Schüler hatten wir eigentlich viele Freiheiten bei der Erfüllung unserer Aufgaben. Die Ausbildungsbereiche waren recht schnell zu erreichen. Die Nachrichtenausbildung fand im Block 13 und dem Werkstattanbau, also gegenüber unserer Unterkunft, statt. Große Prüfungsarbeiten fanden im Kinosaal ihre Erfüllung. Es waren ja nur 3 Fachrichtungen im Objekt. Das waren die Artilleristen, die Rückwärtigen (mit den Feldscheren) und wir als Nachrichten. Wir waren 3 Kompanien, jedes Lehrjahr 1 Kompanie mit jeweils 3 Zügen, außer unserer Kompanie, wir waren 4 Züge. 2 Züge Funk, 1 Zug Richtfunk, 1 Zug Kabelbau und Instandsetzung.
Im 1. Lehrjahr gab es lustige Begebenheiten im Ausgang. Unser Zug hatte ja im Gegensatz zu den anderen OS unserer Kompanie keine Ausgangsbeschränkungen nach Dienst bis zum Dienst. Einschränkungen gab es nur wenn wir UvD oder Wachhabende/Aufführende zu stellen hatten. Da Zittaus Gaststätten durchaus freundlich gesinnt waren, bekam man auch schnell einen Platz. Das 1 LJ hatte ja in der Regel nur bis 22 oder 24 Uhr Ausgang. Das war ja ein Grund einjährige die keine Anstalten machten Ihren Ausgang zu beenden durch die Streife intensiv zu kontrollieren. Jacke zu, aufstehen, Ausgangskarte vorzeigen und die erstaunten Gesichter sehen, wenn man die Ausgangszeit sah. Es dauerte lange Zeit bis es rumgesprochen hatte , das man 1jährigeund später auch die 2jährigen Nachrichten nichts anhaben konnte. Da die Ausgangskarten nicht personengebunden waren, haben Freunde aus anderen Zügen gelegentlich diesen Vorteil auch zu nutzen gewusst. Beim Urlaub hatten wir Zittauer allerdings den Nachteil die Züge in Görlitz oder Dresden zur Weiterfahrt zu bekommen. Gute 20 min brauchten wir bis zum Bahnhof und da waren der Urlaubsapell eine enorme Bremse. So wurden Busse und Taxen der Verkehrsbetriebe bestellt um die Züge rechtzeitig zu erreichen. Private Fahrzeuge waren für uns als Schüler nicht gestattet. Wenn dann der Urlaub zu Ende war, hatten dann die Taxis wieder vollen Verdienst bei der Fahrt zur Schule. Alles im allen, war die Belastung der Zittauer durch die Schule in Grenzen und erträglich.
Kleine Begebenheiten mit dem Blutspendedienst des Krankenhauses war , das nach der Spende es Kaffee und ein belegtes Brötchen gab. Der Spender hatte dann die Möglichkeit ein Stück Butter auf einem Bezugsschein zusätzlich zu bekommen. Wir hatten ja im Objekt unsere ausreichende Verpflegung und haben den Bezugsschein beim Spendedienst belassen. Das wurde mit Freude angenommen. Ich glaube sogar, das wir für die Spende Geld bekommen haben.
Gute Beziehungen waren schon immer von Vorteil. Das konnte man in den Gaststätten bemerken. Als Beispiel für mich war es das Dreiländereck mit „Rudi“ als Kellner im Tanzlokal. Ich hatte nie Probleme im Ausgang einen Platz zu bekommen. Übrigens in allen Tanzgaststätten spielten echte Kapellen von einem Mann bis zu richtigen großen Kapellen entsprechend der Bühnengröße. Da wurden Wünsche erfüllt und „Dankebier“ gespendet. Wer unbedingt eine Bekanntschaft gesucht hat hatte im ersten und dritten Lehrjahr sehr gute Chancen. Das zweite war nicht so gefragt ob der eventuell vergeben „Freiheit“.
ES geht aber doch um die Ausbildung. Ab dem 2.LJ kam ja die Gerätelehre, Taktik, Wartung und Instandsetzung dazu. Mir wurde da schon eine Aufgabe übergeben, die in auch in das 3.LJ reichte. Bei Nachrichtenübungen mit Funktechnik wurde ich als Funkaufklärer eingesetzt um die Arbeiten der Schüler im Gelände an der realen Technik zu überwachen. Dabei ging es um Verstöße beim Funkverkehr im Tastfunk wie auch im Sprechfunk. War erstaunt welche Technik die Schule hatte um das Vorhaben zu realisieren. Da aus meinen Ergebnissen keine Disziplinarmaßnahmen erfolge, sondern auf Fehler hingewiesen wurde. Hatte ich auch keine Unannehmlichkeiten zu befürchten.



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11.11.2024 19:27 (zuletzt bearbeitet: 10.12.2024 11:45)
#13
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Was noch so alles erinnerlich ist aus der Schulzeit


Da wir keinen Offizier als Zugführer hatten, gab es natürlich für die Kompanieoffiziere besondere Aufgaben. So konnte das militärische Schwimmen nicht ohne einen Offizier im Zittauer Schwimmbad absolviert werden. Also wurde ein Zugführer für 2 Züge eingesetzt.



Noch sehen wir normal aus, dann wurden die Aufnahmen aber verboten. Es ging ja dann mit einem Drillich, Stiefel im Koppel, der MKE-MPi und der „Hurratüte“ ins Wasser. 100 m Brust waren zu absolvieren. Die Normzeiten sind aber nicht mehr bekannt.
Was den Frühsport anging, so war die morgendliche Laufstrecke um den Ex-Platz angesagt. Unser Zug nutzte dabei aber gelegentlich die „Ausweichstecke“ am Klub vorbei und verschwand dann bis zum Ende der morgendlichen Tortur. Wir, das war „Lumpi“ und ich besaßen ja den Schlüssel zum Klub. Bei 16 Mann war dann der Abzweig recht schnell erledigt. Das haben wir bis zu 3. Lehrjahr durchgehalten. Nur das Krafttraining auf dem Ex-Platz hatte uns nicht „entlassen“, da mussten wir durch.
Das Wache stehen hielt sich in Grenzen, war aber im Dienstplan echt ausgewiesen und somit für einen Monat planbar. Wobei in den 3 Jahren in Zittau gab es außer „Alarme“ nichts was nicht im Dienstplan stand. Selbst „Kücheneinsätze“ konnte man erkennen. Am schlimmsten, aber zeitlich recht kurz waren das Kartoffelschälen. Sehr unangenehm durch den Geruch.




Mir der Speisezubereitung hatten wir ja nur nebenbei zu tun. Die Spülküche und die Reinigung nach dem Essen blieb in den Händen der OS unter Aufsicht des Küchenleiters. War alle gut gelaufen, lohnte es die strukturmäßige Küchenmannschaft mit ein paar zusätzlichen Kalorien. Es war da ein Geben und Nehmen zu vermerken. In keinem Politunterricht war da etwas zu vernehmen. Da gab es eigentlich nur Vorgesetzte und Unterstellte. Wer das durchsetzte, fuhr nicht gut und konnte leicht seine Aufgabe gegen den Baum fahren. Die Sicherstellungseinheit hatte da einen sehr feinen Draht zueinander.
Da die Schule noch recht jung in Zittau sich gebildet hatte. Die verstreuten Offiziersschulen wurden in den 60er Jahren in den Bereich Löbau/Zittau zusammengefasst. Wurden ja auch die Übungsplätze erst eingerichtet. Der Schießplatz im Eichgraben, das Übungsgelände hinter der Schule, der Schießplatz in Förstgen.




Im 3.LJ war er Ausgangspunkt für den 75Km-Marsch für uns.
Was haben wir denn noch so alles getrieben! Da war die Panzerbekämpfung in Übungsgelände der Löbauer Schule. Wir mussten uns von einem Panzer überrollen lassen, aus einem „Haus“ mit einer Zeltplane auf den rollenden Panzer springen und Sicht versperren. Wenn er dann stehenblieb und die Luken geöffnet wurden, wurde dann eine Handgranate (Übung ohne Knall) in den Innenraum geworfen, übrigens auch beim Überrollen wurde eine Ladung Übungshandgranaten auf die Motorabdeckung geworfen. War schon grauslich beim Überrollen.
Die chemische Ausbildung war dann praktisch hinter dem Zittauer Objekt. Ein Paar alte ausgediente SPWs, Geschütze und KFZs wurden mit Cu64 bepudert. Wir durften und dann den Jumbo bewegen. Entaktivierungsbrühe anrühren und schrubben. Der Fachlehrer von den Pionieren beobachtete uns und beurteilte die Erfolge der Aktion mit einem Geigerzähler. Da war aber noch das Knistern zu hören, als weiter schrubben, bis das Knistern nicht mehr zu vernehmen war. Anschließend waren wir selber dran, uns zu reinigen und nach Kommando unserer Schutzausrüstung zu entledigen. Ein Zelt war noch aufgebaut und wir gingen Duschen. Unsere Schutzausrüstung verblieb im Gelände. In der Kp gab es dann einen Satz neue.
Schießausbildung wurde von der eigenen KP durchgeführt. Der Eichgrabner Platz hatte ja eine 300er-Bahn und auch Pistolenstände. Mit der MPi mussten wir allerdings bergauf schießen. Den meisten Spaß hatte ich beim Pistolenschießen. Durch meinen Vater hatte ich ja die Möglichkeit, mit einer Walther PPK den Umgang zu lernen. 29 Ringe bei 3 Schuss und das mehrfach verhalfen mir zur Bezeichnung „Anschlussschütze“. Bei der MPi kann ich mich nicht erinnern, ob wir Ringe geschossen haben. Die Klappkameraden liegend, stehend und kniend, egal ob einzeln oder im Trupp hatte keine Change. Nur dumm, die nicht verschossene Munition wurde und musste dann beim HFW wieder zurückgegeben werden.
Ab dem 3. LJ war dann die Nachrichtentechnik und der Umgang mit ihr der rote Faden. Nicht zu vergessen der Betriebsdienst in den entsprechenden Nachrichtenkanälen. Dazu kam Taktik und verstärkt Russisch, sowie die Instandsetzung und Wartung.
Das Lehrjahr hatte im Juni das Truppenpraktikum als Abschluss. Wir gingen als OS mit den 3 Balken zu unseren Einheiten und versuchten das Wissen anzuwenden. Ob es gelang oder auch nicht, später.


Auch das war Zittau unsere/meine Unterkunft, da gab es keinen Komfort. Am Kopfende haben wir ein Brett mit den wichtigsten Büchern.




Eines wollte ich noch erwähnen. Der Jugendklub DT64 im Grünen Ring wurde mit unserem Zug gegründet.



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10.12.2024 12:35
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Ausgerüstet für den Truppendienst


Was nahmen wir in das Truppenpraktikum so alles mit? Na klar den ganzen Inhalt vom Spind und die Teile die auf ihm lagen. Eben den „Gefechtsschrott“ wie wir so im Allgemeinen gesagt haben.
Das fachlich-theoretische Wissen der Nachrichtentechnik und Nachrichtentaktik. Ein bisschen Leitungsbau-, Fernschreib-, Fernsprech- und Funkausbildung. Allgemeines Wissen und „Können“ aus den Bereichen Chemischer- und Pionierdienst, Militärtopografie, Gesundheitsfürsorge, Grundlagen der Dienstvorschriften und Exerzierausbildung, ach ja, da war ja noch die Schießausbildung und Umgang mit Waffen. Natürlich nicht zu vergessen die politischen Grundlagen der Gesellschaft.
Militärpsychologie und -pädagogik.



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10.12.2024 12:37
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Zittaus Wälder sprechen Russisch


„Nobi“, unser Parteigruppensekretär, wohnte mit seiner Frau in Löbau. Er berichte uns, dass um Löbau, Görlitz und dem Gebirge seltsamerweise viele russische Soldaten in den Waldgebieten waren. Erstaunlicherweise spricht keiner etwas deutsch und es sind wieder Tauschgeschäfte an der Tagesordnung. Das war im Juni/Juli 1968. Wir vermuteten, es wird wieder ein großes Manöver geben. Als Offiziersschule hatten wir da ja keinen besonderen Teil zu leisten, zumal ja Ende Juli sowieso unser Truppenpraktikum begann. Unsere Sorge war da wesentlich auf die zukünftigen Arbeiten und den Standort konzentriert. Für uns als Nachrichtenschüler gab es einige Standorte, die nicht gerade beliebt waren. Eggesin, das 3-Meeresland oder Niederlehme standen nicht hoch im Kurs.
Besonders die WKK/WBK waren sehr problematisch. Gab es da doch auch ZBs, die hier arbeiteten.



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10.12.2024 12:37 (zuletzt bearbeitet: 10.12.2024 12:48)
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Ab ins Praktikum nach Erfurt


Nun ja, der Tag des Praktikumseinsatzes kam immer näher. Die Kompanieleitung kannte unsere Orte schon, bis auf unserem Zugführer, der ja auch ein Schüler war. Es müssten ja für jeden OS einen Dienstauftrag und die notwendige Fahrkarte ausgestellt werden. Hätten wir das als Schüler gemacht, währen einige bestimmt mit Unlust zu den Orten gefahren.
Ich habe gehofft nach Dessau zu meiner ehemaligen Einheit zu kommen. Dieter, war ja auch ein Dessauer und hatte die gleiche Hoffnung. Der Tag der Versetzung rückte an. Alles auf den Ex-Platz, mit allen „Habchen und Babchen“, die Kp war echt leergeräumt. Klar, die neuen OS sollten ja zur Zulassungsprüfung erscheinen und musste für die Zeit untergebracht werden.
Jetzt wurden die Dokumente übergeben und jeder erfuhr seinen Endbahnhof und die Einheit, wo er sein Praktikum zu absolvieren hatte. Dessau stand bei mir nicht auf dem Marschbefehl, machte mir erst einmal ein langes Gesicht, aber da stand ERFURT. Huch, wie habe ich das verdient?
Erfurt, die Nachrichteneinheit, war ja nur 5 min vom Wohnort entfernt. (Raus aus dem Haus, die Mauere entlang und da war schon das Kasernentor). Da überwog die Freude und Dessau war somit Geschichte.
Der Transport zum Zug nach Erfurt war gut organisiert, wir kamen zur Mittagszeit an und wurden auch gleich zum HdA gebracht. Wenn ich schreibe wir, so bezieht sich das auf die Praktikanten der anderen Fachrichtungen, die ja auch von der Division angefordert wurden.
Im großen Saal des HdA nahmen wir Aufstellung zur Begrüßung in der Division. Es erscholl, für uns zum ersten Male, der Ruf „Genossen Offiziere“. Wir nahmen Grundstellung zu dem Offizier, der diesen Ruf erschallen ließ. Es war ein etwas korpulenter Oberst. Die Tür öffnete sich und ein General trat ein. Vom Oberst kam die Meldung der Vollzähligkeit der Einheitskommandeure und der Praktikanten.
Eine klare und recht warme Stimme erklang mit den Worten „Guten Tag Genossen Offizier und Praktikanten, ich begrüße sie herzlich in der 4. Motschützendivision“ ein nicht geübtes „Hurra, hurra, hurra“ (es war einfach ansteckend von den Kommandeuren herübergekommen), war die Erwiderung. Ein kurzer Abriss zur 4.MSD und ihren Einheiten folgte mit dem Hinweis, die positive Tradition der Division zu verstärken und unser Praktikum erfolgreich zu beenden.
Das weitere Prozedere war der Aufruf der Einheitskommandeure und die Zuordnung der Praktikanten. Jeder neue „Trupp“ wurde vom General mit Handschlag und ein paar persönlichen Worte bedacht. Zum Abschluss wurde dann ein kleines Stehbankett eröffnet.
Vor HdA standen die Fahrzeuge bereit, um uns in die Standorte zu bringen. Das „Gepäck“ der Praktikanten in der Löberfeld wurden mit Handkarren abgeholt und wir liefen mit unseren neuen Kommandeuren in die Einheit, genauer in den Bataillonsbereich des NB-4. Unser Schlafsaal wurde uns gezeigt und die persönliche Ausrüstung von Soldaten hereingebracht. Die Kp-Chefs erschienen und wir wurden uns gegenseitig vom SC des Bataillons vorgestellt. Ein Hptm Senf war ab diesem Zeitpunkt mein Vorgesetzter. Er war der Kompaniechef der Funkstellen kleiner Leistung.



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10.12.2024 12:42 (zuletzt bearbeitet: 11.12.2024 16:59)
#17
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Das NB-4


Die Praktikumskompanie war die „Funkkompanie kleiner Leistung“. Eine große Anzahl an Funkstellen kleiner Leistung (R-125) und eine Anzahl von PU50 war der Technikbestand. Ich wurde als „ZF“ für die R-125 eingesetzt. Der alte ZF Oltn. Dietrich sollte den KC ablösen und ich dann richtiger ZF der 125er werden.
Jetzt kam ich das erste Mal mit Wehrpflichtigen zusammen. Kein Offizier, kein Unteroffizier, eigentlich ein Nichts. Der disziplinare Schutz durch die Kp.-Offiziere war zwar gewährleistet, aber hinter vorgehaltener Hand wurde ich bedauert soviel länger zu dienen. Das schwächte sich aber mit der praktischen Ausbildung im Gefechtsdienst ab. Da wurden wir in der Schule gut vorbereitet. Mit meiner Vorstellung meines Armeelebens bis zum aktuellen Zeitpunkt wendete sich das Blatt und ich bekam zumindest ein bisschen Achtung und Unterstützung. Bei dem Politunterricht mit den Soldaten fungierte ich als „Beisitzer“. Der die Technik bediente, die „Lesezeit“ in dem Heft „WuK“ überwachte und eventuell einen Einwurf bei der Diskussion einbringen durfte. Exerzieren, Schutzausbildung, Sport (MKE), HuG, Gerätelehre und Entfaltungsübungen waren aber voll in meiner Hand, da machte der alte ZF einfach Pause beim „Spies“. War auch gut so, da konnte ich das machen, was ich wollte und konnte im Rahmen der Vorgaben.
Ich hatte zwar einen Spind, ein Bett und einen Nachtschrank im „Bataillonsbereich“, durfte aber da ich in Kasernennähe wohnte und Telefonanschluss (meine Eltern hatten den) hatte zu Hause schlafen.
So war das Praktikum durchaus erträglich. Im Juli gab es in Erfurt das Pressefest der Zeitung „DAS Volk“ und da wurde ein Wochenende für die NVA-Angehörigen festgelegt. Die Einheiten schickten dazu Soldaten und Uffz als Auszeichnung hin. Tanz, Essen und Getränke (nur Bier, Limo, Brause) waren frei. Mädels wurden durch die Betriebe (Schuhschäfer, Optima, Funkwerk, EVB) delegiert.
Die Militärstreife hatte auf fast alles ein Auge geworfen.
Ich war mit 3 Soldaten und 2 Uffz dazu auserkoren, an der Veranstaltung teilzunehmen. Also mal schnell in die Runde gesehen und versuchen was zum Tanzen zu bekommen. Klappte aber erst beim 2. oder 3. Anlauf. Das Mädel kam von der Optima und war nicht von Erfurt. Tanze und unterhalten hatte schon seinen Reiz. Also wurden die nächsten Tänze vorbestellt und das klappte. Zum Schluss der Veranstaltung haben wir noch die Adressen ausgetauscht und einen Briefwechsel zugestimmt. Mit meinen Schulterstücken konnte sie zwar nichts so richtig anfangen, aber das kann man ja erklären. Und so kam es dann später auch. Das war der Startschuss für ein gemeinsames Leben. Ein Jahr später und wir wurden ein Ehepaar.



Das war am 28.02.1969



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10.12.2024 12:48 (zuletzt bearbeitet: 10.12.2024 12:49)
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Kleiner Abschweif ins privat Dienstliche


Die erste sozialistische Eheschließung auf unserem Dorf. Das Hochzeitsauto vom K des NB-4, den Bus für die Gäste von der LPG und als Geschenk eine Wohnungszuweisung im Neubau im Dorf. Mehr Sonnen hätten ja nicht aufgehen können. Wermutstropfen, ich hatte kein eigenes Telefon und könnte bei einer Alarmierung nicht geholt werden.
Über Bürgermeister und ABV war das aber zu erledigen. Eine 250er ETZ war dann auch das „Einsatzfahrzeug“ für mich.

Doch zurück zum Praktikum.
Mitte August hatte ich ja schon das Ende des Praktikums in Sicht. Es lief alle gut und ich konnte fest mit der ZF-Stelle rechnen. Um den 20. August kam überraschend mein Onkel aus Suhl zu uns zu Besuch. Meine Eltern, ich wohnte ja noch bei ihnen, waren auch überrascht. Nach dem gemeinsamen Abendbrot sagte mein Onkel, ich sollte mal heute in der Kaserne schlafen. Meine Mutter bezog mein Bett neu und ich machte mich auf den Weg zur Kaserne.
In der Nacht gegen 2 Uhr brach das Chaos los. Alarm, als rein in die Klamotten am OvD vorbei und auf die Einschränkungstafel gesehen. Was war das. War die Tafel kaputt? Keine Einschränkung war zu sehen. Rückfrage bestätigte das. Ach du heilige Sch…e, jetzt wird es ernst, aber weswegen und womit. Draußen hörte ich schon die Ketten rasseln, unsere PUs verließen das Objekt in Richtung Bereitstellungsraum. In der Kp angekommen, war die Waffenkammer geöffnet, jeder hatte schon seine Waffe am Mann. Die Munition wurde ausgegeben und die scharfen Schutzfilter an den Mann gebracht. Die Trupps waren im Begriff, ihre Abholplätze am Divisionsstab einzunehmen. Es war das blanke Chaos.
Was war passiert. Im Zuge des Einmarsches der Truppen (außer NVA) in die CSSR, wurde dieser Alarm ausgelöst. Später habe ich erfahren, dass mein Onkel wegen dieser militärischen Aktion schon von Suhl extra nach Erfurt befohlen wurde und meine Nächtigung in der Kaserne nicht ohne war.
Wo das Chaos begann, ist nicht geklärt worden. Jedenfalls der OpD der Division hatte den Alarm für alle Einheiten ausgelöst. Am frühen Nachmittag kamen dann die ersten zögerlichen Informationen. Absolutes Verbot von Radio und Fernsehen, sofortige Versammlung von FDJ- und Parteigruppen. Zurückholen der im Konzentrationsraum befindlichen Trupps und Technik. Einzug der Munition, Einlagerung der Schutzmaskenfilter und Verschluss der Waffen der Wehrpflichtigen. Offiziere blieben bewaffnet.
Wir hatten etwa 4 Reservisten in der Kp. Bei dem anschließenden Appell der Einheit wurde verkündet, dass es bis auf Weiteres keinen Ausgang und Urlaub geben wird. Die Dienstzeit der Reservisten wurde auch verlängert. 3 von den 4 Resis fielen um und wurden sofort in den Kp-Klub gebracht. Ihre Dienstzeit wäre ja in 2 Tagen zu enden gewesen. Die unfreiwillige Verlängerung hatte sie offenbar aus der Bahn geworfen. Das Praktikum hatte also unfreiwillig einen Höhepunkt erreicht, den keiner so richtig vorher ahnen konnte. Nur dass zum Praktikumsstart in den Wäldern um Zittau russische Soldaten ohne DDR-Erfahrung „Quartier“ bezogen haben.
Es gab aber auch erfreuliches während der Praktikumszeit in Erfurt. Ein gesellschaftlicher Höhepunkt war das Pressefest der Zeitung „Das Volk“ im Juli. Im „Stadtgarten“ wurden Soldaten und Zivilisten dazu eingeladen. Das war eine Aufgabe für uns „Erfurter Praktikanten“, die die Offiziere der Einheiten des Standortes gerne abtraten. So hatte ich die Aufsicht über 4 Soldaten und 2 Unteroffiziere aus unserem Bataillon. Ausgangskarten für alle bis 2 Uhr organisiert und die Truppe zum Lokal geführt.
Großes Erstaunen ob der Menge an Frauen, die auch bei der Veranstaltung eingeladen waren. Für mich war es ein „verhängnisvolles“ Treffen. Ich lernte hier meine zukünftige Frau kennen.
Leider wurde die sich anbahnende Beziehung für relativ kurze Zeit, August 1968, Problem CSSR, auf eine reale Zerreißprobe gestellt. Wir haben sie bestanden.

Es war klar, das Praktikum wurde verlängert und die Ernennung zum ersten Offiziersdienstgrad verlegt. Am 14. November 1968 wurde dann unser Lehrgang ohne großes Brimborium in Zittau auf den Ex-Platz zu Unterleutnant ernannt und in die Truppe verabschiedet. Es gab noch ein Mittagessen und dann war die Schulzeit auch schon vorbei. Das reale Leben hatte uns wieder.



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19.12.2024 15:22 (zuletzt bearbeitet: 28.04.2025 17:31)
#19
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Neue Aufgaben im AB-4
(oder Ultn. sind noch keine Offiziere)

Der erneute Empfang in der 4.MSD war dann nicht so wie zum Start des Praktikums. Schließlich waren ja unsere Arbeitsstellen bekannt. Meine Freude währte aber nicht lange. Bei der Meldung beim Bataillonskommandeur wurde ich sofort in das AB-4 versetzt. Es fehlte da an einem Nachrichtenzugführer. Der einzige Vorteil, die Einheit befand sich in der gleichen Kaserne nur 3 Blöcke weiter zum Stab der Division. Also mit Sack und Pack zu den neuen Dienstherren in AB-4.
Ein großer Major mit recht finsterem Ausdruck. Major Thü., Hptm Schar und Hptm De waren ab sofort für mich Vorgesetzte als Kdr, SC und ONa. Der Zug war gleich in dem Parterre hinter dem Stab untergebracht. Die Technik, ein Sammelsurium aus fast allen Bereichen der Na-Technik. So hatte ich an Funksätzen R-118 AM auf 152 SPW, R-118 BM3 A, R-125, LBT's, Ladestation und Werkstadtwagen.
Die einzige bekannte Technik war die FuStelle R-125. Eine 118 in einem 152er SPW kannte ich nicht. Die R-118 BM3 A kannte ich in dem grundlegenden Aufbau, allerdings war statt der Fernschreibmaschine ein Magnetplattenspieler vorhanden.

R-118-AM R-118 BM3 A und der Magnetplattenspieler


Die R-125 das Funkpult 10

Mit dem FuPu 10 hatte ich dann die Ausbildung der Funker zu realisieren. Wenn ich diese Ausbildung durchzuführen hatte, immerhin für die Fernaufklärer und die Funkaufklärer des Bataillons, übernahmen die KCs der beiden Kp. Die allgemeine militärische Ausbildung meiner Uffz und Soldaten. War nicht schlecht, den Part musste ich nicht machen. Was mir noch blieb, war die Politausbildung der Soldaten meines Zuges. Die Uffz hatte der ONa durchzuführen.

Der allgemeine Dienst im Bataillon
Was soll man dazu eigentlich schreiben? Fangen wir doch mal an bei den Besonderheiten der Einheit. Die 1. und 2. Kp. Waren die „richtigen“ Aufklärer mir PT76 und SPW 40P2 mit der entsprechenden Panzerfunkausrüstung. Dann gab es noch die Funkaufklärung mit einem stark verringerten Bestand gegenüber der Technik von Dessau und der Unterstützung im Streifen der Gefechtshandlungen der Division. Als Fernaufklärung gab es da auch eine Kompanie, die allerdings sehr stark über die Nachrichtentechnik an meinen zu gebunden war. Die Tastfunkausbildung und die Gerätelehre wurden durch mich durchgeführt und ich musste die Technik erst selber lernen und bedienen. Meine R-118-AM war dazu speziell ausgerüstet.

R-350 Spruchstanzer Schnellgeber

Es war eine zusätzliche Aufgabe, die auf mich zukam. Kannte ich doch nicht die Technik und ihre Zusammenhänge. Bisher bekam man ja die Übungsfunkfrequenzen durch die UA Nachrichten zugewiesen, aber jetzt musste man störungsfreie Frequenzen mit der 118 selber suchen. Hat man welche gefunden, mußen sie mit einem Schlüsselverfahren, das auch den Funkern der FernAkl bekannt war verschlüssel und senden. Der Funker hörte den Spruch ab (er wurde 3-mal gesendet), Die Stammfrequenz war ihm bekannt. Jetzt hatte er seine Sendefrequenz und die Sendezeit, bei dem wir auf Empfang waren. Mit dem Schnellgeber wurde seine Information 2-mal gesendet und bei uns mit dem Magnetplattenaufzeichnungsgerät gespeichert. Den Spruch konnten wir dann aufnehmen und an den Empfänger weiterleiten. Die Regeln des NVA-Funkverkehrs wurden dabei stark abgeschwächt. Der Fernaufklärertrupp sollte ja nicht gefunden werden. Bei einer Übung ereilte mich dann das Schicksal in einem Offiziersaufklärungstrupp der Funker zu sein. Wir wurden per Hubschrauber in das "vermeintliche Feindgebiet" geflogen und mussten in der Standschwebe den Hubschrauber mit Sack und Pack verlassen. Der Nochtner Platz war dabei unser Operationsgebiet. War zwar lehrreich und beeindruckend, aber nicht s für mich im täglichen Dienst.

Was ist ein ND-Dienst?
Als neue, noch unbekannte Aufgabe gab es den 24-Stunden Dienst der DNs (Diensthabender Nachrichten). Dafür gab es allerdings keinen GOvD oder OvD der ABs für mich. Zu dem Dienst des DNs gab es eine 2-Stunden Einweisung durch den LN der Division. Von der Schule hatten wir dazu keinerlei Information, was alles so ein Dienst mit sich bringt. Allerdings, mit etwas logischer Überlegung war die Aufgabe durchaus zu erfüllen. Für die Zeit war ich dann Vorgesetzter von mehreren ZBs als Fernsprecher und Fernschreiber.
Der Dienst war sehr gewöhnungsbedürftig. Schlafenszeit war von 22 Uhr bis 6 Uhr allerdings in voller Dienstbekleidung, d. h. angezogen mit Hose lang und Oberhemd. Jacke und Schuhe waren neben dem Hocker aufgepflanzt. Die Frauen hatten ja eine normale 8h-Schicht und ich musste die Übergabe/Übernahme kontrollieren, also dass die Arbeitsplätze entsprechend dem Schichtplan besetzt waren. Eingehende und ausgehende Fernschreiben hatte ich dem Vorzimmer des Kommandeurs der Division vorzulegen und anschließend den jeweiligen Diensten zuzustellen. Von der Chiffrierstelle bekam ich dann Lochstreifen mit dem Hinweis wohin übermittelt werden sollte. Umgekehrt bekam ich auch FS-Blätter und Lochstreifen, die an die Chiffrierstelle übergeben werden mussten. Zu dem Dienstbereich zählte unter anderem auch eine Richtfunkverbindung, Funkverbindung und die Richtfunkstrecke der Verwaltung 2000 und der Partei, deren Räumlichkeiten versiegelt waren und die ich nur auf unbeschädigte Petschierung zu überwachen hatte. Soweit ich mich erinnere, war der Dienst von 6 bis 6 Uhr, also 24 Stunden plus Übernahme und Übergabe. Recht moderat, wenn bedenkt, dass der nächste Tag dienstfrei war. Der Start zu diesem Dienst begann allerdings mit einer Belehrung und einer schriftlichen Verpflichtung zur strengen Wachsamkeit und Geheimhaltung.







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28.04.2025 17:27 (zuletzt bearbeitet: 28.04.2025 18:01)
#20
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Dienstverlauf im AB-4

Im AB herrschte ein Spruch: “Offiziersdienstversammlung, Unterleutnante haben teilzunehmen“. So war die Einstellung im Stab des Bataillons, aber auch andre Dienstgrade hatten unter der Führung zu leiden. Am Sonntag gab es für die Truppenverpflegung immer Kuchen. Am Montag haben sich Soldaten der 1. und 2. AklKp beim Kommandeur beschwert, dass der Kuchen einen starken „Wölbungsgrad“ hatte oder einfacher gesagt getrocknet war. Die falsche Lagerung in der Küche war die Ursache. Die Küche unterstand zwar dem NB, aber aus dem Stabszug vom AB waren Soldaten auch verpflichtet. Daraufhin wurde Appell angeordnet. Der Batailloner machte den Verpflegungsoffizier (Sein Stellvertreter Rückwärtige Dienste) richtig zur „Sau“ und verpflichtete ich sofort den Kuchen zu ersetzen, aber auf seine Kosten. Ich war wie vom Blitz getroffen. Vor versammelter Mannschaft einen Offizier so abzukanzeln, das geht überhaupt nicht. Bei der nächsten Parteiversammlung im Stab habe ich dann mein Unverständnis zum Ausdruck gebracht mir den Worten: „Genosse Kommandeur, ich kann sie als Mensch nicht achten, werde aber militärisch alle Befehle befolgen, da sie mein Kommandeur sind.“ Daraufhin wurde die Versammlung um einen Punkt erweitert und ich erhielt eine Rüge wegen Unsachlichkeit gegenüber einem Vorgesetzten. Im Ergebnis dessen hatte ich meine Beförderung zum Ltn. Um ein Jahr verschoben. Musste ja erst die Rüge abarbeiten.
So richtig warm bin ich im AB nicht geworden, obwohl es nicht ein so schlechter Dienst war. Ein eigens Dienstzimmer wenn auch gleich gegenüber den SC des Bataillons. Er war ja mein unmittelbarer Vorgesetzter, denn der ONa war ja nur mein fachlicher Beistand.
Bei einer Schauübungsvorbereitung „Durchbruch“ sollte Fernaufklärer durch die feindlichen Linien abgesetzt werden. Dazu wurde auf dem TÜP Ohrdruf ein Training angesetzt. Der Stab (K, SC, Politnik, ONa und LAkl) waren auf dem „Feldherrenhügel“ versammelt und auch ich durfte mir einem SPW in der Nähe stehen. Hatte ja die Funkverbindung zu den handelnden Truppen sicherzustellen. Die Übung rollte an und alles schien nach Plan zu laufen, bis den K ein SPW auffiel, der nicht in der vorgeschriebenen Deckung stand. Das war Adrenalin vom Feinsten. Die Brüller in das Funkmikro sollte das schnellstens korrigieren, aber nichts geschah. Wenn der SPW die Luken offen gehabt hätte, hätte man in bestimmt gehört. Ein zweiter und dritter Brüller veränderte nicht. Frage an mich, ob die Funkverbindung geht, konnte ich nur mit Ja beantworten. Warum hören die mich nicht? Die Antwort von mir, Sie sprechen zu laut ins Mikro, da tritt der Begrenzer in Kraft und es ist nur Rauschen zu verstehen. Schlagartige Ruhe auf dem Hügel. Der Politnik hatte eine Vorahnung was jetzt kommen könnte und nahm das Mikro, sprach mit ruhiger Stimme, der SPW 5 Meter weiter vor in die Stellung. Und was passierte der SPW führ in die angegebene Stellung.
Ein verhaltenes Lachen bei den auf dem Hügel stehenden Offizieren und ich hatte meinen ersten Spitznamen weg, der „Begrenzer“.



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